Erinnerung an den Schriftsteller Paul Brock aus Pagulbinnen
22.02.2018
Paul Brock (21. 2. 1900 – 26. 10. 1986) wurde in Pagulbinnen, Memelland, als Sohn eines Schiffers in 3. Generation auf der Memel geboren. Schon sein Urgroßvater war Schiffer, und zwar auf dem Rhein, und der war im Zuge des Rußlandfeldzugs Napoleons 1812 ins Memelgebiet verschlagen worden. Vater Brock kaufte 1900 ein kleines Gut in Wischwill, verkaufte es aber ahnungsvoll im Juli 1914, kurz vor Beginn des 1. Weltkriegs. Fortan lebte ee mit seiner Familie auf seiner “Emma von Wischwill”. Paul Brock wurde schon im Sommer 1915 Steuermann bei seinem Vater, machte das Steuermannspatent und erhielt dann seinen eigenen Schoner. Er hat seine Eindrücke vom Bereisen der memelländischen Deltaflüsse in seinen Erzählungen “Der Strom fließt” (1937) und “Der Schiffer Michael Austyn” verarbeitet. Brock kehrte nach der Abtretung des Memellandes nur noch kurz in diesen Teil Ostpreußens zurück, machte sein Kapitänspatent, heuerte auf ausländischen Schiffen an und bereiste so die Welt. 1929 heuerte er ab und landete in Köln, der Heimat seiner Vorfahren, wo er Pädagogik und Psychologie studierte. Durch die Bekanntschaft mit Joachim Ringelnatz, Bert Brecht, Vicki Baum und anderen Schriftstellern begeisterte er sich für die Literatur. 1935 heiratete er nach einer ersten gescheiterten Ehe in Hamburg seine zweite Frau und zog im selben Jahr nach Tilsit um. Im zweiten Weltkrieg wurde er abwechselnd zur Marine eingezogen und als unabkömmlich eingestuft, so dass er weiter schreiben konnte. Das Kriegsende erlebte er mit seiner Familie in Flensburg. 1953 zog Brock nach Hamburg, wurde freier Mitarbeiter und ab 1976 Angestellter des Ostpreußenblatts, für das er ein große Anzahl von Artikeln und Rezensionen schrieb. Drei Romane erschienen als Fortsetzungen nur im Ostpreußenblatt: “Die Heimkehr des Florian Moen” (1961), “Jenseits des Stromes” (1975) und “Durststrecke” (1977). Unveröffentlicht blieben “Es klopft an unsere Tür” (1956) und “Auch Frauen haben ein Gewissen” (1957). Weitere Werke: “Der achte Schöpfungstag”; “Alles Lebendige muss reifen”; “Das Glück auf Erden”; “Die Gefangene”; “Berufung der Herzen”, “Die auf den Morgen warten”, “Die Salzburger in Ostpreußen” (1991). Brock starb in Bad Segeberg, ohne Ostpreußen je wiedergesehen zu haben. Es gibt eine Kopfplastik von Paul Brock, geschaffen von Georg Fuhg