Der weithin vergessene nazi-kritische Maler Emil Stumpp

Der weithin vergessene nazi-kritische Maler Emil Stumpp

17.05.2020

Emil Stumpp (17. 5. 1886 – 5. 4. 1941) wurde in Neckarzimmern in Baden als Sohn des Gärtners Wilhelm Stumpp und seiner Frau Maria geboren. Die Eltern zogen nch Worms, wo Emil die Volks- und Oberrealschule besuchte. Nach dem Abitur studierte er an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, um Maler zu werden. Das gefiel ihm aber nicht, weshalb er dann an den Universitäten Marburg und Berlin Germanistik, Geschichte und Philosophie studierte, um Lehrer zu werden.

1914 wurde er Soldat und als solcher drei Mal verweundet. Zum Kriegsende avancierte er zum Adjutanten des Kommandanten des Militärbahnhofs in Königsberg. Als Leutnant der Reserve wurde ihm selbst in der Novemberrevolution 1918 das Amt dieses Kommandanten übertragen, das er bis März 1919 ausübte. Im gleichen Jahr legte er das Examen für das höhere Lehramt ab und war vom 1. April 1920 bis 1. Mai 1924 als Studienassessor am Hufengymnasium tätig, an dem zur selben Zeit Ernst Wiechert unterrichtete. Beide wurden Freunde.

1924 schied Stumpp aus dem Schuldienst aus, um sich ganz seinen künstlerischen Neigungen zu widmen. Er hatte 1918 den “Wirtschaftsverband bildender Künstler Norddeutschlands” gegründet, war dessen Vorsitzender von 1919 – 1926 und wurde 1925 Beiratsmitglied der Staatlichen Kunstakademie Königsberg. Er begann, sich auf Porträtmalerei zu spezialisieren und war darin sehr erfolgreich. So schuf er Porträts von Franklin D.Roosevelt, Friedrich Ebert, Carl Friedrich Goerdeler, Heinrich und Thomas Mann, Gerhart Hauptmann, Max Liebermann, Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Bertold Brecht, Albert Einstein, Carl von Ossietzky, Kurt Tucholsky, Otto Braun, Frieda Jung, Ernst Wiechert und anderen. Insgesamt schuf er 20.000 Bilder, darunter 1.000 Aquarelle und über 100 Ölgemälde.

Auftragsgemäß zeichnete er auch ein Hitlerbild, das am 20. April 1933 im Dortmunder Generalanzeiger auf der Titelseite erschien. Die Nazis mißverstanden das Bild als böswillige Karikatur, beschlagnahmeten die Zeitung, verhafteten den Redakteur und übernahmen am 24. April die Zeitung in die NSDAP. Emil Stumpp erhielt Berufsverbot und musste hinfort von Privataufträgen leben. Er nutzte die Situation, um durch ganz Europa zu reisen und ließ sich in Schweden nieder.

Als 1940 seine Tochter Hilde mit dem Leben rang, kehrte er zurück nach Königsberg. Seine Tochter war schon gestorben, aber er durfte nicht mehr aus Deutschland ausreisen. Ungerührt schrieb er einen kritischen Leserbrief in der Königsberger Allgemeinen Zeitung und machte aus seiner Verachtung des Nationalsozialismus kein Hehl. Das duldeten die Nazis nicht. Stumpp wurde am 2. Oktober 1940 in Perwelk auf der Kurischen Nehrung verhaftet, von einem Sondergericht in Königsberg und Memel wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz und verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen zu einem Jahr Gefängnis verurteilt und in das Gefängnis in Königsberg eingeliefert, von dort aber am 31. 3. 1941 nach Stuhm verlegt. Dort verhungerte er wenig später.

Ernst Wiechert ehrte ihn in seinem Buch “Jahre und Zeiten” mit den Worten: “Stumpp war einer der ganz wenigen, treuen Freunde, auf die man wie auf einen Felsen bauen konnte. Er wurde zu einer Gefängnisstrafe vrurteilt und ist während der Haft verstorben, aufrecht und furchtlos, und wenn ich mich seines Löwenhauptes erinnere, erinnere ich mich auch des Besten, was ich auf dieser Erde besessen habe, der Freundschaft und Liebe der wenigen Furchtlosen, die wir in unserem Lande in den Zeiten der Furcht gehabt haben,.”