Kopernikus – der Revolutionär aus dem ermländischen Domkapitel

Kopernikus – der Revolutionär aus dem ermländischen Domkapitel

19.02.2013

Nikolaus Kopernikus wurde am 19. 2. 1473 als Kind der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Koppernigk-Copernicus in Thorn geboren. Sein Geburtshaus steht dort noch und ist heute Museum. Die Familie Koppernigk war aus dem schlesischen Kirchdorf Köppernig bei Neiße nach Thorn gekommen. Der Vater war dort Handelsherr in der Kupferbranche und Schöffe, die Mutter eine Tochter des Thorner Schöffenmeisters Watzenrode aus einer wahrscheinlich aus Westfalen zugewanderten Patrizierfamilie. Nikolaus besuchte die Pfarrschule in Thorn und studierte anschließen in Krakau Mathematik und Astronomie und beschäftigte sich mit Aristoteles, dessen Lehre damals richtungsweisend war. Vom Bruder seiner Mutter, Lukas Watzenrode, der in Krakau, Köln und Bologna kanonisches Recht studiert hatte und als Bischof von Ermland den Namen Johannes Dantiscus (1489 – 1512) führte, wurde er 1497 ins Ermland geholt und zum Mitglied des ermländischen Domkapitels gewählt. Nach kurzem Aufenthalt am bischöflichen Hof reiste Kopernikus zum weiteren Studium nach Bologna, der damals berühmtesten Universität und Rechtsschule des christlichen Abendlandes. 1501 wurde er vom Kapitel für weitere drei Jahre zum Studium der Medizin abgeordnet. Er war später als Arzt sehr geschätzt, so von seinem Onkel, dem Bischof, und von Herzog Albrecht von Preußen. Als Organisator und Verwaltungsfachmann machte er sich einen Namen und er wirkte maßgeblich daran mit, für Preußen ein einheitliches Münzsystem zu schaffen.

Sein bleibendes Verdienst erwarb er jedoch auf dem Gebiet der Astronomie. Dass er, ein angesehener katholischer Würdenträger, sich schließlich in die Front der intellektuellen Revolutionäre seiner Zeit einreihen würde, hat Kopernikus erst kurz vor seinem Tod 1543 erlebt. In seinem ersten Hauptwerk “Commentariolus” (1506 – 1512) führte er – noch recht vorsichtig – aus, daß die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums sei, sondern die Bewegungen des Alls bloß scheinbar diesen Eindruck erweckten und in Wirklichkeit die Erde um die Sonne kreist. Nur nach jahrelangem Zögern wagte es Kopernikus, seine Forschungsergebnisse insgesamt im Druck erscheinen zu lassen, und der erfolgte erst in seinem Todesjahr in Nürnberg mit dem Buch “De revolutionibus orbium coelestium libri VI” (Über die Umschwünge der himmlischen Kreise), in dem er seine Unzufriedenheit mit dem von der Kirche sanktionierten Bild des Kosmos mit der Erde im Zentrum formulierte.

Eine umfassende Würdigung siehe hier.

(Die Welt, 19. 2. 2013)