Der einst weltbekannte Pianist, Komponist und Musikpädagoge Xaver Scharwenka
09.02.2012
Xaver Scharwenka (1850 – 1924) entstammt einer protestantischen Familie, die väterlicherseits – vermutlich aus Glaubensgründen – 1696 von Böhmen nach Frankfurt/Oder zog. Nach der dritten polnischen Teilung siedelte die Familie nach Samter im Gebiet von Posen um, wohl, weil man sich dadurch eine Verbesserung der Lebensumstände versprach. Der Vater August Wilhelm Scharwenka (1811 – 1879) galt als hochbegabter, aber recht unmusikalischer Baumeister. Die musikalische Begabung von Xaver und seinem Bruder Philipp (1847 – 1917) stammte aus der Linie der Mutter Apollonia Emilie, geb. Golisch, einer waschechten Polin.
Xaver Scharwenka zeigte schon früh musikalische Neigungen, ging in Posen auf das Wilhelms-Gymnasium und versuchte sich bereits im Alter von 14 Jahren in der Komposition.1865 zog die Familie nach Berlin um und nach dem Abitur erhielt Xaver Klavierunterricht bei einem seinerzeit berühmten Pianisten und Klavierpädagogen. Er machte dabei gute Fortschritte und wurde sehr bald selbst Musiklehrer und begann, Konzerte zu geben. Daneben komponierte er, so z. B. die “Polnischen Tänze ” op. 3, die zu seinen Lebzeiten drei Millionen Mal als Notenexemplar verkauft wurden. In dieser Zeit freundete ers sich mit Franz Liszt an, den er verschiedentlich in Weimar besuchte. 1876 erfolgte eine Konzertreise durch ganz Deutschland und nach Prag 1878 dehnte er seine Konzerttätigkeit nach England aus und gab etliche Vorstellungen in London und den größeren englischen Städten. 1979 spielte er vor Kaiserin Augusta in Berlin. So erwarb er zunehmend Ansehen und Bekanntheit als Komponist und Klaviervirtuose. 1881 eröffnete Scharwenka in Berlin ein Konservatorium und machte sich auf diesem Gebiet erfolgreich einen guten Namen als Musikpädagoge. Und zwar so gut, dass er es 1891 wagen konnte, in New York, Fifth Avenue 81, eine Filiale seines Konservatoriums zu eröffnen. Er verlegte sogar für sieben Jahre seinen Hauptwohnsitz nach New York. Als er 1898 nach Berlin zurückkehrte, verlief seine Karriere als Klaviervirtuose und Interpret seiner eigenen Werke ungebrochen weiter. Er gehörte jetzt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Klaviervirtuosen des zu Ende gehenden Jahrhunderts in ganz Europa. Weitere Konzertreisen durch Europa und Amerika schlossen sich an.
Auf dem Höhepunkt seiner Erfolge erwarb er 1910 ein Grundstück in der gerade gegründeten Villenkolonie in Bad Saarow und ließ sich dort ein Haus “im Gebirgsstyl” errichten, jenes, das jetzt zum Kulturzentrum ausgebaut wird. Am 8. Dezember 1924 starb Xaver Scharwanka an den Folgen einer Blinddarmentzündung. Auf dem Alten St. Matthäus-Kirche in Berlin-Schöneberg erhielt er von der Stadt Berlin ein Ehrengrab.