Masuren in Ostpreußen

Masuren in Ostpreußen

19.07.2016

Als Herzog Albrecht 1525 Preußen zum ersten protestantischen Herrschaftsgebiet machte, blieb der Nachbar Polen katholisch, und das hat sich bis heute nicht geändert. Diejenigen Polen, die der neuen Lehre folgen wollten, wanderten ins nahe Preußen aus und ließen sich vor allem im südöstlichen Teil der Herzogtums nieder. Einige masowische Bauern entzogen sich auch der Knute ihres hartherzigen Gutsherrn und verließen ihre Heimat. Da im Zuge der fundamentalen geistlichen Umwälzung viele katholische Pfarrer und sonstige Kirchenvertreter auswanderten, brauchte Herzog Albrecht Geistliche, die der polnischen Sprache mächtig waren und die neuen Kirchenmitglieder betreuen konnten. Deshalb warb der Herzog gezielt Pfarrer aus dem Nachbarland an, die bereit waren, sich dem protestantischen Glaubensbekenntnis anzuschließen. So z. B. Johann Maletius aus einem Krakauer Fürstengeschlecht, dem er ein Waldgut schenkte und zum Erzpriester im Lyck machte. Seit dem 18. Jahrhundert benannte man die hauptsächliche Siedlungslandschaft nach den evangelischen „Masuren“, die im 15. bis 18. Jahrhundert aus Masowien zugewandert waren.

Ab dem 19. Jahrhundert gab es zunehmend Bestrebungen, die polnische Sprache zurück zu drängen und die Masuren zum Deutschtum zu bekehren. Das war ein mühsamer Prozess und klappte nur begrenzt. Vielleicht war das der Grund dafür, dass etliche Deutsche die Masuren nicht als ebenbürtig ansahen.

Erst die Nazis gaben den Masuren das Gefühl, vollwertige Volksgenossen zu sein. Schon Ende der zwanziger Jahre ernteten die Nazis hier überproportionale Wahlerfolge. Die Reisen Hitlers nach Masuren 1932 glichen Triumphzügen und bei den letzten freien Wahlen 1932 errangen die Nationalsozialisten gerade in den masurischen Kreisen die höchsten Stimmanteile in Ostpreußen.

Als Deutschland verloren war, entzogen die Nazis den Masuren ihre Liebe und stuften sie als politisch unzuverlässige Slawen ein. Von den einst 365.000 Masuren vor dem Krieg zählte man 1946 noch 150.000 Masuren, die mehr oder minder freiwillig in Polen geblieben waren. Die anderen waren geflüchtet oder tot. In den 1950er und den 1970er Jahren verließen weit über 100.000 von ihnen ihre Heimat. Siegfried Lenz hat den Masuren ein liebenswertes literarisches Denkmal gesetzt.