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Erinnerung an den „Vogelprofessor“ Johannes Thienemann, der heute Geburtstag hat

Erinnerung an den „Vogelprofessor“ Johannes Thienemann, der heute Geburtstag hat

12.11.2019

Johannes Thienemann (12. 11. 1863 – 12. 4. 1938) stammte aus Gangloffsömmern in Thüringen. Sein Vater und sein Großvater waren Pfarrer, aber auch ornithologisch engagiert und gaben dieses Interesse an den Vogelwelt an den Sohn und Enkel weiter. Thienemann besuchte das Gymnasium in Sondershausen und Zeitz und studierte nach dem Abitur in Leipzig und Halle Theologie. Nach dem Staatsexamen ging er in den Schuldienst. 1896 machte er Ferien in Rossitten und wurde so erstmals mit der Kurischen Nehrung bekannt. 1910 habilitierte er sich.
In Rossitten fand er seine Lebensaufgabe. Für seine Forschungsarbeiten über den Vogelzug führte Thienemann die systematische Beringung von Zugvögeln ein und ermittelte mit dieser Technik grundlegend neue Erkenntnisse über das Zugverhalten von Zugvögeln. 1901 errichtete er in Rossitten die weltweit erste ornithologische Forschungsstation, die Feldstation Ulmenhorst. Im Frühjahr und Herbst überqueren mehr als 200 Vogelarten mit über einer Million Vögeln die Nehrung. Die Vögel werden gezählt, in Netzen gefangen und beringt. Rossitten ist deshalb besonders günstig, weil die Wald- und Feldvögel das Meer meiden und die Nehrung entlang fliegen, während die Wasservögel, die die See bevorzugen, auf der schmalen Landzunge Schilf und Gesträuch für eine Rast finden.
1929 ging Prof. Thienemann in den Ruhestand. Sein Werk wurde fortgeführt von Oskar Heinroth und Prof. Ernst Schüz (24. 10. 1901 – 8. 3. 1991), der 1936 die verantwortliche Leitung der Vogelwarte von Heinroth übernahm und der nach der Flucht 1944 die Arbeit in der Vogelwarte im Schloss Möggingen in Radolfzell am Bodensee wieder aufnahm.
Seit 1991 arbeitet Radolfzell eng mit der russischen Vogelwarte in Rybatschij – Rossitten zusammen. Dort werden in 200 Netzen und 18 m hohen Vogelreusen jedes Jahr bis zu 140.000 Vögel eingefangen und beringt. Im Durchschnitt von 35 Jahren von 1956 – 1991 waren es knapp 50.000 Vögel pro Jahr. Von dieser Arbeit her weiß man z. B., dass Zaunkönige nach England und Spanien, Buchfinken, Meisen, Amseln und Würger nach Mitteleuropa, Sumpfrohrsänger nach Afrika und Rotkehlchen nach Süddeutschland ziehen. Grasmücken und Störche fliegen in östliche Richtung in die Türkei, Karmingimpel bis nach Indien. Auf der Kurischen Nehrung konnten insgesamt 306 Vogelarten beobachtet werden. Sie wurden in der Monographie „Die Vögel von Ostpreußen“ von Friedrich Tischler zusammengefasst.