Karl Vanselow
20.03.2021
Karl Vanselow (20. 3. 1876 – 28. 12. 1959), Dichter und Schriftsteller, war vielseitig künstlerisch tätig. So wurde in Zeitschriften und Bildbänden, die Aktfotos veröffentlichten, sein Name als Fotograf angegeben.
Geboren wurde er in Schönlanke an der Ostbahn im Netzekreis als Sohn eines Kaufmanns, gestorben ist er in Berlin und begraben wurde er in Goslar bei seiner Schwester. Er besuchte das Gymnasium in Elbing, Sein Bruder Julius war dort Gymnasiallehrer. Als der Vater 1882 starb, war er es vermutlich, der seinem Burder Karl einen Platz auf einem Elbinger Gymnasium verschaffte. Julius Vanselow (1868 – 1892) war neben seinem Beruf als Lehrer der Dichtkunst verbunden und gründete 1889 als Herausgeber die Monatsschrift “Literarische Blätter”, starb aber bald darauf in sehr jungen Jahren. Die Liebe zur Dichtkunst lag wohl in der Familie. So gab Karl Vanselow schon als 17-jähriger Schüler 1893 eine Sammlung der Gedichte seines verstorbenen Bruders als Buch unter dem Titel „Sonnenregen“ heraus.
Karl Vanselow musste nun selbst für den Lebensunterhalt der Familie sorgen. Deshalb ging er 1895 nach Berlin, wo er mit 19. Jahren Mitarbeiter in der Redaktion der Tageszeitung „Deutsche Warte“ wurde. Sein erster Gedichtband „Von Weib und Welt“ erlebte mehrere Auflagen in verschiedenen Verlagen. Seine Lyrik und seine verlegerischen Aktivitäten machten ihn zu einem weithin bekannten Mann, dem schon 1905 ein Eintrag im „Deutschen Zeitgenossenlexikon“ gewidmet wurde. Er tat sich vielfach als Verleger hervor. So gründete er 1899 die schulreformerische Zeitschrift „Das Schulhaus“, 1902 die Zeitschrift „Die Schönheit“, 1905 die Zeitschrift „Geschlecht und Gesellschaft“, die ziemliches Aufsehen erregte. Wegen dieser Zeitschrift wurde er der Verbreitung unzüchtiger Schriften beschuldigt, aber 1907 beim Prozess vor dem Landgericht Berlin freigesprochen. Die Publikation hatte große Namen als Autoren und veranstaltete 1808/09 „Schönheitsabende“, allgemein bekannt durch den Auftritt der damals weithin bekannten Schönheitstänzerin Olga Desmond. 1914/15 ließ er die Zeitschrift „Das Reich“ erscheinen.
1910 erwarb er eine Villa in Werder/Havel, den „Garten der Schönheit“. Der Verlag “Die Schönheit” wechselt 1914 den Besitzer. Die Villa in Werder wurde spätestens 1928 zwangsversteigert.
Karl Vanselow gilt als Wegbereiter der Nacktkörperkultur und war wesentlicher Vertreter der Esperanto-Lehre, schrieb sogar Gedichte in Esperanto und nahm an zahlreichen Esperanto-Kongressen teil.
Herr Roland Schnell, der sich intensiver mit Karl Vanselow beschäftigt hat, merkt zu diesem Statement an, dass die fotografische Freizügigkeit, die man dem Schriftsteller zuordnet, ziemlich übertrieben ist. So hat er die Zeitschrift “Die Schönheit”, die in den 1920 Jahren mit ihren Aktfotos Aufsehen erregte, bereits 1914 verkauft. Die Verbindung zur Esperanto-Sprache war auch nicht sehr fundamental, obwohl er über 250 Gedichte in dieser Kunstsprache verfasste und damit mehr als auf Deutsch. (mail, 29. 3. 2016)