150. Geburtstag des Vogelprofessors von der Kurischen Nehrung
12.11.2013
Johannes Thienemann wurde der Gründer der ersten ornithologischen Forschungsstation der Welt, der Vogelwarte Rossitten, und deren Forschungsergebnisse wurden bahnbrechend für die Vogelkunde in Europa. Er wurde in einer Pfarrerfamilie geboren und studierte folgerichtig Theologie und Leipzig und Halle. Daneben pflegte er weiterhin sein Interesse für die Ornithologie. Nach dem Examen war er zunächst im Schuldienst tätig. 1896 besuchte er die Kurische Nehrung, ein bis dahin unentdecktes Forschungsgebiet, und fand hier die Aufgabe seines Lebens. Über diese langgestreckte Halbinsel führt eine der größten Vogelzugstrassen Europas, wo schon bis zu 300.000 Vögel in drei Stunden gezählt wurden.
Um sich einzugewöhnen, nahm er zunächst die Stelle eines Hauslehrers beim Gutsbesitzer Hoffmann in Rossitten an. Als er 1901 mit dem Zoologiestudium an der Albertina begann, richtete er parallel mit Geld der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft die erste ornithologische Forschungsstation ein mit dem Ziel, empirische Feldforschung zu betreiben. Indem er Vögel beringte, konnte er nachweisen, dass einige von ihnen über 10.000 km auf ihren Vogelflügen zurücklegen. Um die Arbeit perfekter organisieren zu können, nahm er 1908 einen einfachen Holzbau in Betrieb, den der Rittergutsbesitzer Ulmer gestiftet hatte, und nannte ihn “Ulmenhorst”. Bis zum Ende der deutschen Zeit arbeiteten namhafte Wissenschaftler in Rossitten, so z. B. auch Konrad Lorenz. Heinz Sielmann hatte während seiner Schulzeit in Königsberg in Rossitten gearbeitet.
Mit seiner Vogelforschung erntete Thienemann Weltruhm. Am 16. April 1936 ereilte ihn überraschend der Tod. Nach dem 2. Weltkrieg wurde seine Arbeit auf der Kurischen Nehrung durch die Russen fortgeführt. In seinem Geist arbeitet heute die Forschungsstation Rybatschi, die von der deutschen Heinz-Sielmann-Stiftung unterhalten wird und mit der Vogelwarte Radolfzell zusammen arbeitet, die die deutsche Nachfolge der Forschungsstation der Vogelwarte Rossitten angetreten hat. Das Grab von Prof. Thienemann in Rybatschi wird unverändert gepflegt.
Weiter Informationen zur Vogelforschung in Rossitten siehe hier.