Erinnerung an den ostpreußischen Bildhauer und Grafiker Waldemar Grzimek

Erinnerung an den ostpreußischen Bildhauer und Grafiker Waldemar Grzimek

27.05.2016

Waldemar Grzimek (5. 12. 1918 – 26. 5. 1984) wurde in der Kreisstadt Rastenburg geboren. Seine Kindheit verlebte er in Königsberg und ab 1925 in Berlin. Schon mit 15 Jahren gelangten seine Werke in eine Ausstellung und erregten allgemeine Aufmerksamkeit. 1937 nahm Grzimek ein Studium an der Berliner Hochschule für Bildende Künste bei Wilhelm Gerstel auf. Durch Vermittlung des mit ihm befreundeten Bildhauers Gerhard Marcks erhielt er 1946 eine Stelle als Leiter der Fachklasse für Angewandte Plastik an der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale. Danach lehrte er von 1948 bis 1951 als Professor für Plastik an der Hochschule für Bildende Künste in (West)-Berlin, wo er offenbar entlassen wurde, weil er sich an Ausstellungen in der DDR beteiligte. Von 1956 bis 1961 wirkte er dann als Professor für bildende und angewandte Kunst an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Bis zur Berufung zum Professor an die Technische Universität Darmstadt im Jahr 1968 wirkte er als freischaffender Künstler in Berlin und Friedrichshafen.

In der DDR fand seine Arbeit nicht ungeteilten Beifall. So wurde z. B. seine Plastik von Heinrich Heine 1958 nach endloser Debatte um Realismus und Formalismus nicht wie geplant am Platz vor dem Maxim-Gorki-Theater aufgestellt, sondern unangekündigt in den kleinen Volkspark am Weinberg im Prenzlauer Berg verbannt, weil ihr idealistische und heroische Züge fehlten. Dabei gibt es einen zweiten Abguss des Heine-Denkmals, der in Ludwigsfelde steht und bereits 1956 anlässlich des 100. Todestages von Heinrich Heine eingeweiht wurde. In Ludwigsfelde steht am Relief der Denkmalfront das Heine-Zitat: „Wir ergreifen keine Idee, sondern die Idee ergreift uns und knechtet uns und peitscht uns in die Arena hinein, dass wir wie gezwungene Gladiatoren für sie kämpfen!“ Im Berliner Prenzlauer Berg hat Heine kein Buch in der Hand und auch die beiden Sandsteinreliefs daneben fehlen am Denkmal in der Hauptstadt.

Wer sich wundert, warum Heine gerade in Ludwigsfelde steht, der stößt auf folgende Geschichte: Als diese Wohnsiedlung entstand, galt in der DDR ein so genanntes Aufbaugesetz. Danach hatten sich Architekten neuer Wohnsiedlungen mit dem Verband bildender Künstler über geeignete Kunstobjekte zu verständigen, die in neue Wohngebiete einbezogen werden sollten. Von einer Kunstausstellung in Weißensee gab es besagtes Werk Waldemar Grzimeks – es harrte der Aufstellung. Heines 100. Todestag am 17. Februar 1956 nahte. Und so kam Ludwigsfelde zu der Ehre, Heine zu ehren.

Auf dem Wittenbergplatz in Berlin befinden sich zwei Brunnen, die von ihm wegen seines frühen Todes nicht mehr ganz vollendet werden konnten, aber in seinem Sinne zu Ende gebracht wurden. Weitere Werke sind die Gruftplatte im Glockenturm der Gedenkstätte Buchenwald, für die er auch zwei der Reliefstelen schuf, die Dreifigurengruppe für das Mahnmal in Sachsenhausen, in der das Motiv der Grablegung Christi abgewandelt wird, aber auch die lebensvolle Gruppe zweier sehr verschiedenaltriger Geschwister oder der Torso »Aufgerichtet Stehende, II« (1973). .Sein plastischer Nachlass befindet sich seit 2005 im Gerhard-Marcks-Haus in Bremen. Diese Sammlung wurde 2006 durch eine Schenkung seiner Tochter Jana Grzimek ergänzt, die dem Haus 250 Zeichnungen und 100 Druckgraphiken ihres Vaters vermachte. Darunter befindet sich auch die 1975 angefertigte Lithographie von Gerhard Marcks, von dem er bereits 1960 einen Bronzekopf gestaltet hatte. Zu seinen Werken gehört auch das 1977 vollendete Bronzeportal „Gefahren und Kreatur“ für das Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg. Er ruht in einem Ehrengrab auf dem Städtischen Friedhof in Berlin Dahlem I, Königin-Luise- Straße 57