Im Hauptgeschoß des Nordflügels mit noch erhaltenem Laubengang, der allerdings früher unverglast war, wohnte Nikolaus Kopernikus 1516 – 1519 sowie 1521 bis 1524 als Administrator des Kapitels. Sein Arbeitszimmer, der westliche Saal, auch Kopernikuszimmer genannt, der früher in Schlaf- und in Arbeitszimmer unterteilt war, ist der Mittelpunkt einer Ausstellung für den berühmten Astronomen. Die Treppenstufen im Raum führten zum Aborterker. Über dem Kamin war ein Spruch von Äneas Sylvius Piccolomini, 1457 – 1458 als Bischof des Ermlands vorgesehen und 1458 als Pius II zum Papst aufgestiegen, eingeritzt, den Kopernikus sich als Grabspruch erwählte. Der lateinische Text lautete übersetzt in etwa: “ Nicht mit Paulus bitt ich um gleiche Gnade / Nicht, die Petrus fand, die Verzeihung such ich. / Jene, die am Kreuze Du gabst dem Schächer / bitt ich mit Inbrunst”[1]. Vermutlich ist die Inschrift inzwischen zerstört.

In dem Hofgang vor dem Arbeitsraum sind über der Verbindungstür astronomische Konstruktionszeichnungen zu sehen, die noch von Kopernikus stammen sollen. Es handelt sich dabei um Aufzeichnungen über die Tag-und-Nacht-Gleiche (Äquinoktium-Diagramm zur Berechnung der tatsächlichen Länge eines Jahres), die zwischen dem 25. 1. und dem 20. 4. 1517 angefertigt wurden. Die beiden westlichen Joche des Ganges wurden 1832/33 abgerissen und wiederaufgebaut.

Der Saal zwischen Kapelle und Kopernikusraum war einst der Remter, der nach dem Umbau den Rahmen für festliche Empfänge abgab Das kunstvolle Kristallgewölbe in diesem und im Kopernikuszimmer entstand erst Ende 15. oder Anfang 16. Jh. An der Fensterfront sind noch Spuren einer frühen Bemalung zu erkennen.

Die Sterngewölbe der Kapelle im östlichen Teil des Nordflügels sind die einzigen, die noch von der Anfangszeit künden. Die Kapelle wurde 1530 in den Südflügel verlegt und der bisherige Andachtsraum als Sitzungszimmer genutzt. Unter dem Fenster der Kapelle befindet sich ein Ausguss mit Abfluss nach draußen, wo man sich die Hände waschen oder die heiligen Gefäße reinigen konnte.

Die einst niedrigere Raumhöhe im Hauptgeschoß von 5 m wurde beim Umbau zum Sitz des Regierungspräsidenten 1909 – 1911 um 1,20 m vergrößert, indem man den Fußboden entsprechend absenkte. Dabei nahm man in Kauf, dass die unteren Gewölbe zerstört und durch Flachdecken ersetzt wurden. Außerdem durchbrach man die Wände der Säle, um breitere Durchgänge zu erzielen und schuf so die gewünschten Ausmaße für Repräsentationsräume, die mit der Wohnung des Präsidenten im Ostflügel in Verbindung standen.

Der Mittelbau im Osten der Burg entstand in seiner heutigen äußeren Form 1756 – 1758 als Wohnraum hauptsächlich für den Administrator. Nach entsprechenden Umbauten diente dieser Flügel ab 1911 als Wohnung für den Regierungspräsidenten. Heute gehören die Räume zum Museum für ermländische Kultur und Geschichte. In einem der Wohnräume existiert noch ein Kachelofen mit motivischen Kacheln, den Michael Jantzen 1754 gebaut hat.
Museum: ul. Zamkowa 2, geöffnet Di – So 9°° – 17°°

Die vom Hof aus zugängliche Erdgeschoßebene der Burg enthielt die Wirtschaftsräume, und unter denen erstreckten sich zweigeschossig die Lager- und sonstigen Kellerräume mit Kreuzgewölben. Große Speicherräume gab es unter dem Dach.

Der Südflügel der Kapitelburg wurde aufwendiger befestigt als der Nordflügel, weil er mehr gefährdet war, hat also auch dickere Mauern, die im untersten Bereich 6 m stark sind. Der außen überstehende Wehrgang verfügt noch über Öffnungen, durch die man z. B. Pfeile hinausschleudern, aber auch kochendes Wasser oder heißen Teer über dem anstürmenden Feind ausgießen konnte. Den Wehrgang nennt man “Hurde” und die Allensteiner Hurde ist das einzige erhaltene Beispiel für diese Art Wehrgang in Ostpreußen.[2]

Im Innern befindet sich die St. Annenkapelle, die sich ursprünglich im Nordflügel befand. 1530 wurde Auftrag gegeben, diese hierher zu verlegen und 1580 konnte Bischof Martin Kromer (1579 – 1589) sie einweihen. Den Raum mit Sakristei, das aufwendige Sterngewölbe und den extra Zugang vom Hof aus schuf ein Meister Nikolaus aus Allenstein. Die Kapelle wurde bis 1822 für Gottesdienste genutzt. Heute ist sie Konzertsaal.

Ansonsten residierte im Südflügel der Kapitelvogt oder der Burggraf. Es gab eine Domherrenkammer sowie Räume für die Visitatoren. Der Hausmeister hatte hier seine Wohnung. Den Raum über der Sakristei aus dem 17. Jh. mit offener Balkendecke und Kamin nannte man die Vogelstube. Die drei oberen Etagen dienten als Kornspeicher. Im Erdgeschoß gab es eine Küche und Wirtschaftsräume sowie das Brandhaus und die Badestube.

Qu.: Anton Funk, Geschichte der Stadt Allenstein von 1348 – 1943, Scientia Verlag Aalen 1979, S. 4
[2] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S. 299

Im Hauptgeschoß des Nordflügels mit noch erhaltenem Laubengang, der allerdings früher unverglast war, wohnte Nikolaus Kopernikus 1516 – 1519 sowie 1521 bis 1524 als Administrator des Kapitels. Sein Arbeitszimmer, der westliche Saal, auch Kopernikuszimmer genannt, der früher in Schlaf- und in Arbeitszimmer unterteilt war, ist der Mittelpunkt einer Ausstellung für den berühmten Astronomen. Die Treppenstufen im Raum führten zum Aborterker. Über dem Kamin war ein Spruch von Äneas Sylvius Piccolomini, 1457 – 1458 als Bischof des Ermlands vorgesehen und 1458 als Pius II zum Papst aufgestiegen, eingeritzt, den Kopernikus sich als Grabspruch erwählte. Der lateinische Text lautete übersetzt in etwa: “ Nicht mit Paulus bitt ich um gleiche Gnade / Nicht, die Petrus fand, die Verzeihung such ich. / Jene, die am Kreuze Du gabst dem Schächer / bitt ich mit Inbrunst”[1]. Vermutlich ist die Inschrift inzwischen zerstört.

In dem Hofgang vor dem Arbeitsraum sind über der Verbindungstür astronomische Konstruktionszeichnungen zu sehen, die noch von Kopernikus stammen sollen. Es handelt sich dabei um Aufzeichnungen über die Tag-und-Nacht-Gleiche (Äquinoktium-Diagramm zur Berechnung der tatsächlichen Länge eines Jahres), die zwischen dem 25. 1. und dem 20. 4. 1517 angefertigt wurden. Die beiden westlichen Joche des Ganges wurden 1832/33 abgerissen und wiederaufgebaut.

Der Saal zwischen Kapelle und Kopernikusraum war einst der Remter, der nach dem Umbau den Rahmen für festliche Empfänge abgab Das kunstvolle Kristallgewölbe in diesem und im Kopernikuszimmer entstand erst Ende 15. oder Anfang 16. Jh. An der Fensterfront sind noch Spuren einer frühen Bemalung zu erkennen.

Die Sterngewölbe der Kapelle im östlichen Teil des Nordflügels sind die einzigen, die noch von der Anfangszeit künden. Die Kapelle wurde 1530 in den Südflügel verlegt und der bisherige Andachtsraum als Sitzungszimmer genutzt. Unter dem Fenster der Kapelle befindet sich ein Ausguss mit Abfluss nach draußen, wo man sich die Hände waschen oder die heiligen Gefäße reinigen konnte.

Die einst niedrigere Raumhöhe im Hauptgeschoß von 5 m wurde beim Umbau zum Sitz des Regierungspräsidenten 1909 – 1911 um 1,20 m vergrößert, indem man den Fußboden entsprechend absenkte. Dabei nahm man in Kauf, dass die unteren Gewölbe zerstört und durch Flachdecken ersetzt wurden. Außerdem durchbrach man die Wände der Säle, um breitere Durchgänge zu erzielen und schuf so die gewünschten Ausmaße für Repräsentationsräume, die mit der Wohnung des Präsidenten im Ostflügel in Verbindung standen.

Der Mittelbau im Osten der Burg entstand in seiner heutigen äußeren Form 1756 – 1758 als Wohnraum hauptsächlich für den Administrator. Nach entsprechenden Umbauten diente dieser Flügel ab 1911 als Wohnung für den Regierungspräsidenten. Heute gehören die Räume zum Museum für ermländische Kultur und Geschichte. In einem der Wohnräume existiert noch ein Kachelofen mit motivischen Kacheln, den Michael Jantzen 1754 gebaut hat.
Museum: ul. Zamkowa 2, geöffnet Di – So 9°° – 17°°

Die vom Hof aus zugängliche Erdgeschoßebene der Burg enthielt die Wirtschaftsräume, und unter denen erstreckten sich zweigeschossig die Lager- und sonstigen Kellerräume mit Kreuzgewölben. Große Speicherräume gab es unter dem Dach.

Der Südflügel der Kapitelburg wurde aufwendiger befestigt als der Nordflügel, weil er mehr gefährdet war, hat also auch dickere Mauern, die im untersten Bereich 6 m stark sind. Der außen überstehende Wehrgang verfügt noch über Öffnungen, durch die man z. B. Pfeile hinausschleudern, aber auch kochendes Wasser oder heißen Teer über dem anstürmenden Feind ausgießen konnte. Den Wehrgang nennt man “Hurde” und die Allensteiner Hurde ist das einzige erhaltene Beispiel für diese Art Wehrgang in Ostpreußen.[2]

Im Innern befindet sich die St. Annenkapelle, die sich ursprünglich im Nordflügel befand. 1530 wurde Auftrag gegeben, diese hierher zu verlegen und 1580 konnte Bischof Martin Kromer (1579 – 1589) sie einweihen. Den Raum mit Sakristei, das aufwendige Sterngewölbe und den extra Zugang vom Hof aus schuf ein Meister Nikolaus aus Allenstein. Die Kapelle wurde bis 1822 für Gottesdienste genutzt. Heute ist sie Konzertsaal.

Ansonsten residierte im Südflügel der Kapitelvogt oder der Burggraf. Es gab eine Domherrenkammer sowie Räume für die Visitatoren. Der Hausmeister hatte hier seine Wohnung. Den Raum über der Sakristei aus dem 17. Jh. mit offener Balkendecke und Kamin nannte man die Vogelstube. Die drei oberen Etagen dienten als Kornspeicher. Im Erdgeschoß gab es eine Küche, eine Backstube mit Mälzerei und Wirtschaftsräume sowie das Brandhaus und die Badestube. Der originale Dachstuhl des Satteldaches ist noch erhalten. Der mit dem Südflügel verbundene Turm ist neungeschossig und gewährt oben einen eindurcksvollen Rundblick über die Altstadt und die umgebende Landschaft.

[1]  Qu.: Anton Funk, Geschichte der Stadt Allenstein von 1348 – 1943, Scientia Verlag Aalen 1979, S. 4
[2] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S. 299