Die Heimatdichterin Frieda Jung wurde vor 150 Jahren geboren

Die Heimatdichterin Frieda Jung wurde vor 150 Jahren geboren

04.06.2015

Frieda Jung (4. 6. 1865 – 14. 12. 1929) wurde

(4. 6. 1865 – 14. 12. 1929), wurde in Kiaulkehmen, Kreis Gumbinnen, als Tochter des Lehrers August Jung aus Insterburg geboren, der dorthin versetzt worden war und dort die Tochter seines Vorgängers Wilhelmine Vouilleme geheiratet hatte. Fünf Kinder gingen aus dieser Ehe hervor, Frieda oder eigentlich Friederike Ann war das fünfte Kind. In Kiaulkehmen, 1935 umbenannt in “Jungort”, verlebte sie eine glückliche Jugendzeit, aus der sie später Stoff für etliche kleine Geschichten entnahm. Als sie 16 Jahre alt war, verlor sie 1881 den Vater. Sie übernahm anstelle ihres Vaters den Unterricht für seine 22 Schüler, konnte aber wegen eines Augenleidens nicht Lehrerin werden. Die Mutter zog nach Gumbinnen, Frieda jedoch bald zu ihrem Bruder nach Königsberg, dem die Frau gestorben war und dem sie den Haushalt führte. Mit 18 Jahren ging sie 1883 in Gumbinnen übereilt die Heirat mit dem Volksschullehrer Brauer ein. Diese Ehe wurde jedoch nach eineinhalb Jahren geschieden,[1] das einzige Kind verlor sie früh. Frieda Jung trat, um eine Beschäftigung zu finden, in das Kindergärtnerinnenseminar in Lyck ein und nahm nach ihrer Ausbildung 12 Jahre lang vier Anstellungen als Erzieherin und Gesellschafterin an. Die letzte Arbeitgeberin, Frau Seidel, war ihr eine große Stütze, eine Art Tante und Freundin, wie die Erzählung „Tante Seidel“ von 1904 deutlich macht. Tante Seidel hinterließ ihr ein kleines Vermögen, das es Frieda Jung ermöglichte, sich selbständig zu machen. Als freie Schriftstellerin zog sie 1912 nach Buddern, Kreis Angerburg, wo sie in der Nähe ihrer älteren Schwester Martha, verheiratete Mengel, ein kleines Häuschen bauen ließ. Allerdings musste sie bereits im 1. Weltkrieg wieder flüchten. 1916 verlegt sie ihren Wohnort nach Insterburg, dem Geburtsort ihres Vaters August Jung, und ihr 60. Geburtstag wurde dann feierlich im Rathaussaal von Insterburg begangen. Frieda Jung wurde auf dem Insterburger Neuen Friedhof unter großer Anteilnahme der Bevölkerung begraben. Auf ihrem Grabstein war eine Widmung „Von ihren Freunden“ und ein Bronzerelief von Hermann Brachert angebracht. Das Grab existiert heute nicht mehr.[2] Eine Schule in Insterburg erhielt ihren Namen: Frieda-Jung-Mittelschule. Das Gebäude existiert heute noch und dient der Russischen Post. Unweit davon in der teatralnaja uliza, einst Friedrichstrasse, wurde auf Betreiben der Heimatgruppe der Insterburger zu Darmstadt an ihrem einstigen Wohnhaus eine Gedenktafel angebracht, auf der in russisch und deutsch zu lesen ist: “In diesem Haus lebte von 1916 bis 1929 die ostpreußische Dichterin und Ehrenbürgerin der Stadt Insterburg Frieda Jung”.[3]

Ihre Kriegserlebnisse verarbeitete Frieda Jung in ihrem Buch „Aus Ostpreußens Leidenstagen“, erschienen 1916. Im selben Jahr kamen der Band „Weihnachten“ und „Erlebnisse“ heraus. Im Jahr 1900 erschien ihr erster Gedichtband unter dem Titel „Gedichte“, der rasch Beachtung fand. Werke: Lyrik – Gedichte, Maienregen – Gottessegen, Freud und Leid, Ihr letztes Werk Gedichte „Gestern und heute“ entstand 1928 mit der Widmung „Meiner lieben Stadt Insterburg in Dankbarkeit gewidmet“.[4] „Auch ich hab’ mit dem Schmerz zu Tisch gesessen“, erschienen nach ihrem Tod am 14. 12. 1929.[5] „Maienregen – Gottessegen“ (1904); „Freud und Leid“ (1905) mit der Erzählung „Tante Seidel“; „Festgedichte und Freundesgrüße“ (1906); „Neue Gedichte“ (1908); die Kindheitserinnerungen „In der Morgensonne“ erschienen 1910 und wurden ein Bestseller in Ostpreußen; „Da oben in Ostpreußen“ (1915) zur Unterstützung für die Ostpreußenhilfe.[6] Ein umfangreicher Teil der Werke von Frieda Jung gehören in den Bereich der mundartlichen Dichtung, vor allem plattdeutsche Gedichte. Die Erzählung „De Frau Liesedank ehr Jubilee“ gilt als ein Meisterwerk dieser Art Dichtung und dokumentiert darin ländliches ostpreußisches Leben voller Humor und praller Lebensfreude.



[1] Eberhard Jung, Was bebst du so, meine heilige Heimaterde?, Oprbl. Nr. 31/2014 (2. August), S. 14

[2] Brigitte Jäger-Drabeck über Frieda Jung in Masurische Storchenpost, Dez. 2008, S. 30

[3] Eberhard Jung, Von leeren Tagen gab Got ihr wenig, PAZ Nr. 50/2014 (13. Dezeber), S. 11

[4] Brigitte Jäger-Dabeck über Frieda Jung, Masurische Storchenpost, Dez. 2008, S. 28 f

[5] os, Trostreiche Verse geschaffen, Oprbl. Nr. 49/ 1999, S. 13

[6] Brigitte Jäger-Dabeck, Die ostpreußische Dichterin Frieda Jung, Storchenpost; Nov. 2008, S. 23 f