Allenburg

Geschichte von Druschba – Allenburg

Wie Funde von Fibeln, Gewandnadeln, Lanzenspitzen, einem eisernen Schwert etc. auf einem Gräberfeld des zu Allenburg gehörenden Gutes Muskau belegten, war die hiesige Gegend bereits 1000 Jahre vor der Zeitenwende besiedelt. Bis zur Ordenszeit fehlen jedoch weitere Nachrichten.

Zunächst übernahm der Orden 1256, wie man annimmt, immerhin bereits ein Jahr nach dem Bau der Burg in Königsberg, auf dem Zickelsberg am Westufer der Alle nahe der Einmündung von Omet und Swine in die Alle, auf dem Gelände des Rittergutes Trimmau, eine prußische Wehranlage und baute sie aus. In der Chronik „Geschichte der Gemeinde Allenburg“, zusammengestellt zum 500jährigen Jubiläum der Kirche Allenburg, heißt es unter Anderem:
Nur das Gebiet von Wohnsdorf, zu dem auch der größte Teil unseres Kirchspiels gehörte, konnte damals noch nicht erobert werden. Seine Unterwerfung gelang den Ordensrittern erst im Jahre 1256, namentlich durch die Hilfe des Nadrauischen Häuptlings Tirsko oder Kerske, der selbst den christlichen Glauben annahm, die Burg Wehlau übergab und den Orden nach Kräften unterstützte. …Also im Jahr 1256 sind die Ordensritter in ihren weißen Mänteln mit dem schwarzen Kreuze zum ersten Male in unserem Kirchspiel erschienen und haben die preußischen Burgen mit starker Hand gebrochen…[1]

Die kleine Burg wurde durch die Nadrauer 1260 zerstört. Daraufhin erfolgte 1272 der Neubau des Wildhauses „Allenburgk“ auf dem gegenüberliegenden hohen Ostufer der Alle auf einer Halbinsel zwischen Abtfluss, Alle und Schwöne. Das Gelände nahm später der „Junkerhof“ ein. 1384, als Allenburg erstmals urkundlich erwähnt wurde, ersetzte man das Holz-Erde-Bauwerk durch Gebäude aus Stein, nachdem bereits vorher die umgebende Schutzmauer in Stein ausgeführt worden war.

Die erste Ansiedlung entstand auf dem Vorwerk Progen. Im 15. Jh. spielte das Wildhaus als Wehreinrichtung schon keine Rolle mehr und wurde auch in der Urkunde für das Stadtrecht, das Hochmeister Konrad von Jungingen am 19. Oktober 1400 unterzeichnete, gar nicht mehr erwähnt. Dieses Datum der Urkunde gilt als Gründungsdatum für Allenburg. Erster Schulze wurde ein Mann namens Reppin.

Im Städtekrieg 1453 – 1466, an dem sich Allenburg freiwillig oder gezwungen auf Seiten des Preußischen Bundes beteiligte, wurde die Stadt von starken Truppen des Ordens zwar nicht ausgelöscht, aber derartig stark beschädigt, dass sie noch 1491 wüst lag. Im Krieg zerstörten die Bürger 1455 immerhin das – feindliche – Wildhaus. Erst im 16. Jh. wurde die Stadt wieder aufgebaut, blieb jedoch zukünftig klein und unbedeutend. Auf dem Platz der Burg entstand später das Junkerhaus, das als umgebautes Stadthaus der Familie Polentz gehörte. Dessen gewölbte Keller und die Fundamente aus der Ordenszeit hielten sich unverändert bis in die moderne Zeit. Das Polentz-Haus ist wohl noch als Ruine vorhanden.

Als Entgeltung für geleistete Kriegsdienste setzte der Hochmeister zum Ende des 15. Jhs. die Familie von Kanitz zum Lehnsherrn über die Stadt Allenburg ein. Die von Kanitz tauschten die Stadt 1491 gegen Besitz im Samland. Bei der Umwandlung des Ordensstaates in ein Herzogtum erhielt Hans v. Polentz, ein Bruder des vormaligen samländischen Bischofs Georg v. Polentz, das Amt Georgenburg und das Gut Schaffguth im Samland zugesprochen. Diesen Besitz tauschte er 1540 gegen die Lehnsherrschaft über Allenburg und Gut Progen.

Als Beitrag zum Wiederaufbau erhielt Allenburg 1527 das Recht, einen Jahr- und Wochenmarkt abzuhalten. Ein zweiter Jahrmarkt wurde 1567 bewilligt.

Die Siedlung neben der Burg wies ein regelmäßiges Straßenraster auf. Erster Schultheiß war der Bürger Reppin. Bei ihrer Gründung gab es in der Stadt 50 Hausgrundstücke, alle mit den gleichen Abmessungen von 7 Ruten Länge (= 30,24 Meter) und 4 Ruten Breite (= 17,28 Meter). Die Stadtrechte nach Magdeburger Stadtrecht erteilte Hochmeister Konrad von Jungingen am 19. 10. 1400. Herzog Albrecht gewährte der Gemeinde nach der Säkularisation das Marktrecht. Der Große Kurfürst bestätigte das Stadtrecht 1663. Im Jahr 2000 beging man das 600jährige Stadtjubiläum mit einer zünftigen Feier, und zwar in Allenburg. Dabei enthüllte man an der Kirche zwei Gedenktafeln. Auf einer steht „Deutsche Ordenskirche von 1405 – Allenburg Kulturdenkmal”, auf der anderen: „1400 Allenburg – 2000 Drushba“. Auf der Nordseite wurde vom 1999 gegründeten „Förderverein Allenburger Kirche und Pflege kultureller Zwecke und Einrichtungen, Völkerverständigung e.V.“ eine jahrhundertealte Grabplatte restauriert, deren Inschrift leider nicht mehr vollständig lesbar ist. Im Jahr des 15jährigen Vereinsjubiläums 2014 erhielt die Kirche ihre restaurierte Turmuhr zurück. Alle Viertelstunden ertönt ein Glockenschlag und in jeder vollen Stunde wird die Melodie des Liedes “Üb immer Treu und Redlichkeit” gespielt – wie seinerzeit in der Garnisonskirche in Potsdam.[2]

Im Jahr 2000 wurde in der Patenstadt Hoya/Weser vor dem Kulturzentrum Martinskirche ein Gedenkstein enthüllt, gestiftet von Ute Bäsmann.

2001 konnte die evangelisch-lutherische Gemeinde in Allenburg gegründet werden. Seit das Gotteshaus 2010 der Russisch-Orthodoxen Kirche übereignet worden war, darf die evangelische Gemeinde den Kirchturm nutzen. Wer die Kirche innen besichtigen will, nehme Kontakt auf mit Luba Daub, Tel.: 007 962 262 38 69 oder 007 906 234 40 20.[2]

Allenburg war durch die Alle, die Omet, die man auch Apt nannte, sowie die Schwöne wie eine Halbinsel von Wasser umgeben und nur im Osten gab es einen Zugang im Trockenen. Dazu reimte man in Allenburg:

„Allenburg, Du Schöne,
an Alle, Apt und Schwöne“

Bereits 1409 bekam Allenburg die erste Schule. Eine Lateinschule unter kirchlicher Ägide erhielt Allenburg 1529, in der bis 1873 unterrichtet wurde. Die staatliche Schule wurde 1744 in eine Jungen- und eine Mädchenklasse unterteilt und die Geschlechter in getrennten Räumen untergebracht. Beide vereinigte man 1843 zu einer vierklassigen Schule, die 1898 um die 1866 gebildete Armen-Schulklasse ergänzt wurde und im 20. Jh. endlich ein angemessenes Schulgebäude erhielt.

1421 erhielt das Kloster im Löbenicht, einem der drei Stadtgemeinden des alten Königsberg, ein großes Waldstück östlich von Allenburg übereignet, das auch auf neueren Karten noch als Löbenichtscher Hospitalwald verzeichnet war.

Die Reformation setzte sich auch in Allenburg durch. 1529 wurde der letzte katholische Geistliche abgesetzt und am 23. 3. 1529 Johann Laxophorin zum ersten lutherischen Pfarrer bestellt. Der ermländische Bischof hatte sich noch rechtzeitig in den Besitz der goldenen und silbernen Altargeräte gebracht.

Das volle Stadtrecht wurde Allenburg erst 1663 vom Großen Kurfürsten gewährt bzw. bestätigt.

1667 zerstörte eine große Feuersbrunst fast die gesamte Stadt und befiel Allenburg in ähnlicher Weise 1867 und 1875.

1679 litt Allenburg unter den Schweden. Unter der feindlichen Besetzung hatte auch der Lehnsherr von Allenburg aus der Familie v. Polentz so gelitten, dass er die Stadt an Wolf Freiherr v. Heideck verpfändete.

1699 wurde der Stadt Allenburg das im Wald gelegene Kämmereidorf Allendorf im Umfang von 13 Hufen (= ca. 215 ha) mit 8 Freijahren verliehen. Es hieß „der verbotene Wald“ und die Stadt als Ganzes siedelte hier.

Ab 1682 war Allenburg Garnisonsstadt, ab 1717 ein Standort für die Kavallerie, und blieb es bis zum Jahr 1817. Während des Feldzugs gegen Polen 1795 wurden zusammen mit den Totenkopf-Husaren Nr. 5 aus Goldap und Stallupönen auch Bosniaken zeitweilig nach Allenburg verlegt. Die Bosniaken, ursprünglich Mohammedaner, waren eine Truppe leichter Reiterei, die sich besonders in den napoleonischen Kriegen 1807 auszeichnete. Einige von ihnen ließen sich damals in Allenburg nieder und einer von ihnen wurde sogar als Lehrer angestellt.

1709 – 1711 wütete die Große Pest in der Stadt und raffte 543 Personen dahin, im schlimmsten Monat Oktober 1710 allein 170. Nur 11 Einwohner überlebten, wobei allerdings einige Bewohner rechtzeitig geflüchtet sein mochten.

1757 bis 1762 besetzten die Russen und 1807 die Franzosen den Ort und letztere hausten wie üblich mit Requirierung und auch teilweisen Plünderungen. Der in der Schlacht bei Friedland 1807 verwundete russische General Graf Pahlen starb in Allenburg und wurde hier begraben. Bei den anschließenden Ausschreitungen der Franzosen in der Stadt erreichte die aus Frankreich gebürtige Pfarrersfrau bei dem anwesenden Marschall Ney, dass eine Militärschutzwache für die Bürger Allenburgs eingesetzt wurde. Nachdem die Franzosen 1812 auf ihrem Weg nach Moskau auch durch Allenburg gekommen waren, konstatierte der Pfarrer moralisch entrüstet, dass er im Jahr 1813 ins Taufregister 130 uneheliche Kinder einzutragen hatte.[3]

Allenburg war eine typische Ackerbürgerstadt und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Landes im Umkreis von 20 km. Im 19. Jh. florierte der Getreidehandel. Aus den Lagerhäusern außerhalb der Stadt wurde das Getreide auf dem Wasserweg nach Königsberg transportiert. Als jedoch die Eisenbahnlinie Königsberg – Eydtkuhnen in Allenburg nicht Halt machte, verlor der Getreidehandel schnell wieder an Bedeutung.

Für viele Einwohner Allenburgs war die Aue westlich der Stadt von Bedeutung. Den dortigen fruchtbaren Boden aus fruchtbarem Schwemmland hatte man in zahlreiche, gleichmäßig etwa 1.000 qm große Parzellen aufgeteilt, wo man höchst erfolgreich Gemüse anbauen konnte. Die häufiger störenden Überschwemmungen durch die Alle gingen mit dem Bau der Wasserkraftwerke in Friedland spürbar zurück.

Mit Beginn des 20. Jhs. erlebte die Gemeinde Allenburg eine gedeihliche Entwicklung, die wohl auf die inzwischen geschaffenen Verkehrsanbindungen – der Bahnanschluss erfolgte 1910 – und die damit zusammenhängende Ansiedlung neuer Betriebe in der Stadt zurückzuführen war. Zu Beginn des 1. Weltkriegs zählte man 3.200 Einwohner. Es entstand eine große Mühle an der Schwöne und der Müllermeister und Schneidemühlenbesitzer August Schirrmacher baute auf eigene Rechnung ein Elektrizitätswerk an der Alle, das auch den Strom für die städtische Straßenbeleuchtung lieferte. 1906 erstand der neue Schlachthof. 1910 – 1912 legte man den 200 ha großen Stadtpark neu an und 1913 entstand der größte Industriebetrieb Allenburgs, die „Natura-Milch-Exportges.m.b.H.“. Sie produzierte zunächst Kondensmilch und weitere Molkereiprodukte und beschäftigte 40 – 50 Mitarbeiter. Kurz nach Produktionsbeginn wurde das Werk im 1. Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstört.

Im 1. Weltkrieg wurde das Städtchen stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Deutschen hatten sich am 23. August von dort zurückgezogen. Die Kämpfe um Allenburg gingen unter der Bezeichnung „Gefecht bei Schallen“ in die Militärannalen ein, einem Dorf an der Stadtperipherie, das am 9. September 1914 vom deutschen Gegenangriff vollkommen zerstört wurde. Bei der Rückeroberung Allenburgs am 10. September hatte die Stadt unter der deutschen Artillerie erheblich zu leiden. Den Kirchturm hatten die Russen gesprengt, aber der Rest der Kirche ging im Feuer der deutschen Kanonen unter. Auch das Rathaus aus der Ordenszeit fiel dem Krieg zum Opfer. Es entstand nach Plänen des Bezirksarchitekten Locke aus Gerdauen danach in zweckmäßiger Form neu.

Nach den Kriegshandlungen baute man die zerstörte Kirche im Ordenstil wieder auf. Die Mühle vom Anfang des Jahrhunderts, die noch um ein Sägewerk ergänzt worden war, erstand ebenso zügig und noch moderner wieder wie die ebenfalls zerstörte Milchkonservenfabrik. Nach Absatzschwierigkeiten und zeitweiligem Stillstand nahm die Milchfabrik ab 1933 einen bemerkenswerten Aufschwung mit der Produktion von Kondensmilch und Tubensahne bei Beschäftigung von 100 – 120 Mitarbeitern und wurde 1938 von der Glückskleemilch-Ges.m.b.H. in Hamburg übernommen. Nachdem die Mühle den 2. Weltkrieg unbeschadet überstanden hatte, führten die neuen Machthaber den Betrieb dort umgehend fort. Im Gegensatz dazu wurde die Milchfabrik zerstört und ausgeschlachtet.

Ein Wermutstropfen in der Entwicklung der Stadt war die Schließung des Amtsgerichts 1928 aus Gründen der Kosteneinsparung.

An der Gerdauer Chaussee entstand von 1926 – 1927 ein neues Schulgebäude für 6 Klassen mit eine Wohnung für den Schulleiter. Im Untergeschoß gab es eine Küche für den hauswirtschaftlichen Unterricht sowie eine Wohnung für den Hausmeister. Mit fortschreitender Entwicklung der Stadt erreichte die Schule eine Frequenz von 460 Schülern, die in 11 Klassen eingeteilt wurden. Der Volksschule wurde 1935 noch die neuartige Hauptschule angegliedert, zu der bis 1938 weitere 4 Klassen gehörten.[4]

Da Allenburg an der Einmündung des Masurischen Kanals in die Alle liegt, hätte die Stadt vielleicht, wenn er eröffnet worden wäre, weitere Bedeutung gewonnen. Stattdessen wurde das Gemeinwesen im 2. Weltkrieg erheblich zerstört und ging als Stadt unter. Der Räumungsbefehl vom 21. Januar 1945 kam wie überall viel zu spät und noch am nächsten Tag flüchteten die Bewohner aus der Stadt. Wiederkehrer berichteten, dass nur 15 – 20 Häuser sowie das erste Pfarrhaus danach noch halbwegs bewohnbar waren und die Kirche noch stand. Alles andere war niedergebrannt. Ein Zeitzeuge führte aus, daß die ausgiebigen Siegesfeiern zu den Zerstörungen geführt haben, keineswegs der teilweise geäußerte Verdacht, daß in diesem Fall die Royal Airforce dafür verantwortlich wäre.

Hugo Häring (1882 – 1958), geboren in Biberach an der Riss, neben Hans Scharoun führender Vertreter der organischen Baurichtung in den 1920er Jahren mit Vorliebe für gerundete Formen, war von 1915 – 1921 Bauanwalt in Allenburg. Er studierte in Stuttgart und Dresden und war danach als freier Architekt in Hamburg tätig. Anschließend an seine Tätigkeit in Allenburg siedelte er nach Berlin über.

Häring prägte den Begriff des „organhaften Bauens“. Dazu gehören: Gut Garkau in Ostholstein (1922 – 1926), das als sein Hauptwerk angesehen wird, sowie Beteiligungen an der Siedlung Onkel-Toms-Hütte in Berlin (1926), an der Ring-Siedlung in Berlin-Siemensstadt (1929/30), an der Stuttgarter Weißenhofsiedlung (1925/26). Literatur: Hugo Häring – Architekt des Neuen Bauens, Verlag Gert Hatje, 2001


[1] Mitteilung von Frau Ute Bäsmann vom 7. 10. 2011
[2] M. Rosenthal-Kappi, Erfolgsgeschichte in Allenburg, Oprbl. Nr. 50/2014 (13. Dezember), S. 13
[3] Heimatbuch Wehlau, S. 311
[4] Heimatbuch Wehlau, S. 322

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