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Erinnerung an Emil von Behring

Erinnerung an Emil von Behring

15.03.2021

Emil Adolf Behring (15. März 1854 – 31. März 1917) wurde in Hansdorf als fünftes Kind des Lehrers Behring und seiner zweiten Ehefrau Auguste geboren, ging in Hansdorf, Kreis Rosenberg in Westpreußen, bis zu seinem 13. Lebensjahr in die von seinem Vater geleitete Grundschule, im nahen Dt. Eylau danach auf die Stadtschule und legte die Abiturprüfung 1874 im Gymnasium von Hohenstein ab. Aufgrund eines Begabtenstipendiums für Minderbemittelte konnte er auf der sog. “Pepiniere”, der militärärztlichen Akademie des preußischen Staates in Berlin – dem Königlichen Medizinal-Chirurgischen Friedrich-Wilhelm-Institut, Medizin studieren und promovierte dort 1878 mit der Arbeit „Neuere Beobachtungen über die Neurotomia opicociliaris“. Während seiner anschließenden Tätigkeit bei der Truppe befaßte er sich zunehmend damit, den Menschen gegen Bakterien wie die gerade entdeckten Tuberkel- und Diphtheriebazillen resistent zu machen, wozu langwierige Tierversuche erforderlich waren.. Man wurde aufmerksam auf den jungen Stabsarzt und kommandierte ihn ab an das Pharmakologische Institut der Universität Bonn, wo er entsprechend wissenschaftlich tätig werden konnte. Nachdem er 1889 an das Hygienische Institut der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin, dessen Direktor Robert Koch war, wechselte, gelang es ihm anfangs der 1890er Jahre, die Infektionskrankheiten Diphtherie und Wundstarrkrampf mit dem Serum immunisierter Tiere zu bekämpfen. Mit dieser Leistung und ihrer publizistischen Darstellung in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift schaffte er den Durchbruch zur öffentlichen Anerkennung. 1893 wurde er zunächst a. o. Professor an der Universität Halle, dann 1895 Geheimer Medizinalrat, ordentlicher Professor und Direktor des Hygiene-Instituts an der Universität Marburg/Lahn.

Im selben Jahr 1895 erhielt Emil Behring zusammen mit Emile Roux vom Pariser Institut Pasteur ein Preisgeld von 25.000 Goldfranken für die Erforschung des Diphterieserums aus der Stiftung „Prix Alberto Levi“. Dieses Geld nutzte er für den Bau seines Instituts für Experimentelle Therapie in Marburg/Lahn.

Anläßlich des 200. Jubiläums der Königskrönung Friedrichs I. in Königsberg erhob man Emil Behring 1901 in den erblichen Adelsstand und im selben Jahr erkannte ihm das Stockholmer Komitee den ersten Nobelpreis für Medizin zu “für seine Arbeit betreffend die Serumtherapie und besonders deren Anwendung gegen Diphtherie,…”[1].

Als das von Schafen gewonnene Serum bald nicht mehr ausreichte, kam Behring auf die Idee, Pferde als Blutspender zu verwenden. 1892 schloß er einen Vertrag mit den Farbwerken Hoechst zur Herstellung von Diphterie-Serum. So gelang die industrielle Herstellung der Diphtherie- und Tetanus-Antitoxine, die bald in den dafür errichteten Behring-Werken produziert wurden und im 1. Weltkrieg ihre Feuertaufe bestanden, indem sie vielen Landsern das Leben retteten. Durch seine Mitwirkung bei der Entwicklung der wirtschaftlichen Großproduktion wurde er aber nicht reich, denn das schickte sich nicht für einen preußischen Sanitätsoffizier. Er durfte sich lediglich die für die Fortsetzung der Versuche erforderlichen Auslagen erstatten lassen insofern diese sonst ins Stocken geraten wären. Allerdings kam es in der Zusammenarbeit mit der Industrie zu Spannungen und 1903 zum Bruch mit Hoechst. Von dem Nobel-Preisgeld von 150.800 schwedischen Kronen gründete er 1904 das Behringwerk in Marburg/Lahn, wo man zeitweilig 2.000 Pferde zur Serumsgewinnung hielt. Eine Pferdeplastik steht heute vor dem Eingang des Werkes.

Emil von Behring starb am 31. 3. l917 an den Folgen einer Lungenentzündung.

Der Erreger der Diphtherie (Corynebacterium diphtheriae) wurde im Jahre 1883 von dem deutschen Pathologen und Bakteriologen Edwin Klebs (1834-1913) entdeckt. Vor der “Behringsche Serumtherapie” lag die Sterblichkeit bei Diphtherie um die 75 Prozent, bei Kehlkopfdiphtherie sogar bis zu 90 Prozent. Ohnmächtig standen die Ärzte bei diphtheriekranken Kindern vor den Betten der Kleinen; selbst ein Luftröhrenschnitt vermochte viele nicht zu retten. Dank der Serumtherapie sank die Sterblichkeit auf ein Zehntel des Wertes vor der Entdeckung Behrings. Durch die Einführung des Heilserums vor allem durch Diphtherie-Massenimpfungen ab Anfang der 1920er Jahre wurde Generationen von Menschen das Leben gerettet, und seit 1940 stirbt kaum noch jemand in dieser Infektion. 1997 gedachten Deutsche und Polen gemeinsam seines 80. Todesjahres.



[1] Alfred Müsse, Der Kreis Rosenberg, Verlag Hermann Bösmann GmbH, Detmold 1963, S. 385