Erinnerung an die Königsbergerin Sabine Ball

Erinnerung an die Königsbergerin Sabine Ball

10.07.2016

Sabine Ball ( 9. 9, 1925 – 7. 7. 2009) wurde als Sabine Koritke in Königsberg geboren. Sie erlebte den Zweiten Weltkrieg, floh mit ihrem Bruder Hans nach schweren Luftangriffen aus der Stadt und aus der Provinz Ostpreußen. In Dresden erlebte sie im Februar 1945 die Bombardierung der Elbmetropole. Die Familie ließ sich in Düsseldorf nieder, doch Sabine ging 1949 nach New York, wo sie eine Anstellung als Kindermädchen fand. Die Chancen des amerikanischen Arbeitsmarktes nutzend, arbeitete sie sich zur Managerin eines Clubs in Miami hoch, wo sie auch ihren späteren Ehemann, den Millionärssohn Clifford Ball, kennen lernte, den sie 1953 heiratete.

Das komfortable Leben im Reichtum mündete jedoch 1963 in die Scheidung und Sabine Ball zog mit ihren beiden Söhnen nach Kalifornien. Hier war sie von der sich ausbreitenden Hippiebewegung fasziniert. Sie erwarb ein Grundstück, auf dem sie drogenbelastete Blumenkinder von ihrer Sucht zu befreien suchte.

Um den “Sinn des Lebens” zu finden, verbrachte Sabine Ball 1973 drei Monate in einem Kloster in Katmandu und meditierte viel, doch ein Jahr später entdeckte sie das Christentum für sich. Sie gründete ein evangelistisches Projekt für Junkies und Straßenkinder in Brooklyn. Zwei Jahre später eröffnete sie ein Schwesternhaus für misshandelte Frauen in Kalifornien. Dann spendete sie den Rest ihres Vermögens für wohltätige Zwecke und verließ 1980 ihr amerikanisches Domizil und ging nach München.

Der Zusammenbruch der DDR eröffnete ihr neue Perspektiven. Mit zwei Koffern und 1.500 Dollar erreichte sie 1993 Dresden und begann die Arbeit, für die sie in Deutschland bekannt wurde. Sie mietete zunächst die Geschäftsräume eines alten Schnapsladens, um ihre Idee für ein Café und einen Secondhand-Laden zu verwirklichen. Ihr Plan trug Früchte. Täglich kamen Jugendliche, die dort mitarbeiteten und Zeit mit ihr verbrachten. Am 24. April 1993 öffnete das Café “Stoffwechsel” zum ersten Mal seine Pforten. Punks, Obdachlose, Skins, aber vor allem Kinder kamen ins Café. Sabine Ball gründete zudem eine nach ihr benannte Stiftung, die die “Förderung von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen” zum Ziel hat.

Das ihr 1996 angebotene Bundesverdienstkreuz lehnte sie ab, aber den Plansecur-Preis nahm sie im Jahr 2000 an. Im Jahr 2003 spendete der ehemalige Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker das Preisgeld des an ihn verliehenen Erich-Kästner-Preises an das Projekt, womit der Aufbau eines neuen Kinder- und Jugendzentrums in Dresden-Pieschen ermöglicht wurde. Der Verein „stoffwechsel e. V.“ hat 20 hauptamtliche und etwa 60 ehrenamtliche Mitarbeiter und erreicht über verschiedene Treffpunkte, Kreativwerkstätten, einen Schulclub und ein mobiles Kinderprogramm wöchentlich rund 250 bis 280 Kinder und Jugendliche in den Dresdner Stadtteilen. Sabine Ball verstarb am Morgen des 7. Juli 2009 in ihrer Wohnung in Dresden-Neustadt nach einem Herzinfarkt.[1]



[1] Christliches Medienmagazin Pro, 7. 7. 2009, Wikipedia