Wolfgang Kapp wollte die Weimarer Demokratie stürzen

Wolfgang Kapp wollte die Weimarer Demokratie stürzen

24.07.2018

Der Bankdirektor und Mitbegründer der Deutsche Vaterlandspartei Wolfgang Kapp (24. 7. 1858 – 12. 6. 1922), wurde geboren in New York als Sohn des einstigen Revolutionärs von 1848 und späteren Senators des Staates New York, Prof. Friedrich Kapp, der u. a. mit Karl Marx befreundet war. 1870 kehrte die Familie nach Deutschland zurück. Wolfgang Kapp besuchte in Berlin das Gymnasium und studierte anschließend in Tübingen und Göttingen Jura. Auf Vermittlung des Kammerherrn v. Oldenburg-Januschau übernahm er 1907 den Posten des ostpreußischen Generallandschaftsdirektors, den er bis 1920 bekleidete. Während des 1. Weltkriegs machte er sich für den uneingeschränkten U-Boot-Krieg stark, die folgende deutsche Niederlage empfand er als nationale Schande, befördert durch die Sozialdemokratie und andere demokratische Politiker sowie die Novemberverbrecher, die dem im Felde unbesiegten Heer den Dolchstoß in den Rücken gestoßen hätten.

Die Marinebrigade Ehrhardt war am 19. 2. 1919 gegründet worden und wurde bekannt durch die Niederschlagung der Münchner Räterepublik und anderer kommunistischer Unruheherde in Deutschland und im Baltikum und wurde deshalb von vielen Bürgern geachtet oder gar bewundert. Durch die im Versailler Friedensvertrag erzwungene Verkleinerung der deutschen Wehrmacht auf 100.000 Mann erhielt das von dem Korvettenkapitän Hermann Ehrhardt (29. 11. 1881 – 27. 9, 1971) gegründete Freikorps großen Zulauf von ehemaligen Soldaten, die nach dem Krieg brotlos waren, sich aus der Bahn geworfen und von der Weimarer Republik verraten fühlten. In der Nacht vom 12. auf den 13. März marschierte die Brigade Ehrhardt nach Berlin.

Kapp nutzte die Gunst der Stunde, erklärte die Reichsregierung und den Reichskanzler für abgesetzt, die Nationalversammlung und die Preußische Regierung für aufgelöst und ernannte sich selbst zum deutschen Reichskanzler. Dabei wurde er militärisch unterstützt von General Walther von Lüttwitz (geb. 2. 2. 1859 auf dem Jagdschloss Bodland in Schlesien, gest. 20. 9. 1942 in Breslau), der gerade einen Tag vorher von Reichswehrminister Noske wegen Insubordination zur Disposition gestellt worden war. Kapp ernannte ihn zum Reichswehrminister. Zum Innenminister ernannte er den ehemaligen Berliner Polizeipräsidenten von Jagow.

Die Beamten der Reichskanzlei und die Ministerialbürokratie verweigerten dem Reichskanzler Kapp jedoch die Zusammenarbeit. Ihm stand nicht einmal eine Sekretärin zur Verfügung. Notwendige Schreibarbeiten musste seine Tochter erledigen. Die Gewerkschaften befolgten mit der Arbeiterschaft einen Generalstreik, ausgerufen vom Pressechef der Reichsregierung Bauer, und legten so das gesamte öffentliche Leben in Deutschland lahm. Bereits am 16. 3. 1920 – nach 4 Tagen – war der Putsch gescheitert. Kapp floh nach Schweden, stellte sich im selben Jahr dem Reichsgericht in Leipzig, verstarb aber noch in der Untersuchungshaft. General v. Lüttwitz floh am 17. März ins Ausland, kehrte aber 1924 in seine schlesische Heimat zurück. Ehrhardt floh nach München, wo er nicht verfolgt werden konnte. Seine Marinebrigade wurde im Mai 1920 aufgelöst. Die Demokratie hatte für die nächsten 13 Jahre gesiegt