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Ostpreußen und die Reichsgründung

Ostpreußen und die Reichsgründung

18.01.2021

Ostpreußen hatte ein besonderes Verhältnis zum Preußischen Staat. Mit der Königskrönung vor 320 Jahren am 18. Januar 1701 gab das Herzogtum Preußen, das spätere Ostpreußen, dem neuen Königreich Preußen seinen Namen. Der Soldatenkönig setzte seine ganze Kraft dafür ein, dass die nach der großen Pest darniederliegende Provinz wieder zur Blüte kam. Friedrich der Große war zwar verärgert, dass die Provinz sich ziemlich widerstandslos von den Russen erobern ließ und der russischen Zarin klaglos huldigte, war ihr aber dennoch eng verbunden. Nach der Niederlage gegen Napoleon fand die Reorganisation des absolutistischen Staates ganz wesentlich in Ostpreußen statt, wo sich das Königspaar in den Jahren 1808 und 1809 aufhielt, und mit ihm die wesentlichen Reformer: Aufhebung der Leibeigenschaft, Freiheit der Berufswahl und der Gewerbefreiheit, Wahlrecht für alle Bürger, Selbstverwaltung der Kommunen, Niederlassungsfreiheit für Juden, Bildungsreform, Abschaffung der Prügelstrafe in der Armee.

Dieser Fortschritt geriet in Preußen dann zwar unter die Herrschaft der Reaktion, aber Ostpreußen, wo die neue politische Kultur ihren Ausgangspunkt genommen hatte, blieb der liberale Hort des Landes. Als 1848 der Zorn der unzufriedenen Bürger zum Volksaufstand führte und das Frankfurter Paulskirchen-Parlament als Plattform demokratischer Mitbestimmung gegründet wurde, wurde der Ostpreuße Eduard Simson aus Königsberg zum Präsidenten gewählt. Er war es auch, der 1849 die Delegation leitete, die König Friedrich Wilhelm IV. die Deutsche Kaiserkrone antrug, die dieser ablehnte. Und es war der Königsberger Johann Jacoby, der König Friedrich Wilhelm IV. öffentlich und medienwirksam das Versagen vor der Geschichte vorwarf, weil der ein mehr demokratisch zusammengesetztes Kabinett verweigerte.

Mit der Proklamation der Reichsgründung am 18.Januar 1871 ist Preußen dann nach weit verbreiteter Meinung in Deutschland aufgegangen. Damit verflüchtigte sich auch zunehmend das intime Verhältnis Ostpreußens zum preußischen Königreich. Ostpreußen war im neuen Deutschland nur noch eine von vielen Provinzen, partizipierte am intensiven industriellen Aufschwung und erarbeitete sich die spezielle Funktion als Kornkammer des Reichs und als kaiserliches Jagdrevier in der Rominter Heide und in der Elchniederung.

Im 1. Weltkrieg war Ostpreußen dann die einzige deutsche Provinz mit erheblichen Kriegszerstörungen und nach dem Krieg wurde die Provinz amputiert und durch einen Korridor vom Reich getrennt. 1932 hörte mit dem „Preußenschlag“ des Reichskanzlers von Papen das Eigenleben des Landes Preußen auf. Ostpreußen blieb noch bis 1945 eine deutsche Provinz, wurde am grausamsten von der Eroberung durch die Rote Armee getroffen und hörte auf, zu existieren – zwei Jahre bevor der Staat Preußen von den Alliierten formell aufgehoben worden war.

Doch es gab eine gewisse Renaissance mit der Preußenausstellung 1981 in Berlin. Seitdem hat man sich auch literarisch wieder stärker mit diesem Land beschäftigt, und damit auch wieder intensiver mit Ostpreußen. Masuren ist ein zunehmend beliebtes Reiseziel, der 300jährige Geburtstag von Immanuel Kant wird ein mediales Großereignis werden und erstaunlich viele junge Leute aus vielen Ländern der Welt lesen die Beiträge in ostpreussen.net.