Vor 139 Jahren wurde der kaiserliche Spionagechef Walter Nicolai geboren

Vor 139 Jahren wurde der kaiserliche Spionagechef Walter Nicolai geboren

31.07.2012

Walter Nicolai (1. 8. 1873 – 4. 5. 1947) wurde als Sohn eines preußischen Hauptmanns und einer Bauerntochter in Braunsschweig geboren. er studierte von 1901 – 1904 an der Kriegsakademie in Berlin und unternahm in dieser Zeit Generalstabsreisen, die ihn u. a. nach Russland führten. Nicolai sprach fließend russisch. 1906 übernahm er die Nachrichtenstation Königsberg des kaiserlichen militärischen Geheimdienstes, die er zum Führungsstab für die Spionage in Russland ausbaute. 1913 wurde Nicolai zum Chef des Geheimdienstes ernannt, den er bis 1919 leitete. Als solcher war er auch der Vorgesetzte der berühmten Tänzerin und Spionin Mata Hari.. Unter Ludendorff konnte er den Geheimdienst um die Geheimpolizei erweitern und baute ein Informantennetz in Behörden und im privaten Bereich auf. Ihm unterstand zusätzlich das Kriegspresseamt und die oberste Zensurstelle, die von ihren Befugnissen weitgehenden Gebrauch machte. Walter Nicolai galt als streng konservativ und stamm vaterländisch gesinnt, agitierte gegen gemäßigte und linke Politiker und bekämpfte dafaitistische Meinungsäußerungen, die einem Frieden ohne Sieg den Vorzug vor weiteren Kämpfen gaben.

Nach Beendigung des Krieges wurde Walter Nicolai im Rang eines Oberstleutnants pensioniert, fand danach aber keine geeignete Anstellung mehr. Er schrieb Bücher über seine geheimdienstliche Tätigkeit, wurde unter den Nazis Mitglied in einem Sachverständigenbeirat für die Geschichte des neuen Deutschland und erhielt in diesem Rahmen einen Forschungsauftrag.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde Walter Nicolai vom sowjetisochen NKWD verhaftet und nach Moskau verschleppt – entweder, weil sie meinten, noch eine Rechnung aus dem 1. Weltkrieg offen zu haben oder weil sie ihn immer noch für eine Geheimdienstgröße hielten, die er nicht mehr war. Er starb nach Verhören am 4. 5. 1947 im Hospital des Moskauer Butyrki-Gefängnis.

1998 erschien in der Februar und Märzausgabe des Journals „novaja i novejshaja istorija” (New and Newest History) ein Bericht mit dem Titel „Walter Nicolai — chief of German Military Reconnaissance during the First World War” von Professor Viktor Gilensen von der Moskauer Pädagogishen Unitversität(Seiten 123 – 142 und 189 – 199). 1999 wurde Nicolai von der russischen Militärstaatsanwaltschaft rehabiltiert.