Ostpreußische Sprache

Ostpreußische Sprache

05.12.2018

Das Schicksal Ostpreußens und seiner Menschen teilt auch ihre Sprache. Für die heutige Generation ist Ostpreußen längst zu einer fernen Sage geworden. Und auch die eigentümliche Sprache, durchzogen von teils fremd, teils vertraut anmutenden Begriffen, gerät in Vergessenheit. Diesem Prozess will Klaus Papies mit seinem Buch entgegenwirken. Sein “Ostpreußisches Wortschatzkästchen”, eine Sammlung origineller Ausdrücke, die den Leser häufig einfach zum Schmunzeln und zum Staunen bringen, versteht der Autor als ein kleines Denkmal gegen das Vergessen.

Klaus Papies befragte intensiv und nicht nachlassend seine damals schon 90-jährige Mutter, was bestimmte Begriffe denn eigentlich genau bedeuteten, forschte in der Universitätsbibliothek Bremen in den entsprechenden Fachlexika nach und durchstöberte ostpreußische Literatur. Herausgekommen ist eine Sammlung von 260 Wörtern. Manche sind auch heutzutage noch geläufig, wirken höchstens etwas altertümlich. Wenn es draußen “pladdert”, schwingt im Wort das Geräusch platschenden Regens hörbar mit. Auch mit dem Ausdruck “Kaventsmann” kann man etwas anfangen. Papies erinnerte sich an ihn, als eine alte Ostpreußin über eine Bekannte sprach, die leidenschaftlich kochte und backte und eben auch mindestens so gerne aß, was anhand ihrer Körperfülle leicht ersichtlich war. Andere Wörter klingen für heutige Ohren fremd, wie etwa “Butsch” – der Kuß, nicht so sehr in erotischem, sondern eher in zärtlichem Sinn, so wie Mütter ihre Kinder liebkosen. All diesen Wörtern gemeinsam ist, dass sie zu einem Dialekt gehören, der mit der Generation der aus Ostpreußen stammenden Menschen ausstirbt. Klaus Papies versucht mit seinem “Wortschatzkästchen” einen Teil dieser derben und zupackenden, aber auch gefühlund humorvollen Sprache, die zu einem warmherzigen Menschenschlag gehört, wieder zum Leben zu erwecken. Der 2014 verstorbene Siegfried Lenz fand treffende Worte über das “Schatzkästchen”:

“Eine wunderbare Sammlung. Aufbewahren, was droht, verloren zu gehen…”, ein schönes Kompliment von einem aus Ostpreußen stammenden Meister der deutschen Sprache.

Am 5. Dezember führt der Autor einen Abend lang im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg mit Herz und Humor durch sein “Wortschatzkästchen”. Anschließend besteht die Möglichkeit zu einem ausführlichen Wort- und Gedankenaustausch.

Klaus Papies, geboren 1939 im masurischen Groß-Schöndamerau, lernte nach 1945 in Hannover „das beste Hochdeutsch der Welt“, wurde Lehrer für Deutsch und Geschichte an einem Gymnasium in Bremen. Seit er 2004 für einige Monate als Deutschlehrer auf die Krim ging, entdeckte er seine osteuropäischen Wurzeln neu und begann mit dem Schreiben.

Mittwoch, 5. Dezember 2018, 18:30 Uhr. Kartenreservierung: Tel. 04131-759950 oder info@ol-lg.de

——————————

Ostpreußisches Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung, Heiligengeiststraße 38, 21335 Lüneburg
Tel. +49 (0)4131 759950, Fax +49(0)4131 7599511
E-Mail: info@ol-lg.de, Internet: www.ostpreussisches-landesmuseum.de