Rus – Reussen

Nachfolgende Informationen entstammen einem Vortrag von Dr. J. Chlosta, ins Deutsche übersetzt von Beate Andalibi aus Jomendorf/Wuppertal, zur Verfügung gestellt von Alfred Behrendt

Ein schroffer Höhenzug, der hier bis an die Alle vorstößt, hat dem Gebiet den Namen „Ostpreußische Schweiz“ eingehandelt.

Die Gründung des Dorfes erfolgte am 26. 1. 1374.

In einer Urkunde von diesem Tag erhielten die Prußen Georg, Michael, Nikolaus, Ludwig und Petrus je drei freie Hufen (1 Hufe = 16,8 ha) zu preußischem Recht als Bienengüter zur Verfügung gestellt mit der Verpflichtung, die Bienen des Kapitels in der Herrschaftlichen Heide (der heutigen Ramucker und Lanskerhofer Forst) zu bewirtschaften. Dafür mussten sie zwei Drittel des gewonnenen Honigs in Naturalien oder als geldliches Äquivalent an das Kaptitel des Ordens abliefern und noch weitere Pflichten erfüllen.

Durch die lebhafte Strömung der Alle entwickelte sich Reussen im ausgehenden Mittelalter zu einem Zentrum von Gewerken, die auf die Energiegewinnung aus Wasserkraft ausgerichtet waren: es gab Mühlen, Sägewerke, Eisen- und Kupferhütten.

1656 wurde Reussen von den Tataren geplündert und niedergebrannt. Die große Pest 1709 – 1711 forderte hier wie anderswo große Opfer. Im 19. Jh. brach häufig die Cholera aus.

Ab dem Lansker See war die Alle für Flöße nutzbar. Es konnten Flöße von 4 Metern Breite mit 200 Stämmen zusammengestellt und transportiert werden. Auf diesem Sektor entwickelte sich Reussen im 19. Jh. zum Zentrum der Floßwirtschaft auf der Alle. Das Holz gelangte bis nach Königsberg und von dort teilweise auf Schiffen in die ganze Welt.

In Reussen sprach man vorwiegend polnisch-masurisch. So war das z. B. im Jahr 1861 bei 360 von insgesamt 407 Einwohnern des Dorfes. 391 von ihnen waren dabei katholischen, 12 evangelischen und 4 jüdischen Glaubens. Eine Schule gab es ab 1838 und auch dort wurde natürlich vorwiegend polnisch unterrichtet, nur an 8 Stunden, später 12 Stunden pro Woche in Deutsch. Das änderte sich bald drastisch: ab Juli 1873 war der Unterricht in polnischer Sprache verboten. Die Durchsetzung des Deutschtums per ordre du mufti führte dann dazu, dass bei der Volksabstimmung nach dem Versailler Vertrag nur (oder immerhin) 37 Stimmen für die Angliederung an Polen, dagegen 387 Stimmen für den Verbleib bei Ostpreußen bzw. Deutschland votierten. Woanders waren es deutlich weniger als 10 Prozent für Polen, im Schnitt in Masuren 1,5 Prozent.

Die jüngste Vergangenheit von Reussen schildert die 1958 im Ruhrgebiet geborene Journalistin und Schriftstellerin Petra Reski, deren Vater und Großeltern Einwohner von Reussen waren, in ihrem Buch „Ein Land so weit.“. Ende der 1990er Jahre hielt sie sich in Reussen auf und sprach mit alten Einwohnern über die Geschichten, die sie von ihren Großeltern gehört hatte, und über ihre Familie. Sie wohnte in dieser Zeit in dem Gebäude der einstigen Gastwirtschaft, die mal den Namen „Gasthaus zur ostpreußischen Schweiz“ trug, was noch schemenhaft über dem Eingang entziffert werden kann. Durch ihr Buch fand sie auch zu dem letzten noch in Ostpreußen überlebenden Reski, ihrem Onkel Josef, der ein Haus in Wrzesina – Alt Schöneberg besitzt.

Im Jahr 2004 feierte man das 630jährige Gründungsjubiläum von Reußen.

In Reußen befindet sich eines der masruischen Ski-Gebiete. Es gibt drei Schleppliefte à 250 Meter und zwei weitere à 300 Meter. Notfalls wird Kunstschnee produziert. Nachtskifahren ist auch möglich. Arrondiert wird dieses Ski-Gebiet durch ein Restaurant, einen Ski-Verleih und eine Ski-Schule. Nähere Informationen siehe unter www.kartasiowka.pl

Rus – Reußen

Nachfolgende Informationen entstammen einem Vortrag von Dr. J. Chlosta, ins Deutsche übersetzt von Beate Andalibi aus Jomendorf/Wuppertal, zur Verfügung gestellt von Alfred Behrendt

Ein schroffer Höhenzug, der hier bis an die Alle vorstößt, hat dem Gebiet den Namen „Ostpreußische Schweiz“ eingehandelt.

Die Gründung des Dorfes erfolgte am 26. 1. 1374.

In einer Urkunde von diesem Tag erhielten die Prußen Georg, Michael, Nikolaus, Ludwig und Petrus je drei freie Hufen (1 Hufe = 16,8 ha) zu preußischem Recht als Bienengüter zur Verfügung gestellt mit der Verpflichtung, die Bienen des Kapitels in der Herrschaftlichen Heide (der heutigen Ramucker und Lanskerhofer Forst) zu bewirtschaften. Dafür mussten sie zwei Drittel des gewonnenen Honigs in Naturalien oder als geldliches Äquivalent an das Kaptitel des Ordens abliefern und noch weitere Pflichten erfüllen.

Durch die lebhafte Strömung der Alle entwickelte sich Reußen im ausgehenden Mittelalter zu einem Zentrum von Gewerken, die auf die Energiegewinnung aus Wasserkraft ausgerichtet waren: es gab Mühlen, Sägewerke, Eisen- und Kupferhütten.

1656 wurde Reußen von den Tataren geplündert und niedergebrannt. Die große Pest 1709 – 1711 forderte hier wie anderswo große Opfer. Im 19. Jh. brach häufig die Cholera aus.

Ab dem Lansker See war die Alle für Flöße nutzbar. Es konnten Flöße von 4 Metern Breite mit 200 Stämmen zusammengestellt und transportiert werden. Auf diesem Sektor entwickelte sich Reußen im 19. Jh. zum Zentrum der Floßwirtschaft auf der Alle. Das Holz gelangte bis nach Königsberg und von dort teilweise auf Schiffen in die ganze Welt.

In Reußen sprach man vorwiegend polnisch-masurisch. So war das z. B. im Jahr 1861 bei 360 von insgesamt 407 Einwohnern des Dorfes. 391 von ihnen waren dabei katholischen, 12 evangelischen und 4 jüdischen Glaubens. Eine Schule gab es ab 1838 und auch dort wurde natürlich vorwiegend polnisch unterrichtet, nur an 8 Stunden, später 12 Stunden pro Woche in Deutsch. Das änderte sich bald drastisch: ab Juli 1873 war der Unterricht in polnischer Sprache verboten. Die Durchsetzung des Deutschtums per ordre du mufti führte dann dazu, dass bei der Volksabstimmung nach dem Versailler Vertrag nur (oder immerhin) 37 Stimmen für die Angliederung an Polen, dagegen 387 Stimmen für den Verbleib bei Ostpreußen bzw. Deutschland votierten. Woanders waren es deutlich weniger als 10 Prozent für Polen, im Schnitt in Masuren 1,5 Prozent.

Die jüngste Vergangenheit von Reußen schildert die 1958 im Ruhrgebiet geborene Journalistin und Schriftstellerin Petra Reski, deren Vater und Großeltern Einwohner von Reußen waren, in ihrem Buch „Ein Land so weit.“. Ende der 1990er Jahre hielt sie sich in Reußen auf und sprach mit alten Einwohnern über die Geschichten, die sie von ihren Großeltern gehört hatte, und über ihre Familie. Sie wohnte in dieser Zeit in dem Gebäude der einstigen Gastwirtschaft, die mal den Namen „Gasthaus zur ostpreußischen Schweiz“ trug, was noch schemenhaft über dem Eingang entziffert werden kann. Durch ihr Buch fand sie auch zu dem letzten noch in Ostpreußen überlebenden Reski, ihrem Onkel Josef, der ein Haus in Wrzesina – Alt Schöneberg besitzt.

Im Jahr 2004 feierte man das 630jährige Gründungsjubiläum von Reußen.

In Reußen befindet sich eines der masurischen Ski-Gebiete. Es gibt drei Schleppliefte à 250 Meter und zwei weitere à 300 Meter. Notfalls wird Kunstschnee produziert. Nachtskifahren ist auch möglich. Arrondiert wird dieses Ski-Gebiet durch ein Restaurant, einen Ski-Verleih und eine Ski-Schule.[1]

[1] Edyta Gladkowska, , Eldorado für Wintersportler, Oprbl. Nr. 6/2013 (9. Februar), S. 13