Der Komponist und Rheinsberger Musikfestspielleiter Siegfried Matthus wird heute 80 Jahre alt
13.04.2014
Siegfried Matthus wurde am 13. April 1934 in Mallenuppen, Kreis Angerapp, als Bauernsohn geboren. Schon der Vater Franz Matthus, der in der Gastwirtschaft des Großvaters für Tanzmusik sorgte, erteilte den ersten Unterricht auf verschiedenen Instrumenten. Mutter Luise war ebenfalls sehr musikalisch und liebte es, zu singen Da der Großvater früh starb, musste Vater Franz den elterlichen Bauernhof übernehmen und konnte dadurch seinen Traum einer Musikerkarriere nicht verwirklichen. Im Oktober 1944 floh die Familie aus Mallenuppen in die Gegend von Elbing. Im Januar 1945 ging es weiter nach Danzig, wo der Vater und die schwangere Mutter zurückblieben. Siegfried wurde mit zwei weiteren Geschwistern einem Treck zugeteilt, den er jedoch bald aus Augen verlor. In Läsikow bei Wusterhausen, Land Brandenburg, fand sich die Familie wieder. Die jüngste Schwester und die Großmutter waren inzwischen gestorben. 1948 ging Siegfried Matthus nach Rheinsberg auf die Rau-Oberschule. In der Aula der Schule stand ein Flügel, den Siegfried Matthus benutzen durfte, und das tat er ausgiebig. Außerdem tat er sich als Leiter des Schulchors hervor. In diesem Umfeld festigte sich seine Hinwendung zur Musik.
In den Jahren 1952 bis 1958 studierte Matthus an der Musikhochschule Berlin Chor- und Ensembleleitung sowie Komposition. Von 1958 bis 1960 war er Meisterschüler von Hanns Eisler. 1964 engagierte ihn Walter Felsenstein für die Komische Oper, wo er lange Jahre als Dramaturg und Komponist tätig war. 1972 übernahm er eine Meisterklasse an der Akademie der Künste der DDR. Matthus gilt als Pionier der Modernen Klassischen Musik in der DDR. Bereits 1967 begründete er mit der Uraufführung seiner Oper “Der letzte Schuß” seine Stellung im Musikleben des Landes. In den Folgejahren machte er sich vor allem mit psychologisch vielschichtigen Opernstoffen wie Friedrich Hebbels Drama “Judith”, das 1985 zur Wiedereröffnung der Dresdner Semper-Oper uraufgeführt wurde, auch international einen Namen. Weitere bekannte Werke von ihm sind “Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke”, “Die unendliche Geschichte” nach Michaels Endes Märchenbuch und das “Te Deum” anlässlich der Wiedereinweihung der Dresdner Frauenkirche 2005. Im Kopf hat er auch schon die Einweihungsmusik anlässlich des Wiederaufbaus seiner Taufkirche in Darkehmen/Angerapp. Leider ist die von Gouverneur Zukanow vollmundig angekündigte Arbeit an der Kirche noch nicht aufgenommen worden.
1991 wurde er Künstlerischer Leiter des von ihm ins Leben gerufenen Projekts “Kammeroper Schloss Rheinsberg”, das Opernwerkstatt und Aufführungen in der Schlossanlage Rheinsberg mit jungen Künstlern umfasst. Das Festival hat heute Weltruf und bringt jährlich 20 000 Opernfreunde in die Stadt. 2014 wird Siegfried Matthus die Leitung der Rheinsberger Festspiele in die Hände seines 1964 geborenen Sohnes Frank legen.
1997 erhielt Matthus den Kulturpreis für Musik der Landsmannschaft Ostpreußen. Bisher hat er über 600 Werke geschaffen. Er gehört seit den 70er Jahren zu den gefragtesten deutschen Komponisten. Seine Werke sind in den größten Opernhäusern der Welt willkommen.
Seine von Tod und Vertreibung geprägte Kindheit in Ostpreußen und später in Brandenburg hat er in den Musikalischen Erinnerungen unter dem Titel „Lamento“ verarbeitet, ein Orchesterwerk in sechs Sätzen, das im Mai 2007 in der Münchner Philharmonie uraufgeführt wurde und seiner Mutter Luise Matthus, geb. Perrey, und seiner Großmutter Anna Maria Matthus, geb. Felter, gewidmet war. Diese Komposition wird am 26. Apirl 2014 um 19.30 Uhr in der Staatskapelle Weimar aufgeführt. Die Aufführung ist Teil eines internationalen Symposions, das vom 24. bis 27. April in Weimar zu Ehren des 80. Geburtstags von Siegfried Matthus unter der Schirmherrschaft von Kurt Masur veranstaltet wird.