Arklitten

Arklity – Arklitten

Von dem einst großartigen und wohlproportionierten, am gleichnamigen See gelegenen spätbarocken Schloss in Arklitten mit 15 Fensterachsen und 4 Kolossalsäulen vor dem Portal unter einer bereits frühklassizistischen biAttika, 1780 – 1782 erbaut, stehen nur noch die ruinösen Umfassungsmauern. Der einst gepflegte Park ist verwildert, der einst gerühmte Blick auf den See durch urwaldartige Vegetation verstellt.

Erste urkundliche Erwähnung fand Arklitten 1437 als prußischer Ort mit 1 Freien auf 6 Hufen und 10 Bauernhufen.

1469 verschrieb Hochmeister Heinrich Reuß von Plauen das Gut an den aus Franken stammenden Getreuen Hans von Herten, ergänzt 1472 um Aftinten und Kanoten. Nach dem Aussterben der Familie von Herten erneuerte 1503 der Hochmeister Friedrich von Sachsen die Verschreibung von 1469 für Fabian von Hundertmarck, der inzwischen das Gut möglicherweise geerbt hatte. Christoff von Hundertmarck verkaufte 1620 Gut Arklitten an Christoph II. von Schlieben, der bereits das Dorf Bieberstein südlich von Markhausen besaß. Nachdem Christoff III. von Schlieben durch die Erbteilung 1627 über die Ländereien von Arklitten; Molthainen, Markhausen und Bieberstein verfügte, sorgte er für eine Arrondierung des Grundbesitzes im gesamten Bereich zwischen den Gerdauener und den Birkenfeldschen Gütern. Über erbende Ehefrauen gelangte die Begüterung nachfolgend an die Familien von Flanß, von Venediger und von Proeck. Da die Erbprozesse offenbar nicht ganz lupenrein abgewickelt wurden, erstritt sich 1735 Wolf von Schlieben, Amtsverweser zu Barten und Administrator der Ämter Gerdauen und Nordenburg, Hofgerichtsrat in Königsberg und Erbherr auf Dombrowken und Raudischken, den Rückkauf der Arklitter Begüterung für 23.600 Rtlr. Inzwischen waren viele Gebäude in den verschiedenen Begüterungen ziemlich herunter gekommen und mussten saniert werden. Immer wieder brannten Gebäude ab, die ersetzt werden mussten. Außerdem gab es viele Altschulden, für die Wolf von Schlieben einzustehen hatte. Das alles überforderte die Ertragsfähigkeit der Güter. Wolf von Schlieben sah sich zum Verkauf seiner Güter Dombrowkien und Kermuschienen an den Generalmajor von Langermann gezwungen und 1755 kam es zur Zwangsversteigerung der Arklittenschen Güter.

Erwerber auf der Versteigerung war der Obrist Carl Friedrich von Rautter (1698/1700 – 1758) aus Abbarten und Aftinten. Er fiel nach der verlustreichen Schlacht von Zorndorf 1758 bei Friedrich II. in Ungnade und starb bald darauf unverheiratet und kinderlos. Nach Erbprozessen kaufte 1773 der Leutnant Wilhelm Albrecht von Rautter (*1732), ein Neffe, die Arklitten- und Aftintenschen Güter Auch er starb bald. Nach den folgenden Erbprozessen verkaufte Friederike Modesta von Lettow verw. von Hirsch verw. von Rautter geb. von Podewils (1741 – 1827) am 11. April 1780 die Arklittenschen Güter mit Molthainen, Markhausen, Bieberstein u. a. an Albrecht XV. Dietrich Gottfried Reichsfreiherr von zun zu Egloffstein (1720 – 1791). In dieser Familie blieb die Begüterung Arklitten bis 1945.

Nach dem 2. Weltkrieg gehörte Arklitten zu einem polnischen Staatsgut. Der Güterdirektor wohnte im Obergeschoss, im Erdgeschoss hatte sich ein Kindergarten etabliert. 1978 zog das Staatsgut aus und das Gebäude verfiel, obwohl die Familie von und zu Egloffstein in Franken angeboten hatte, die Restaurierung finanziell zu unterstützen. In der Mitte der 1990er Jahre stürzte das Dach ein und bald gab es nur noch ruinöse Mauern. Seit 1998 soll sich Arklitten in Privatbesitz befinden und es soll die Absicht bestehen, das Gebäude wieder aufzubauen.

Von der einst umfangreichen Ausstattung übrig geblieben sind nach ausgiebiger Plünderung das Wappen aus Kupferblech, das am Giebel über dem Portal befestigt war, sowie ein Spiegel, zwei Wandleuchter und eine Vase aus Meißner Porzellan, alles untergebracht im Museum von Rastenburg. Die im Keller vergrabenen Schätze , die Bibliothek und die Porzellansammlung der Familie von Egloffstein, wurden sichergestellt und befinden sich im Masurischen Museum in Allenstein und/oder im Museum von Rastenburg.[1]

Die Begüterung Arklitten umfasste nach dem Verkauf von Sillginnen zuletzt ca. 2.500 ha.

Die Egloffsteins hatten ihren Ursprung in Franken (Burg Egloffstein zwischen Pegnitz und Erlangen) und erschienen schon verschiedentlich zum Beginn der Ordenszeit in Preußen. Im 15. Jh. kamen Michael und Conrad Egloffstein – wie andere fränkische Adlige auch – als Söldner-Hauptleute nach Preußen und wurden, da Geld knapp war, vom Orden mit Ländereien entlohnt.

Abraham III. von und zu Egloffstein saß in Lamgarben im Kreis Rastenburg. Sein Sohn Albrecht XV. Dietrich Gottfried von und zu Egloffstein (1720 – 1791), der Erwerber der Begüterung Arklitten und Bauherr des Arklitter Schlosses, wurde 1786 von König Friedrich Wilhelm II. in den Grafenstand erhoben. Er hatte in Königsberg studiert, war einige Zeit Amtshauptmann in Lötzen, nahm mit Auszeichnung an den schlesischen Kriegen Friedrichs II. teil und avancierte bis 1782 zum Generalmajor und 1784 zum General-Inspektor der Westpreußischen Infanterie. Zum friedlichen Teil seines Wirkens zählt seine Teilnahme an der Trockenlegung des Warthe- und Netzebruchs.

Als künstlerisch begabtes Familienmitglied trat die Malerin Julia von und zu Egloffstein (1792 – 1869) in Erscheinung. Ihre in Arklitten hängenden Werke, darunter ein Porträt Goethes, wurden in den 1930er Jahren dem Goethe-Schiller-Archiv in Weimar übergeben und existieren deshalb noch. 1992 wurde ihr Werk in Ausstellungen im Roemer-Museum in Hildesheim und im Goethe-Nationalmuseum in Weimar gezeigt. Auch auf andere Mitglieder der Familie Egloffstein trifft man im Weimarer Archiv, so Henriette von Beaulieu-Marconnay, , geb. von Egloffstein, zuvor verehel. Gräfin von Egloffstein-Arklitten (1773-1864), die Komponistin Karoline Gräfin von Egloffstein (1789-1868), Hofdame in Weimar, und die Schriftstellerin Auguste Gräfin von Egloffstein, (1796-1862).

Letzter deutscher Eigentümer des Besitzes Arklitten war Heinrich Graf von und zu Egloffstein, der an der Ostfront kämpfte. Seiner Frau und den Kindern gelang die Flucht in den Westen. Die Trecks der Gutsleute brachen zwischen dem 19. und 23. Januar 1945 zur Flucht auf. Viele wurden von der Roten Armee überrollt, einige kehrten nach Arklitten zurück, etliche kamen um.

Für Detail-Informationen zu Arklitten siehe das Buch von Wulf D. Wagner, „Stationen einer Krönungsreise – Schlösser und Gutshäuser in Ostpreußen“ (Berlin 2001) sowie „Kultur im ländlichen Ostpreußen – Gerdauen”, Band I, Husum Verlag 2008 S. 333 -367. Anschrift des Autors: Postfach 212001, 10514 Berlin, Email: wulf.wagner@gmx.de



[1] Herle Forbrich, Herrenhäuser ohne Herren, S. 210