Die Ferienzeit ist auch Lesezeit. Wie wäre es mit einem Roman von Johannes Bobrowski?
26.07.2012
Johannes Bobrowski wurde am 9. April 1917 in Tilsit geboren und starb am 2. September 1965 in Ost-Berlin. Der Vater war Schaffner und Steno-Lehrer, die Vorfahren stammten aus Polen. Während die Familie 1928 nach Königsberg umzog, blieb Johannes zunächst bei der Großmutter in Willkischken im Memelland, besuchte anschließend aber das humanistische Gymnasium in Königsberg. Sein Lateinlehrer dort war Ernst Wiechert, der die literarische Begabung des Knaben erkannte und ihn förderte. Nach dem Abitur Studium der Kunstgeschichte, dann Reichsarbeitsdienst und danach Einberufung zum Wehrdienst. Teilnahme am Polen- und Frankreichfeldzug als Nachrichtensoldat, ab 1941 beteiligt am Krieg gegen die Sowjetunion, dabei längere Zeit stationiert im Ilmenseegebiet südlich von St. Petersburg. In Nowgorod begann er zu schreiben („Abschiedslied“, „Licht der Zeiten“) und erste Gedichte erschienen in der Zeitschrift „Das Innere Reich“. 1943 Kriegsheirat der Königsberger Nachbarstochter Johanna Buddrus aus Motzischken im Memelland, geb. 1921.
Über die „Bekennende Kirche“ kam er mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Berührung. Dann Kriegsgefangenschaft – Kohletagebau im Dongebiet. Heimkehr Weihnachten 1949. Lektor im Altberliner Kinderbuchverlag von Lucie Groszer. Mitglied der Ost-CDU. Angestellt im Union-Verlag, seit 1959 als Chef-Lektor. Prominente Intellektuelle wie Ingeborg Bachmann und Stephan Hermlin besuchten ihn in seiner Wohnung in Friedrichshagen, Ahornallee 26, Parterre. Ein Teil der Familie lebt immer noch in dieser Wohnung und hat das von Bobrowski benutzte Zimmer weitgehend so belassen, wie er es eingerichtet hatte. Es wird nicht als Museum behandelt, kann aber trotzdem besichtigt werden. An seinem Geburtshaus in Tilsit wurde eine Gedenktafel in deutscher und russischer Sprache angebracht.
Mit der „Pruzzischen Elegie“ nahm Johannes Bobrowski 1952 das Dichten wieder auf. Der Roman „Levins Mühle“ mit dem Untertitel „34 Sätze über meinen Großvater“ behandelt die Geschichte eines Juden in Westpreußen, dessen Mühle an der unteren Weichsel 1874 von einem deutschen Mühlenbesitzer weggeschwemmt wird, worauf es zu einem Gerichtsprozess kommt. Das Werk wurde 1980 verfilmt. In seinem Roman „Litauische Claviere“ beschäftigt er sich mit Christian Donelaitis. Die Erzählung „Der Mahner“ spielt in Königsberg kurz vor der Machtergreifung der Nazis.