Das Dorf lag zur frühen Ordenszeit am Drausensee. Hier existierte ein kleiner Hafen, in dem Schiffe der Komturei Christburg stationiert waren. In einem Dokument wurde 1299 die Fähre “Tullestete” erwähnt.
Nahe dem Hafen, der auch einen Stapelplatz für die Kaufleute einschloss, gab es einen befestigten Wirtschaftshof des Ordens, der 1399 erstmalig erwähnt wurde, sowie eine Mühle. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich an diesem Ort ein Gut. Dieses erwarb 1811 der in den Freiheitskriegen gegen Napoleon berühmt gewordene General Scharnhorst.
In der Zeit danach entstand ein zweistöckiges, spätklassizistisches Gutshaus, überragt von einem der damals beliebten Türme im italienischen Stil. Diesen Herrensitz baute der Berliner Fabrikant Litten, der das Gut 1890 als Sommersitz erwarb, um und aus. Die Kosten für diese Bautätigkeit brachte er auf, indem er große Mengen Sand verkaufte, die man brauchte, um die gerade gebrochenen Deiche in der Niederung zu reparieren.
Das Gutshaus steht noch. Letzter deutscher Besitzer war die Familie Schwichtenberg. Vom Höhenrand bei Alt Dollstädt hat man einen schönen Blick in das Werder.
General Gerhard von Scharnhorst (12. 11. 1755 – 28. 6. 1813) wurde 1806 während des französischen Angriffs auf Preußen gefangen genommen, aber im Wege des Gefangenenaustauschs wieder freigelassen. Er folgte seinem König nach Ostpreußen und nahm als Stabschef unter General L’Estocq großen Anteil an dem Remis gegen Napoleon in der Schlacht von Pr. Eylau am 7. 2. 1807. Danach war Scharnhorst enger militärischer Berater des Königs und Teilnehmer der preußischen Reorganisationskommission. Am 2. 5. 1813 wurde der General in der Schlacht von Großgörschen schwer verwundet und starb wenige Wochen später in Prag.
Durch seine häufigen Aufenthalte in Königsberg und Memel hatte sich Scharnhorst in Ostpreußen so wohl gefühlt, dass er vorhatte, Alt Dollstädt zu seinem Altersruhesitz zu machen. Sein niedersächsisches Familiendomizil auf Gut Bordenau hatte er deshalb bereits seiner Tochter übergeben. Nach seinem Tod verkaufte die Familie allerdings Alt Dollstädt bald wieder. Die nachfolgenden Gutsbesitzer v. Schwichtenberg hielten aber das Andenken an den großen General an diesem Ort aufrecht, auch noch nach der Flucht von ihrem Gut aus Ostpreußen.