Erst vor 125 Jahren wurde der Pesterreger entdeckt
20.06.2019
Im 19. Jahrhundert machte die medizinische Forschung in Europa große Fortschritte. Robert Koch entdeckte die Tuberkelbazillen, Emil von Behring fand das Mittel gegen Wundstarrkrampf und das Serum gegen Diphterie und Louis Pasteur identifizierte die Mikroben als Krankheitserreger. Zu einem seiner engsten Mitarbeiter gehörte der Schweizer Arzt und Mikrobiologe Alexandre Yersin (1863 – 1943). Aufgrund der Empfehlung von Pasteur schickte die französische Regierung den 31jährigen Yersin zur Erforschung der Pest nach Hongkong, wo bereits Tausende an dieser Krankheit gestorben waren.
Die Seuche ist wohl seit der Bronzezeit bekannt, wo sie erstmals in Zentralasien aufgetreten sein soll. Den modernen Pesterreger verorten die Forscher nach Ostasien ins 13. Jh. Von dort breitete sich die Pest nach Westen aus und gelangte auf die Krim. Bei der Belagerung der genuesischen Hafenstadt Caffa am Schwarzen Meer durch die Tataren 1346 brach in deren Heer die Pest aus. Um den Widerstand der Belagerten zu brechen, katapultierten die Tataren ihre Pesttoten in die Stadt. Von der auf diese Weise verseuchten Stadt breitete sich die Pest auf Genua und andere europäische Hafenstädte aus. Noch im selben Jahrhundert raffte die Pest 30 % der europäischen Bevölkerung dahin. Jahrhundertelang fand man kein Mittel gegen die Ausbreitung dieser Seuche.
Yersin benötigte für seine Untersuchungen die Leichen von Pesttoten. Die beschaffte er sich, indem er sich mit Unterstützung eines Bestatters Zugang zu einem Leichenkeller mit Pestopfern verschaffte. In der Leistengegend eines der Opfer schnitt er eine Pestbeule heraus und brachte sie in sein Labor. Unter dem Mikroskop erkannte er einen regelrechten Mikrobenbrei. Die Mikroben vermehrte er und infizierte damit Ratten und Mäuse. Diese wiesen bald die typischen Symptome der Pestkranken auf. Somit entdeckte er am 20. Juni 1894 den Erreger der Pest. Er heißt seit 1970 „yersinia pestis“. Yersin zog sich anschließend nach Vietnam zurück, wo er das erste außereuropäische Louis-Pasteur-Institut gründete. An diesem forschte er nach Gegenmitteln für die Pest, aber vergeblich. Erst mit der Entwicklung des Penicillins in den 1940er Jahren fand man das Antibioticum, das die Pest besiegen konnte.