Sanierung von Schloss Steinort
02.01.2021
Liebe Freunde und Unterstützer von Schloss Steinort!
Unseren Weihnachtsbrief hatte ich bereits am 1. Advent geschrieben. Das Versenden hatte sich wegen der Übersetzung ins Polnische und einer Umstellung unseres E-Mail-Systems verzögert. In der Zwischenzeit ist schon wieder einiges passiert, worüber heute berichtet werden soll. Außerdem ist uns der Neujahrstag Anlass für einen Rückblick, vor allem aber für eine Vorausschau auf das kommende Jahr. Viele Zuschriften auf unseren Adventsbrief zeigen Ihre Anteilnahme am Schicksal des Schlosses in Steinort und den laufenden Arbeiten. Gerade in der aktuellen Corona-Lage, die eine Reise nach Steinort für die meisten nicht erlaubt, wollen wir Sie verstärkt auf diesem Wege informieren und einbeziehen. Die Rundbriefe und aktuelle Bilder finden Sie künftig auch auf www.schloss-steinort.de
Die Firma Hohlbud hat das ganze Jahr über ununterbrochen an der Fundamentsicherung und der Weiterführung der Drainage und Regenwasserkanalisation gearbeitet. Wir sind jetzt zum Jahresende mit der Nordseite sowie der Ostseite einschließlich des ganzen Ostflügels fertig. Diese Arbeiten sind sehr aufwendig und arbeitsintensiv. Nachdem alles wieder zugeschüttet ist, sieht man erst einmal nichts mehr davon. Der Zustand „vorher“ nach dem Freilegen des Fundamentmauerwerks zeigt aber auch dem Nicht-Baufachmann, dass dringender Handlungsbedarf bestand und alle anderen Maßnahmen sonst möglicherweise vergeblich gewesen wären. Ein besonderer Erfolg war, dass wir nach langem Hin und Her die Schmutzwasserleitung aus dem Ostflügel an die Kanalisation von King Cross anschließen und eine dauerhafte Vereinbarung zur künftigen Abwasserentsorgung treffen konnten. Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit.
Mit dem „OK“ der Adhoc Gruppe „Deckensanierung“ zu der von meinem Team geplanten denkmalverträglichen Lösung mit maximalem Substanzerhalt der wertvollen polychrom bemalten Holzbalkendecken standen die Genehmigungen für den Raum 0.09 (Historischer Kernbau Erdgeschoss links) an und sind inzwischen erteilt. Nach dem Wechsel des zuständigen, vom Denkmalamt anerkannten Restaurators konnten wir die geplante Sanierung endlich in Angriff nehmen und die restlichen, teilweise bereits durchgebrochenen Deckenbalken in diesem ersten Raum ausbauen. Sie sind jetzt in Trossingen bei der Firma Burgbacher Holztechnologie GmbH und werden dort in den ersten Wochen des neuen Jahres nach der von uns vorgeschlagenen, authentischen Lösung aufgearbeitet. Die von mir akquirierte Unterstützung durch den international anerkannten Leimholzfachmann Christian Burgbacher hat in der derzeitigen Pandemielage den Vorteil, dass wir sie hier in Deutschland trotzdem realisieren und Erfahrungen für den Umgang mit dem Rest der Deckenbalken im Schloss – dann in situ – jetzt sammeln können.
Besonders gefreut habe ich mich über eine Veröffentlichung zu dieser technischen Lösung der Ertüchtigung der Decken von Schloss Steinort, die im Dezemberheft der renommierten Fachzeitschrift „Bauingenieur“ erschienen ist. Wir waren dazu von der Schriftleitung eingeladen worden. Der Beitrag wurde von zwei Fachkollegen aus dem Holzbau reviewt und genehmigt. Mein Mitarbeiter Fabian Meyer erhielt im Zuge der Veröffentlichung noch kurz vor Weihnachten eine Einladung, über das Thema auf einer internationalen Tagung in Sofia vorzutragen. Pandemiebedingt soll diese Konferenz online im Januar stattfinden.
Mit der Firma Hohlbud tüfteln wir derzeit an der Sanierung der Balkenauflager, damit nach Rückkehr aus Trossingen die ertüchtigten Balken sofort eingebaut werden können. Leider mussten wir trotz vorheriger Bestandsaufnahme feststellen, dass sowohl das Mittelauflager als auch die Auflager auf der Außenwand in einem schlechteren Zustand sind, als erwartet. Die Situation ist mehr als kritisch und lässt keinen Aufschub zu. Die vielen Jahre des Stillstands haben leider ihre Spuren hinterlassen, die erst nach dem Ausbau der Balken in ihrem ganzen Ausmaß sichtbar geworden sind. Wir versuchen nunmehr mit moderner Kommunikationstechnik nahe am Objekt zu sein und mit unseren polnischen Teammitgliedern vor Ort eine einvernehmliche Lösung für den Ersatz des Mauerbalkens am Mittelauflager und für die Ertüchtigung der Korbbögen in der Außenwand zu finden. Deshalb arbeiten wir derzeit intensiv an einer Lösung mit Carbonbewehrtem Mauerwerk – eine Möglichkeit, an der ich die letzten Jahre noch an meinem Lehrstuhl Tragwerksplanung an der TU Dresden forschen konnte. Die enge Zusammenarbeit mit der örtlichen Denkmalpflege und dem zuständigen Restaurator sichert, dass die vorgeschlagenen Lösungen am Ende auch genehmigt werden und ausgeführt werden können.
Die Sanierung des Hängewerkes im Dachgeschoss ist nunmehr nach erteilter Genehmigung im Gange, sodass es mit der Balkenkopfsanierung im Kernbau-Obergeschoss links im ersten Quartal 2021 weiter gehen kann. Auch hier sind innovative und in keinem Lehrbuch zu findende Lösungen erforderlich.
Im Ostflügel haben wir nach langem Ringen von der polnischen Gesundheitsbehörde die Genehmigung zur Einrichtung eines kleinen Cafés im Erdgeschoss (links) noch kurz vor Weihnachten erhalten, dessen Einrichtung aus zweckgebundenen Spenden erfolgen soll. Nach ca. einem dreiviertel Jahr und intensiven Diskussionen auf der Basis unserer denkmalverträglichen Vorstellungen konnten wir nun endlich auch ein von polnischer Seite genehmigtes Brandschutzkonzept erwirken, sodass Klarheit für eine erste Nutzung besteht, vor allem von ersten Räumen im Kernbau und im Ostflügel.
Wir haben jetzt mit unserem polnisch-deutschen Team eine Fahrt aufgenommen, die wir bisher nicht hatten. Trotz Pandemie klappen die Abstimmungen bestens und die wöchentlichen Planungsberatungen via Videokonferenz sind fester Bestandteil unserer Arbeit geworden. Die besprochenen Probleme werden in Echtzeit protokolliert und als Aufgaben gleich wieder verteilt. Gott sei Dank haben wir das Infozentrum im Ostflügel und eine inzwischen gut funktionierende Internetverbindung (besten Dank an Herrn Wagner für sein Engagement). Und nicht zuletzt gibt es zu berichten, dass der Bundestag noch vor Weihnachten den vorgelegten Entwurf der Haushälter für 2021 bestätigt hat, der auf Grund der bisher gezeigten Leistungen und Fortschritte eine weitere Unterstützung für Schloss Steinort in Höhe von nunmehr bereits dritten 500.000 Euro in Folge für die Weiterführung der Notsicherungsarbeiten am Kernbau vorsieht. Wir sind dafür sehr dankbar und werden in unseren Bemühungen für das Schloss nicht nachlassen.
Wir wollen im neuen Jahr 2021 beginnen, im Rahmen einer sogenannten „Probeachse“ erste Räume im Kernbau herzurichten, um den künftigen Umgang bei der Restaurierung der wertvollen polychrom bemalten Holzbalken und –bretter zu demonstrieren. Einbezogen wird dabei die Außenansicht in Form des Mittelrisalits, um Besuchern den Fortschritt zu zeigen. Parallel werden wir im Ostflügel weiter arbeiten, um den hier Tätigen und Planenden eine angemessene Arbeitsumgebung vor Ort zu bieten. Gleichzeitig schaffen wir damit eine Grundlage für den späteren Eigenbetrieb des Schlosses und damit für eine zukünftige wirtschaftliche Eigenständigkeit, da der Betrieb des Schlosses langfristig nicht über Fördermittel finanziert werden kann und soll.
Im weiteren Verlauf des Jahres werden wir uns um die Instandsetzung der imposanten Dachkonstruktion und die Sanierung der Schäden kümmern, um das bis dahin Geschaffte zu schützen. Da freuen wir uns jetzt schon auf die tatkräftige Mithilfe der Münchner Bautechniker-Schule. Die Bautechniker können es kaum erwarten, im September 2021 für einen Einsatz wieder nach Steinort zu kommen, nachdem die Aktion im Herbst 2020 leider Corona-bedingt ausfallen musste. Vieles funktioniert inzwischen über die Ferne, aber eben nicht alles! Um Kosten zu sparen, wollen wir den Ostflügel bis dahin soweit fertig haben, dass die Münchner Bautechniker das zukünftige Schloss-Pensionat testen können. Dafür sind weitere zweckgebundene Spenden sehr willkommen, da die Bundesmittel für diese Zwecke generell nicht zur Verfügung stehen.
Über alle weiteren Geschehnisse zu Schloss Steinort halten wir Sie natürlich auf dem Laufenden. Unter anderem geht es auch mit den Arbeiten zur Sicherung am Mausoleum weiter – dank Spenden sowie der Fortführung der Förderung durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien BKM.
Teilen Sie uns gern mit, wen wir außerdem noch in unseren E-Mail-Verteiler aufnehmen dürfen – oder schauen Sie auf die Webseite www.schloss-steinort.de
Ich wünsche Ihnen im Namen unseres gesamten polnisch-deutschen Bauteams „Schloss Steinort“ eine geruhsame Zeit in den nächsten Tagen und alles Gute für das Jahr 2021. Bleiben Sie vor allem gesund!
Ihr Prof. Wolfram Jäger & Team Sztynort
Spenden an:
Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz
Deutsche Bank PGK AG Görlitz
IBAN: DE26 8707 0024 0823 3660 02
BIC: DEUTDEDBCHE
Verwendungszweck: „Schloss und Kapelle Steinort – Prof. Jäger“.
Steuerabzugsfähige Zuwendungsbestätigungen werden gerne ausgestellt