Erinnerung an den Schlagerkomponisten Werner Richard Heymann
14.02.2020
Werner Richard Heymann (14. 2. 1896- 30. 5. 1961) wurde in Königsberg als Sohn des Getreidegroßhändlers Richard Heymann geboren. In seiner Heimatstadt saß er bereits mit zwölf Jahren als Geiger im Philharmonischen Orchester und komponierte auch schon.
Nach dem Tod des Vaters zog die Mutter 1912 mit ihm und seinen drei Brüdern nach Berlin. In ihrem Wilmersdorfer Salon an der Kaiserallee (heute Bundesallee) verkehrten wie schon in Königsberger viele Künstler, so der Maler Max Pechstein, der Architekt Erich Mendelsohn und der Dichter Richard Dehmel. Als der erste Weltkrieg ausbrach, meldete sich der Medizinstudent freiwillig, impfte im Königsberger Lazarett etwa 3000 Soldaten gegen Pocken, Cholera und Typhus und war froh, nach etwa drei Monaten krankheitsbedingt entlassen zu werden.
Zur Vorbereitung auf das Abitur erhielt Heymann einen Privatlehrer. Dessen Assistent war ein gewisser Kurt Tucholsky, dessen Texte er später auch vertonte Im Café des Westens am Kurfürstendamm / Ecke Joachimstaler Straße kam der frühreife Teenager mit der Berliner Bohème zusammen. Hier freundete er sich unter anderem mit dem jungen Komponisten Friedrich Hollaender an und lernte den Dichter Johannes R. Becher kennen.
Anfang der 1920er Jahre wurde er gemeinsam mit Friedrich Hollaender musikalischer Leiter von Max Reinhardts Kabarett «Schall und Rauch», später dann von Trude Hesterbergs Kabarett «Die Wilde Bühne».1922 rief der Produzent Erich Pommer aus Neubabelsberg an, der Heymann als Filmmusiker für den Stummfilm engagierte. Bei der UFA stieg er bald zum Generalmusikdirektor auf.
Mit dem aufkommenden Tonfilm wurden Heymanns Schlager berühmt. Er schrieb die Musik zum ersten deutschen Tonfilm “Melodie des Herzens”. Es folgten Filmmusiken für “Die drei von der Tankstelle” (mit dem Gassenhauer ” Ein Freund, ein guter Freund “) und “Der Kongress tanzt”, in dem Lilian Harvey “Das gibt’s nur einmal” sang. Für die berühmten Comedian Harmonists schrieb er u. a. die Musik von „Das ist die Liebe der Matrosen“.
Am 26. März 1933 kehrte Heymann von Dreharbeiten aus Ägypten zurück (“Saison in Kairo”), am 29. schmissen die Nazis prominente Künstler wie den Produzenten Erich Pommer (“Der blaue Engel”, “Der Kongress tanzt”) und den “Kongress”-Regisseur Erik Charell aus der UFA, weil sie Juden waren wie Heymann. Das war auch für ihn das Fanal. Er brach am 9. April eilends auf ins Exil, erst nach Paris, wo er Operetten schrieb, dann in die USA. In Hollywood komponierte er die Musik zu fast 50 Tonfilmen (vier Oscar-Nominierungen) und schlug sich als Komponist für 4 Lubitsch-Filme durch (darunter “Ninotschka” und “To Be Or Not To Be”). Doch er hatte es schwer, an seine Erfolge in Europa anzuknüpfen, denn die Filmmusik hatte in Amerika einen anderen Stellenwert. 1951 kehrte er nach Deutschland zurück. Hier musste er sich einer Antrags-Prüfungskommission für seine Wiederanerkennung stellen. Auf die Frage, ob er ein deutsches Volkslied vortragen könne, sang Heymann: “Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder.” 10 Jahre später, am 30. Mai 1961, starb er in München. Seine Tochter Kiki betreut sein musikalisches Erbe.