Erinnerung an Elisabet Boehm aus Ostpreußen
30.05.2018
Elisabet Boehm (27. 9. 1859 – 30. 5. 1943) wurde als viertes Kind des Gutsverwalters und Reichstagsabgeordneten Hermann Steppuhn und seiner Ehefrau Emilie, die der Kaufmannsfamilie Noggerath entstammte, auf der Domäne Rastenburg geboren. 1862 erwarb Vater Steppuhn das Rittergut Liekeim bei Bartenstein und die Familie siedelte dorthin über. In jungen Jahren wurde Elisabet von einer schweren Rachitis geplagt. Mit ihrem wachen Verstand konnte sie sich dennoch auf dem väterlichen Hof viele Kenntnisse aneignen, die man zur Führung einer Landwirtschaft benötigt. Am 7. 8. 1880 heiratete sie den ehemaligen Fähnrich Otto Boehm, Sohn des wohlhabenden Gutsbesitzers von Glaubitten, und zog auf das heruntergewirtschaftete Gut Lamgarben, das der alte Boehm seinem Sohn gekauft hatte. Elisabet musste hier gründliche Aufbauarbeit leisten, entdeckte dabei viele Defizite der eigenen Ausbildung und kam im Laufe der Zeit auf die Idee, eine Selbsthilfeorganisation für Landfrauen aufzubauen. So entstand am 2. 2. 1898 in Rastenburg der erste „Landwirtschaftliche Hausfrauen Verein“ mit dem Ziel, der ländlichen Hausfrau berufliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen und der Hausfrauenarbeit als Beruf Geltung zu verschaffen. Bis 1929 hat sie als Vorsitzende des Vereins dieser Aufgabe gedient.
Die Landfrauenbewegung breitete sich schnell aus. Den Anfang machte 1900 Bartenstein durch das Engagement von Elisabets Schwester Marta, 1903 folgten Lötzen, Gumbinnen, Insterburg, Gerdauen, Cranz und Königsberg. Schon 1905 gab es 14 regionale Vereine, die sich zu einem ostpreußischen Verband zusammenschlossen. In der Folge gründeten sich Vereine in ganz Deutschland. 1916 wurde der Reichsverband gegründet, dem Elisabet Boehm ebenfalls vorstand. Systemtisch wurde ein Nutzgeflügelzucht aufgebaut und 1912 das erste Geflügelzuchtbuch gegründet. DieBiene als Symbol des Fleißes wurde zum Symbol der Landfrauenbewegung und diente auch als eine Art Markenzeichen für frische landwirtschaftliche Produkte wie z. B. der Bienenstempel auf den Eiern, die erfolgreich in eigenen Verkaufsstellen vermarktet wurden. Ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit war die Entwicklung eines eng an der Praxis orientierten ländlich-hauswirtschaftlichen Lehrlingswesens, das später als Grundlage für die Ausbildung zur Lehrerin der landwirtschaftlichen Haushaltungskunde und der Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft diente. 1912 wurde so die Landfrauenschule in Metgethen gegründet. Die ersten Lehrlingsprüfungen erfolgten 1921. 1929 erhielt Elisabet Boehm die Ehrendoktorwürde der Universität in Königsberg verliehen. Im selben Jahr, an ihrem 70. Geburtstag, trat sie als Vorsitzende des Reichsverbandes der landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine zurück
Der Gutshof von Lamgarben steht zum Verkauf – siehe hier