Kaliningrad: Drogenhilfe Snamenka

Kaliningrad: Drogenhilfe Snamenka

01.05.2014

Freundesbrief Nr. 27 Berlin/ Penkun im März 2014

Mit diesem Freundesbrief informieren wir über aktuelle Entwicklungen, Freuden und Sorgen beim Aufbau des Drogentherapie-Zentrums Snamenka und der Drogentherapie-Arbeit im Kaliningrader/ Königsberger Gebiet. Weitergehende Informationen senden wir auf Anfrage gerne zu. Leider hat sich die Fertigstellung verzögert – wir streben an, mindestens alle sechs Monate zu berichten.

Zunächst möchten wir herzlichen Dank aussprechen an unsere Freunde, Förderer und Beter. Ohne Sie könnten wir die Unterstützungsarbeit nicht leisten. Zugleich sind wir froh für die großen Leistungen unserer Partner, die die Verantwortung und die Lasten der täglichen Arbeit vor Ort tragen. Ihr Engagement und ihre Hingabe machen zu einem großen Teil den Erfolg unserer gemeinsamen Arbeit aus.

Aktuelle Situation in Snamenka:

Es gibt wie fast immer im Leben gute und schlechte Nachrichten. Wir freuen uns mit der Familie Gorbatchev, dass die Geburt des ersten Kindes gut verlaufen ist. Es war eine anstrengende Risikoschwangerschaft, die immer wieder Krankenhausaufenthalte und viel Liegen erforderlich machte. Das Foto zeigt die Erleichterung und Freude und spricht für sich.

Stromversorgung in Aussicht, nach 10 Jahren!

Im Spätsommer erhielten wir eine gute Nachricht von einer hessischen Stiftung. Der Stiftungsvorsitzende schrieb: „Unsere Reise nach Königsberg und Snamenka war für uns sehr beeindruckend und hat bei uns manch von Deutschland aus gebildete Vorstellung geändert. Bedanken möchten wir uns für die sehr gute Unterstützung von Pastor Alexander und seiner Begleitung. Wir halten es ebenfalls geboten einen Stomanschluss in Snamenka zu errichten. Wir von der Stiftung sind gerne bereit einen Beitrag dazu zu erbringen. Es wäre eine große Hilfe für uns, wenn wir die Konzepte für Elektroanschluss oder Photovoltaik mit Wind und Batterie und deren Kosten zur Verfügung gestellt bekämen.

Mitte Dezember bestätigte PROFKO, eine Vertretung von mehreren Stiftungen in Kaliningrad, welche schon einmal großartige professionelle Koordination bei der Erneuerung des Daches in Snamenka leistete, dass sie sich der Aufgabe annehmen wollen. Dies läuft langsamer als geplant aber ist auf dem Weg. Es braucht nun konkrete, seriöse Vergleichsangebote, angefangen beim örtlichen Stromanbieter. Sofern Elektroanlagen aus Deutschland oder Polen eingeführt werden, stellt sich die Frage nach den Einfuhrbestimmungen. Administration und Gesetzgebung ist in Russland besonders anspruchsvoll. Wir sind sehr froh, dass das bewährte Profko-Büro hier seine Hilfe zugesagt hat. Angeregt durch die Hilfszusage aus Hessen hat sich inzwischen auch eine weitere Stiftung aus den Niederlanden zur ergänzenden Unterstützung bereit erklärt. Somit besteht die Chance, den mühsamen Behelf des nur stundenweise eingeschalteten Stromaggregates auf Benzinbasis in absehbarer Zeit beenden zu können.

Leider schlechte Kartoffelernte 2013

Das Leben bringt oft gute und schlechte Nachrichten. Das mag anregen, nicht abzuheben, weiter zu lernen und sich auch helfen und beraten zu lassen. Letztes Jahr hatten wir es mit ermöglicht, den Kartoffelanbau auf drei Hektar auszuweiten. Im Frühsommer, als die vorlaufend wichtige Unkrautbekämpfung wichtig war, hatten unsere Leute gut bezahlte Renovierungsarbeiten im Krankenhaus in Nesterov. Es existiert ein Häufelgerät. Es ist üblich, die Kartoffeldämme mehrfach anzuhäufeln bzw. abzuschleppen, um mechanisch das kleine Unkraut zu bekämpfen und zu ersticken. Dies war unseren Freunden nicht so vertraut bzw. wurde zeitlich zu spät versucht. In der zweiten Junihälfte bestand die Hälfte des Aufwuchses nicht aus Kartoffelkraut sondern Disteln und anderen Unkräutern. Die Kartoffeln wurden schlicht im Unkraut überwuchert. Geerntet wurden: 800 kg Saatkartoffeln und die doppelte Menge kleiner Kartoffeln für den Eigenbedarf bzw. als Viehfutter; zu kleine Kartoffeln sind als Speisekartoffeln praktisch unverkäuflich.

Viehdiebstahl

Eine andere schlechte Nachricht: im September verschwanden plötzlich alle 5 Schafe mit ebenso vielen Lämmern von heute auf morgen, obwohl sie in der Nähe des Hauses weideten. Im November folgte der zweite Schock, als sogar das Pferd „verschwand“ – es wurde eine Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei aufgegeben. Die Anschaffung der Schafe und das geschenkte Pferd kamen nicht von uns sondern von anderen Freunden und Bekannten. Das Pferd war eine Mischung aus Beschäftigungstherapie und praktischer Transporthilfe. Es gab einen einfachen Anhänger, mit welchem in der Regel gutes Trinkwasser in Kanistern aus dem Dorf geholt wurde. Anna Djutschkova, die Direktorin des Fonds „Gesunde Generation“ vermutet, dass es Armutsdiebstahl war von Menschen, die aus Zentralrussland ins Gebiet gekommen und nicht gemeldet sind. Eine Folge ist nun mehr Wachsamkeit und praktische Sicherheitsmaßnahmen, damit die Kühe nicht auch noch auf diese Weise verschwinden. Die ideale Antwort wäre, für Armutsflüchtlinge irgendwo eine Suppenküche einzurichten, wie es für Nesterov schon länger angedacht ist, und auch Arbeit anbieten zu können. Es ist noch viel zu tun.

Fleiß und gute Improvisation

Das Herzstück der Arbeit ist die Rehabilitation unter abenteuerlich einfachen Bedingungen. Es waren in den letzten Monaten 9 bis 13 Menschen im Haus in Snamenka aufgenommen. Aktuell sind zehn im Haus, wobei nur zwei davon einen finanziellen Beitrag für die Unkosten mit aufbringen können und die anderen acht irgendwie anderweitig versorgt und durchgebracht werden müssen – die von uns weitergeleitete Hilfe dorthin ist elementar wichtig. Die Therapie ist intensiv verbunden mit den praktischen Diensten im Haus (Küchendienst, Putzen, Wäsche waschen), Außenarbeiten (z.B. Brennholz aufbereiten, Gartenarbeit, Vieh versorgen). Hierbei werden vorhandene Ressourcen gut genutzt. Ende November erhielten wir den zweiten Erntebericht mit Fotos. Darin heisst es: „Wir teilen Ihnen über die durchgeführten Erntearbeiten mit (..), insgesamt ist gesammelt worden: 150 kg Möhren, 250 kg (rote) Rüben, 150 l eingelegte Gurken und Tomaten, 200 l Marmelade (mit Pflaumen und Kirschen), 60 l eingelegte Pilze.

Es ist ein Hektar Land zur Frühjahrsbestellung vorbereitet und 10 Anhänger des Mistes als Dünger aufgebracht. Wir planen, bis zum Frühjahr dieses Land zusätzlich mit 10 Anhängern Mist zu düngen.“ Im September baten uns die Freunde um Hilfe beim Kauf der Winterkohle, sie schrieben: „Für die Winterheizperiode muss man 6 Tonnen der Kohle erwerben. Wir wollen den kleinen Stier verkaufen, um die Kohle zu kaufen. Für ihn werden wir ungefähr 12 000 Rbl [etwa 300,- Euro] bekommen. Aber es ist nicht ausreichend, wir brauchen 27 000 Rbl (1 Tonne der Kohle kostet 4 500 Rbl.) Leider, zur Zeit haben wir keine solche Mittel. Wir werden Ihnen dankbar sein, wenn Sie den Teil der Kosten abdecken können…“ Hier haben wir gern helfen können.

Jahresfest fünf Jahre Hausübernahme

Es ist sehr gesund und wichtig, sich an das Gute zu erinnern und eine Grundhaltung der Dankbarkeit zu pflegen. Unsere Freunde verstehen es, positive Höhepunkte zu setzen und Feste zu feiern. So haben sie am 14. September den fünften Jahrestag der Übernahme des Hauses begangen (siehe auch das Gruppenfoto). Es gab Sport und Spiele und ein Werkzeug-Schlüsselsatz als Geschenk sowie Plov zum Essen. An diesem Nachmittag wurden einige gefragt, was ihre Wünsche für das Snamenka-Haus sind. Hier zwei Antworten Maksim, ein Freiwilliger des Fonds «Gesunde Generation»: Ich wünsche, dass immer mehr Schicksale in den Wänden dieses Gebäudes verändert werden und dass alle Menschen, die hierher kommen werden, verwandelt werden und den Weg bis zum Siegesende gehen! Jewgenij durchlief die Rehabilitierung in “Snamenka”: Ich bin froh, dass ich mich an dieser Stelle wieder befinde! Und ich will allen wünschen, dass die Leute, die jetzt hier sind, die Rehabilitierung bis zum Ende gehen werden. Und ich will vor allem wünschen, dass sich hier in Snamenka die Landwirtschaft entwickelt! Nicht nur, damit wir uns selbst versorgen können, sondern auch, dass wir in der Folge unserem Zentrum “Schatrovo” helfen können, sich in diese Richtung weiter entwickeln.

Bauplanung zu altem Eiskeller

Im letzten Freundesbrief hatten wir berichtet, dass unsere Freunde planen, auf den verbliebenen Resten und dem Fundament des früheren Eiskellers ein Kartoffellager zu erreichten. Anna Gorbatcheva hat dazu inzwischen eine Zeichnung erstellt. Das Vorhaben ist erfreulich und zeigt auch positive Wertschätzung gegenüber der früheren deutschen Kultur. Gleichwohl gibt es noch Diskussionsbedarf bei der Detailplanung und der Funktionalität. Nur ein Gebäude hinstellen, was ähnlich groß wie vor 70 Jahren und sich später die Nutzung zu überlegen reicht nicht. Die Zeit, die Entwicklung der Technik schreitet voran. Um z.B. eine moderne Einfuhr auch von Paletten auf einem Frontlader oder einem Gabelstapler zu ermöglichen, sollte es eine große Tür geben. Diese Dinge müssen wir noch weiter ausdiskutieren.

Verschiedenes aus Snamenka

Bienenweide. Die geplante Ansaat von 1-2 Hektar Bienenweide ist gestrichen, weil es noch viel Brachland mit ausreichend vielfältigen Wildblüten im Umfeld gibt. Maschinenanschaffung. Letztes Jahr konnten weitere landwirtschaftliche Maschinen angeschafft werden. Erfreulicherweise hat der Zweiachs-Anhänger eine hydraulische Kippfunktion. Das ist guter Standard und hilft, etwas Freude bei der Arbeit zu haben bzw. bewahrt vor stupider, abschreckender Handarbeit, wenn evtl. Schüttgut nur per Hand mit Schaufel abgeladen werden könnte. Nutzung der Pachtflächen: Wir regen weiter an, Beratung und eventuelle Zusammenarbeit mit guten Landwirten in der Nachbarschaft zu suchen oder Flächen an diese zu verpachten. Ressourcen sollen und müssen verantwortungsvoll genutzt werden. Fortschritte bei der Müllentsorgung. Früher, besonders von 1999 bis zum Jahr 2008 wurde der Müll unsortiert in Erdlöcher vergraben. Wir hatten letztes Jahr um mehr Sorgfalt und Sensibilität beim Umgang mit Ressourcen und der Natur gebeten. Dies wird zu unserer vollen Zufriedenheit nun berücksichtigt, mit Trennung von organischen Abfällen, Brennbarem und Restmüll, welcher sogar ins Dorf Snamenka gebracht wird (zwei Kilometer).

Spendensammlung in Gussev zugunsten des Kinderheims:

Soziale Verantwortung zu leben und auf den anderen achten ist eine Grundhaltung, die eingeübt werden kann. Während unsere Freunde in Kaliningrad die Bewohner eines Altenheimes regelmäßig besuchen, besteht in Gussev (Gumbinnen) eine Art Patenschaft und freundschaftliche Verbindung mit einem Kinderheim. Mitte August und Ende Oktober sammelten unsere Freunde Spielzeug, Süßigkeiten und an einem Tag auch 7.000.- Rubel, um anschließend das Kinderheim zu besuchen. Waisenkinder aktiv und spielerisch zu unterhalten, ihnen Zuspruch zu geben und Freude zu vermitteln ist eine gute, regelmäßige Gewohnheit geworden.

Kaliningrad und Schatrovo:

In Schatrovo, dem anderen Therapiehaus 20 km nördlich von Kaliningrad, befinden sich zur Zeit 14- 15 Rehabilitanten. Ein neuer Leiter wird dort weiterhin dringend gesucht. Im Moment ist dieser Mangel so stark, dass sogar Dimitri Gorbatchev dort aushilft und praktisch pendelt zwischen Snamenka und Schatrovo.

Zu den bewährten Aktivitäten des Fonds „Gesunde Generation“ gehören 6-7 Jugendgruppen, 3-4 Selbsthilfe-Elterngruppen Prävention und offene Jugendarbeit. Ein wichtiger sozialer Treffpunkt am Sonntag ist dabei die Gemeinde „Christliches Zentrum Kaliningrad“. Auch in den letzten Monaten fanden wieder Hochzeiten statt und viele Kinder kommen zur Welt. Am 2.2.14 wurde Alexej und Natalja Sikin das erste Kind geboren. Dies ist insofern auch eine hocherfreuliche Entwicklung, weil sich Anna Djutschkova, die Direktorin des Fonds „Gesunde Generation“, noch genau an den Zustand von Alexej erinnern konnte, als sie ihn vor etwa drei Jahren zur Therapie nach Snamenka brachte: sie hatte fast keine Hoffnung für ihn. Inzwischen hat er die Therapie von etwa einem Jahr abgeschlossen, vor zwei Jahren geheiratet, geht einer Arbeit nach und hilft ehrenamtlich-verbindlich in der freien Gemeinde in Kaliningrad.. .

Der Kindergarten der Gemeinde hat weiterhin erst neun Plätze, größere Räumlichkeiten werden noch gesucht. Das boomende Zentrum Kaliningrad hat aber sehr hohe Mietpreise. Die Entscheidung, die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 auch in Kaliningrad austragen zu lassen, bringt neue Aufträge und Arbeit in die Stadt aber hält Wohnraum weiter sehr begehrt.

Aus Potsdam

Unser langjähriger Webmaster Werner Kniess hat diese Aufgabe aus familiären Gründen abgegeben. Wir danken ihm herzlich für seinen treuen Dienst. Zugleich freuen wir uns, dass Jörg Malhofer aus Würzburg die Aufgabe übernommen und die Homepage etwas aufgefrischt hat: Die Freundesbriefe werden untergliedert vorgestellt, die Gründe für die Vereinsauflösung Ende 2011 und den Anschluss bei der EMG in Penkun sind dort schnell zu finden und nachzulesen (die Adresse ist unverändert).

Seit 1. Februar 2014 gelten die neuen SEPA-Konto- Nr. Bitte nutzen Sie für unser Projekt daher die neue Bankverbindung:

Empfänger: Europäische Missionsgemeinschaft
IBAN: DE05 1002 0500 0003 8111 00
BIC: BFSWDE33BER
Verwendungszweck: Spende Snamenka

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Wir sind dankbar für die Treue unserer Freunde hier und die Hingabe der Mitarbeiter dort, die eine dauerhafte, gute Reha-Arbeit im Gebiet Kaliningrad möglich machen. Unser Ziel, “die Insel der Hoffnung” in Snamenka mit Gottes Hilfe wachsen zu lassen, bleibt weiter gültig. Bitte helfen Sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Neben Gebet und finanzieller Unterstützung ist die Weitergabe des Freundesbriefes an mögliche Interessierte ein echte Hilfe. Bitte denken Sie daran, dass Rückmeldungen aller Art immer Freude und Ansporn für uns sind. Es empfiehlt sich, dies über unsere Privatanschriften zu tun.

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Mit Dank und herzlicher Verbundenheit Ihre

Matthias Burchard, Schönstr. 31 / 13086 Berlin
Tel: 030- 214 24 88
Email: snamenka@arcor.de

und

Traugott v. Below, Große Mönchenstr. 290c, 16307 Gartz (Oder)
Tel: 03 33 32/87 08 57
Email: snamenka@arcor.de

Drogenhilfe Snamenka –

ein Projekt der Europäischen Missionsgemeinschaft e.V, Am Markt 12, 17328 Penkun, Tel: 039751-69870, Fax: 030-21968376 Email: snamenka@arcor.de, Web: www.snamenka.org; Bankverbindung: Europäische Missionsgemeinschaft, Bank für Sozialwirtschaft Berlin, IBAN: DE05 1002 0500 0003 8111 00 -BIC: BFSWDE33BER Zweck: Spende Snamenka (Gläubiger-Identifikationsnummer: DE23ZZZ00001279858)