Barczewko – Alt-Wartenburg

Eigentlich sollte die heutige Stadt Wartenburg 7 km weiter westlich am Wadangsee (jez. Wadag) entstehen. Auf dem 131 m hohen Kosakenberg, südlich des Ortes, errichtete man 1325, noch zur Zeit des Bischofs Eberhard von Neiße (1301 – 1326), unter der Leitung des bischöflichen Vogts Friedrich von Liebenzell ein Wacht- und Wildhaus, von dem aus die Späher des Ordens in die Wildnis vordrangen, um die feindlichen Litauer zu beobachten.

Daneben entstand eine Siedlung, die am 26. Dezember 1329 vom Bischof Heinrich II. Wogenap (1329 – 1334) stadtähnliche Rechte zugesichert bekam.

Bei einem Überfall 1354 zerstörten die Litauer unter ihren Führern Olgierd und Kynstut die Ansiedlung samt Wildhaus so gründlich, dass man nach einem strategisch günstigeren Bauplatz für eine Stadt Ausschau hielt und den an der Stelle des heutigen Wartenburg fand. Die alte Siedlung wurde dennoch beibehalten, wenn auch im wesentlich bescheideneren Umfang eines Dorfes, das man dann Alt-Wartenburg nannte. Nach ihrem Wiederaufbau erhielt sie am 9. Juli 1376 eine neue Handfeste von Bischof Heinrich III. Sorbom.

Die ursprüngliche Siedlung befindet sich am Ufer des Wadangsees in einer Wallanlage, die den Flurnamen Dobre Miasto – Altstadt trägt. Da das Gelände in den späteren Jahrhunderten nicht überbaut wurde, sind die Überreste aus der Kolonisationszeit recht gut erhalten und weckten damit das Interesse der Archäologen. Es wurde das Forschungsprojekt „Alt-Wartenburg/Barczewko – das ermländische Pompeji“ gegründet und 2013 – 2015 mit Mitteln der Bundesrepublik, der Universitäten Danzig und Göttingen sowie der Gemeinde Barcewo realisiert.[1]

Die Pfarrkirche St. Katharina und St. Laurentius erhielt 1582 ihre Weihe unter Bischof Martin Kromer (1579 – 1589), nachdem der Erstbau nach 1376 durch ein neues Gebäude ersetzt worden war. Dieses erlitt während der Schwedenkriege so schwere Beschädigungen, dass ein weiterer Neubau erforderlich wurde, den man 1782 – 1784 realisierte. Dieser wurde bis auf den Turm Opfer eines Feuers. Von 1889 – 1893 baute man die heute noch existierende dreischiffige Hallenkirche mit Querschiff, Chor und Sakristei im neoromanischen Stil gründlich um. Auf dem Dach befindet sich eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1784.

Die Innenausstattung setzt sich aus Arbeiten des 17. bis 19. Jhs. zusammen.


[1] Details siehe Fe l i x Bi e r m a n n , Greifswald, C h r i s t o f e r He r r m a n n und A rk a d i u s z Ko p e rk i e w i c z , Gdask – Alt-Wartenburg/Barczewko Interdisziplinäre Erforschung einer spätmittelalterlichen Stadtwüstung im Ermland (Nordostpolen), ZAM Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Jahrgang 44, 2016, Seiten 115–148 Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn