Erinnerung an Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld
01.05.2020
Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld (1. 5. 1892 – 5. 2. 1929) wurde in Königsberg als Sohn von Julius Frhr. v. Hünefeld geboren. Die Wurzeln dieser ostpreußischen Familie lagen in der Gegend von Fulda. Er wuchs bei der Großmutter in Eisenach auf, bis der Vater sein Gut Geland, vermutlich am Gelandsee gelegen, verkaufte und die Familie nach Berlin zog. Zunächst wurde er hier von Hauslehrer Höhne unterrichtet und ging dann auf das Gymnasium Steglitz. Dieses musste er wegen seiner schwächlichen Konstitution vorzeitig verlassen, holte das Abitur aber in Privatunterricht nach.
Nach der Schulzeit studierte er Philosophie und Literaturwissenschatt an der Berliner Universität, nutzte aber jede sich bietende Möglichkeit, sich auf dem Flughafen Johannisthal bei Berlin aufzuhalten, sich in den Werkstätten der dortigen Flugpioniere umzusehen und Flugunterricht zu nehmen. Die Abende und Nächte verbrachte er dann oft mit seinen Flieger- und Literaturfreunden im Café Größenwahn an der Gedächtniskirche, dem Bohème-Treffpunkt der damaligen Zeit.
Bei Ausbruch des 1. Weltkriegs bewarb er sich als Kriegsfreiwilliger, wurde aber wegen seiner schwachen Gesundheit nicht angenommen. Das hinderte ihn nicht, sich einem Freiwilligen-Kraftfahrkorps anzuschließen, das jeden aufnahm, der ein eigenes Motorrad mitbrachte. Das konnte er und wurde als Meldegänger an der Westfront eingesetzt. Bereits im September 1914 wurde er durch Schrapnelle am Bein schwer verwundet. Seitdem war er gehbehindert und damit nicht mehr kriegsverwendungsfähig.
Statt dessen gelang es ihm 1916, in den Diplomatischen Dienst aufgenommen zu werden und gelangte bis zum Kriegsende als Vizekonsul an das deutsche Konsulat in Maastricht. Als der Kaiser 1918 abdankte und ins Exil ging, folgte er dem mit ihm befreundeten Kronprinzen in die Niederlande und widmete sich hier seinen literarischen Neigungen.
Schon ab seinem 7. Lebensjahr hatte v.Hünefeld eigene Gedichte verfasst. Diese literarischen Fähigkeiten vertiefte er durch sein Studium der Literatur und durch vielfältige Kontakte mit der Berliner Bohème. Nach seiner Verwundung im Krieg verfasste er seinen ersten Gedichtband. Auf einer Insel in Holland während seines selbst gewählten Exils schrieb er an einem weiteren Gedichtband – „Insel der Verbannung“ – und veröffentlichte ansonsten Aufsätze zu politischen Themen in Zeitungen.
1921 kehrte er nach Deutschland zurück und zog nach Bremen. Hier wurde er 1923 als Pressereferent beim Norddeutshen Lloyd angestellt und kam hier in Kontakt zu den damaligen Protagonisten des Verkehrswesens und der Luftfahrt. Dabei interessierte ihn besonders die Langstreckenfähigkeit der Flugzeuge. Scharles Lindbergh glückte 1927 der erste Alleinflug von West nach Ost. Man war aber der Meinung, dass die Motorflugzeuge die Gegenrichtung wegen der starken Gegenwinde und Strömungen nicht schaffen konnten. V. Hünefeld war anderer Meinung. Er fand dafür die Unterstützung des Direktors der Norddeutschen Luftverkehrsgesellschaft sowie finanzielle Förderer. Er tat sich mit dem Nachflugleiter der Luft Hansa zusammen und konzentrierte sich auf das Junkers-Flugzeug „Bremen“, das ihm zur Verfügung gestellt wurde. Parallel dazu wuchsen in der Öffentlichkeit Bedenken und Widerstände gegen das Vorhaben einer Atlantiküberquerung. In der Presse wurde sogar die Ächtung von Langstreckenflügen gefordert. Heimlich begaben sich v. Hünefeld und Köhl daraufhin mit ihrem Flieger zum Flughafen Baldonnel in Irland, gewannen den dortigen Flugplatzkommandanten Fitzmaurice als Kopiliten und starteten am 12. April 1928 zu ihrem Sansationsflug. Nach 36 Stunden landeten sie wohlbehalten auf einer abgelegenen Leuchtturminsel vor Labrador in Kanada. Eigentlich hätten sie in New York landen wollen, aber auch wenn das nicht gelang, hatten sie eine große Pioniertat vollbracht. Nachdem sie in Amerika artig herumgereicht worden waren, kehrten sie per Schiff nach Bremen zurück und erhielten dort ebenfalls einen großen Empfang.
Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld war schon bei seinem Pionierflug totkrank. Er schrieb am 4. Februar 1929 noch ein Abschiedsgedicht und starb am darauf folgenden Tag im Alter von 36 Jahren an den Folgen einer Unterleibsoperation. Die Begräbnisfeier fand im Berliner Dom in Anwesenheit von Vertretern der Reichsregierung, des Reichstags und des ehemaligen Kaiserhauses statt.