Das Westpreußische Landesmuseum (WLM)
11.08.2012
Die historischen deutschen Ostgebiete wie auch die ehemaligen Siedlungsgebiete der Deutschen im östlichen Mitteleuropa verfügten bis 1945 über eine intakte Museumslandschaft, die mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges aufhörte zu bestehen. Um den Verlust zu mildern, wurden die Bundesländer durch das Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz dazu verpflichtet, entsprechend ihrer durch das Grundgesetz gegebenen Zuständigkeit das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewusstsein der Vertriebenen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes zu erhalten, Archive, Museen und Bibliotheken zu sichern, zu ergänzen und auszuwerten sowie Einrichtungen des Kunstschaffens und der Ausbildung sicherzustellen und zu fördern. Auf dieser Basis wurde u. a. am 6. 7. 1975 in Münster-Wolbeck das Westpreußische Landesmuseum gegründet.
Das WLM verfügt über ca. 8.500 inventarisierte Objekte sowie ca. 1.500 Archivalien. Sammlungsschwerpunkte sind Gemälde, Zeichnungen, Grafiken, Landkarten, Gold- und Silberschmiedearbeiten sowie Möbelkunst und Kunsthandwerk, darunter auch ein größerer Bestand an Cadiner Majolika. Darüber hinaus befinden sich in den Sammlungen Architektur-, Stadt- und Schiffsmodelle, Münzen und Medaillen, Skulpturen, Bücher, Bernsteinobjekte und Textilien. Als besonders herausragende Exponate präsentiert das WLM eine einzigartige Danziger Tapisserie aus dem Jahr 1620 und das Modell einer Kanone aus Bernstein aus dem Jahr 1660. Die EDV-erfasste Westpreußen-Bibliothek mit über 14.000 Titeln und das Foto- sowie Westpreußenarchiv mit fast 9.000 Objekten bieten Wissenschaftlern und weiteren Interessenten die Möglichkeit zur vertiefenden Forschung.
Der Drostenhof zu Münster-Wolbeck, seit 1975 Sitz des Westpreußischen Landesmuseums, hätte einer dringenden Renovierung bedurft, um die Arbeit des WLM langfristig nach den ICOM-Standards auf eine gute Basis zu stellen. Die energetische Gebäudesituation war ebenso unbefriedigend wie die fehlenden Ausstellungsflächen und die notwendige Barrierefreiheit. Der für diese bereits langfristig geplante Modernisierung unabdingbare 25jährige Mietvertrag wurde dem WLM vom Vermieter verweigert. Das WLM wird nun ab 2013 – seinem Auftrag gemäß – das kulturelle Erbe der Region Westpreußen am Unterlauf der Weichsel der breiten Öffentlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland und Europa im ehemaligen Franziskanerkloster in Warendorf vermitteln. Dazu werden ab 2013 neben der neugestalteten Dauerausstellung (DA) unter anderem attraktive Wechsel-Ausstellungen (WA) beitragen, die in Zusammenarbeit mit deutschen und polnischen Museen und Kultureinrichtungen vorbereitet werden.
(Dr. Lothar Hyss, Direktor des Westpreußischen Landesmuseums, abgedruckt im Preussen-Kurier – Heimatnachrichten für Ost- und Westpreußen in Bayern, Ausgabe 3/2012)