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Hohenfürst

Wyszkowo – Hohenfürst, Vorwerk Lüdtkenfürst

Am 3. Mai 1332 erhielt der Lokator Siegfried vom Komtur von Balga, Heinrich von Muren, die Handfestefür die Ansiedlung von Bauern und wurde der erste Schultheiß von Hohenfürst. Der Name leitete sich ab von „Hogeforste“ = Hochwald, was darauf hindeutet, dass die neue Siedlung auf Waldgelände entstand.

Ungemach für die Gemeinde kam mit dem Hungerkrieg 1414, als die Häuser von den Polen zerstört, Vieh und Getreide geraubt und die Kirchengeräte entwendet wurden. Im Städtekrieg 1454 – 1466 wurde Hohenfürst ebenso heimgesucht wie im Reiterkrieg 1519 – 1521. So kam es, dass 1533 nur noch 4 Bauernstellen im Dorf besetzt waren.

Nach einer Erholungsphase, in der 1575 die Kirche errichtet wurde, kehrten 1629die Plagen mit demSchwedeneinmarsch zurück. Die Pest 1709, die „rote Ruhr“ 1736/37, eine Pockenepidemie 1757 sowie Ruhr und Typhus1807 forderten viele Opfer. Die Franzosen raubten 1807 dem Pfarrer die Kasse, Pfarrer Neri blieb nur durch glückliche Umstände am Leben.

Das 600jährige Bestehen von Hohenfürst wurde noch einmal kräftig gefeiert, doch seit 1945 sind die Dorfbewohner in alle Winde verstreut, wenn sie Flucht und Vertreibung überstanden haben. Die Gebäude von Hohenfürst, einem großen Dorf mit zwei Gastwirtschaften und Lebensmittelgeschäften, wurden in der Endphase des Krieges zerstört.[1]

In Hohenfürst wurde Hans-Ulrich Nichau (18. 2. 1925 – 29. 8. 1971), Schriftsteller, Übersetzer und Verfasser von Hörspielen, auf einem Bauernhof geboren. Er besuchte die Mittelschule in Heiligenbeil, diente im Krieg in der Armee und erlitt eine einjährige Kriegsgefangenschaft. Neben den verschiedenen Berufen, die er ausübte, schrieb er an die 200 Kurzgeschichten für deutsche Tageszeitung und das Ostpreußenblatt, Erzählungen und Gedichte. 1962 machte er sich als Schriftsteller selbständig. Bis 1965 lebte er in Bochum, dann in Süddeutschland. Erzählungen: „Das Gespenst mit dem Schlapphut“, „Die Expedition“, „Der Sieger“. Hörspiele: „Rund um den Hund“, „Wo ist Prokrustes?“, „Puppenspiele“. Fernsehspiel: „Der Mann im Schrank“. Dazu übersetzte er an die 100 Romane aus dem Englischen ins Deutsche.[2]

Zum Kirchspiel Hohenfürst gehörte das Gut Lüdtkenfürst. Es wurde 1412 erstmals urkundlich erwähnt. Hochmeister Albrecht verschrieb es 1522 dem Hans Bruse und dessen Sohn. Im 16. Jh. wurde die Familie Rautter als Besitzer genannt, zum Ende des 18. Jhs. die Familie v. Auer. Der letzte Gutsbesitzer, Frau Olga Klenow, verkaufte das Gut 1930 an die Ostpreußische Landgesellschaft, die die Ländereien aufsiedelte.[3]

Video einer Autofahrt durch Hohenfürst

[1] Elke Ruhnke, Heimatbrief Heiligenbeil, Mai 2007, S. 136 f
[2] Emil Johannes Guttzeit, Nachruf auf Hans-Ulrich Nichau, abgedruckt in: Heimatblatt Heiligenbeil, Mai 2008, S. 125
[3] Hans Ulrich Lange, Heimatbrief Heiligenbeil, Mai 2007, S. 141 f

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