Wojciechy – Albrechtsdorf
Dieses größte Dorf im südlichen Teil des Kreises Pr. Eylau wurde 1335 durch den Komtur von Balga, Heinrich von Muro, gegründet und mit der Handfeste vom 20. 5. 1392 noch einmal bestätigt. Lokator und erster Schulze war ein Lambert Krumm. Albrechtsdorf geriet sehr bald als gutsuntertäniges Dorf von Groß Peisten in den Besitz von Gutsherren und blieb das bis ins 19. Jh.
Namentlich erschienen als Eigentümer ab 1362 der prußische Ritter Santunge, ab 1392 zusammen mit Bandels die Familie Malgedin. Allerdings teilten sich zunehmend mehrere Eigentümer den Besitz von Albrechtsdorf, so ein Vogt von Eylau 1491 mit 8 Hufen, der Söldnerführer Hans Ponnau 1504 mit 8 Hufen, Melchior v. Kreytzen auf Groß Peisten 1535 mit 14 Hufen samt Kruggerechtigkeit und Kaspar Aulack nach und nach mit 45 Hufen sowie dem Kirchenlehen. Nach 1600 übernahm die Familie v. Kreytzen auf Gr. Peisten sämtliche Dorfanteile in einem Umfang von etwa 80 Hufen und besaß diese bis 1820.
Den Namen erhielt das Dorf vermutlich zu Ehren des Bartensteiner Ordensbruder Albrecht, der in der Handfeste als Zeuge aufgeführt war.
Im Hungerkrieg 1414 erlitt das Dorf größere Schäden, ebenso im Städtekrieg 1454 – 1466 und im Reiterkrieg 1519, oft verbunden mit Plünderungen.
Die Bauernbefreiung am Beginn des 19. Jhs. im Zuge der Stein-Hardenbergschen Reformen mündete 1831 in die Separation des Bauernlands, wobei Erdmann von Kreytzen bereits 1794 die Erbuntertänigkeit für alle seine Dörfer aufgehoben hatte. In der Folge wurden die Ländereien des zu Gr. Peisten gehörenden Vorwerks an 18 Bauern verkauft. Die zahlten dafür eine jährliche Rente von 665 Talern sowie einmalig 1.829 Taler und wurden jetzt auch für die Grundsteuer von 136 Taler/Jahr herangezogen.[3] Von da ab nahm Albrechtsdorf aber einen spürbaren wirtschaftlichen Aufschwung und entwickelte sich fast zu einem Flecken, besaß eine Anzahl von Geschäften, Handwerkern und Gastwirtschaften, und in den 1880er Jahren wurde sogar ein Bürgersteig angelegt.
Die Pest machte auch vor Albrechtsdorf nicht Halt. So wütete die Pest 1610 und 1709 – 1711. Die französischen Soldaten verbreiteten 1807 die Ruhr, was den Tod von 157 Einwohnern zur Folge hatte. 20 Sterbefälle/Jahr wären normal gewesen
Seit dem 1. 10. 1912 existierte eine Freiwillige Feuerwehr mit 20 Mitgliedern unter Leitung von Lehrer und Kantor Guske.
1935 feierte man das 600jährige Bestehen des Ortes. Am Ende des 2. Weltkriegs war Albrechtsdorf stark umkämpft und ist seitdem polnisch. Die Bevölkerungszahl hatte von 1831 bis 1939 von 318 Einwohnern auf 842 Einwohner zugenommen. Um 1880 war Albrechtsdorf das zweitgrößte Dorf im Landkreis Preußisch Eylau.
Eine Schule existierte vermutlich ab 1662, sicher aber bald nach 1720. Ein neues Schulgebäude wurde 1755 errichtet. Es hatte einen Schulraum für 30 bis 40 Schüler sowie die Lehrerwohnung mit Stallung und Scheune. Ein Umbau erfolgte 1826 und schuf Platz für 60 Schüler. Ab 1857 gab es ein weiteres Schulgebäude, ebenfalls mit einer Klasse. Das Dorf war also jetzt zweizügig und wuchs weiter. Die hohe Anzahl von Schülern machte einen noch größeren Schulbau erforderlich, der 1885 bezogen werden konnte und 230 bis 250 Schüler in drei Klassen aufnahm. Allerdings gab es lange dauernde gerichtliche Auseinandersetzungen wegen der Kostenübernahme zwischen der Gemeinde und den Schulpatronen, vor allem mit Herrn Strüvy auf Groß Peisten, die erst in dritter Instanz und Entscheidung durch die Regierung in Königsberg zu Gunsten der Gemeinde in den später 1880er Jahren abgeschlossen wurden. Ab 1925 war man wieder zweizügig. Das zweite Schulhaus steht noch.
Seit 1858 gab es in Albrechtsdorf zunehmend Baptisten. Die Gemeinde wuchs und erhielt 1864 eine Kapelle, neben der ein Predigerhaus stand. Dieses existiert noch, die Baptistenkirche dagegen nicht mehr.
Zum Ende der deutschen Zeit zählte die aus dem Zusammenschluss mit dem Bund freier Christen entstandene „Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde“ 300 Mitglieder. Die Kapelle ging im 2. Weltkrieg verloren, aber das Predigerhaus überlebte.
Die evangelische Kirche von Albrechsdorf entstand im Zeitraum 1335 – 1362 zunächst vermutlich als schlichter Holzbau. Nach der Reformation war die Kirche bis 1577 – wie vielerorts – geschlossen, weil es einfach noch keine evangelischen Geistlichen gab. Ab diesem Jahr wirkte Gregorius Braun als erster protestantischer Pastor am Ort.
Wann das aus Feldsteinen gebaute Gotteshaus entstand, ist nicht bekannt. Die Jahreszahl 1658 unter dem Dachsims kann sich sowohl auf einen Neubau als auch auf einen Umbau beziehen. Die Eingangshalle auf der Südseite des Langhauses kam lt. Datum in der Wetterfahne 1720 hinzu, der holzverschalte Turm mit Pyramidendach lt. Wetterfahne 1751. Eine gründliche Renovierung erfolgte 1655 und 1818. Zwischen 1700 und 1850 fanden Umbauten statt. Die spitzbogigen Fenster wurden dabei durch rechteckige ersetzt. Die Sakristei stammt von 1869.
Ausstattung:
- · Altar von 1725, gestiftet vom Patron Elias Gottfried von Kreytzen
- · Kanzel von 1735, ebenfalls gestiftet vom Kirchenpatron und von einem Fräulein von Tettow
- · Beichtstuhl von 1735
- · die Orgel von dem Orgelbauer Terletzki, Elbing, wurde 1877 aus der Kirche von Reichenbach (Kreis Pr. Holland) übernommen
- Am Patronatsgestühl fanden sich diverse Wappen der verschiedenen Patronatsherren – v. Lehndorff, von Tettau-Tolks, v. Kreytzen.
Im nahen, nordwestlich gelegenen Gut Bandels (poln. Badle) wurde August Graf von Lehndorff (8. 4. 1771 – 8. 4. 1820) als Sohn des dortigen Gutsbesitzers Leopold Graf von Lehndorff geboren, der am 3. 1. 1791. in den Grafenstand erhoben wurde. August von Lehndorff studierte Jura und promovierte in diesem Fach 1791. Schon in jungen Jahren war er ein talentierter Dichter. Er schrieb viele Gedichte, auch Novellen, Schauspiele, Reisehandbücher etc. Das ererbte Gut Bandels musster er 1804 verkaufen. Deshalb lebte er zuletzt auf Gut Riesenwalde im Kreis Rosenberg.[1]
Ab 1883 bewirtschaftete Carl von Elern (24. 3. 1841 – 27. 10. 1912) Gut Bandels, Landrat des Kreises Pr. Eylau und Reichstagsabgeordneter. Letzter Besitzer von Gut Bandels war Karlemann von Elern (1886 – 1964), Vetter des Gutsherrn in Gr. Peisten, Wilhelm Strüvy. Von Elern war nach dem Krieg Vertreter der Kreisgemeinschaft Pr. Eylau in der Landsmannschaft Ostpreußen.[2]