Bäslack

Bezlawki – Bäslack

Zum Schutz vor den Einfällen der Litauer wurde 1337 in Bäslack auf einem Hügel am linken Ufer der Deime (Dajna) ein Wildhaus des Ordens angelegt, das von drei Seiten von Sumpf umschlossen und nur von Norden aus zugänglich war. 1356 baute man in der Nähe eine Wassermühle. Die Wehreinrichtung, die man 1390 in Stein aufführte, wurde 1402 erstmals anlässlich des Aufenthalts von Fürst Switirgall oder Skirgaila aus Litauen, Bruder Wladislaw Jagiellos, erwähnt, der die polnisch-litauische Union sprengen und selbst die Macht übernehmen wollte. Er blieb in Bäslack bis 1404 und überliefert ist der Bewirtungsaufwand, den der Orden unternahm, um diesen wichtigen Verbündeten bei guter Laune zu halten..[1]

Die Wassermühlen neben der Wehranlage arbeiteten schon seit 1356 und der Ort selbst erhielt seine Handfeste 1371 vom Komtur von Balga.

Die Siedlung war Teil des Rittergutes Bäslack, das seit Anfang des 16. Jhs. zur Familie v. d.Groeben gehörte. Zum Gut gehörte das Vorwerk Rehstall. In der 2. Hälfte des 18. Jhs. wurde Gut Bäslack an die Familie zu Eulenburg verkauft.[8]

Da inzwischen als Verteidigungsanlage nicht mehr benötigt, wandelte man das Wildhaus 1583 in eine evangelische Kirche um. Der Fachwerk-Kirchturm auf der Südseite kam 1726 – 1730 hinzu. Die ordenszeitliche Architektur ist am nördlichen Giebel erhalten. Reste des Südgiebels sind im Turm vorhanden. Im obersten Stockwerk ist noch ein Wehrgang zu erkennen.

Das Hoftor stammt aus der Ordenszeit, sein giebelartiger Aufbau wohl von 1583. Vor der Südfront erstreckt sich eine große Mauer aus Findlingen. Diese gilt als die einzig erhaltene Mauer der kleinsten Wehranlage des Ordens, befindet sich jedoch 2009 in der Gefahr des Verfalls.[2] Das Innere veränderte man 1884 vollständig, wobei man die alte Balkendecke durch ein Tonnengewölbe ersetzte. In dieser Zeit wurde eine Vorhalle von der Hofseite und die Sakristei in der Südwestseite angefügt. Die Kellerräume sind leider weitgehend nicht mehr zugänglich. Der Keller unter dem Chor diente als Krypta.

In unserer Zeit ist Bäslack ein besonders gut erhaltenes Beispiel für einen einfachen Wehrbau des Ordens, Sitz eines Kämmerers oder eines regionalen Verwalters.[3]

Die Kirche wurde 1988 renoviert und dient seitdem der katholischen Glaubensgemeinschaft. Von der alten Ausstattung sind noch die Orgel aus dem 19. Jh., die nach Rastenburg verlegt wurde, die Glocke und eine Tafel für die Gefallenen der napoleonischen Kriege vorhanden.[4] Vom Kirchhof hat man einen schönen Rundblick ins Land. Die Ruhe im romantischen Kirchhof zu erleben, ist außerordentlich eindrucksvoll.

Vor dem Krieg gehörten zu Bäslack eine achtklassige Schule, eine Bank, eine Sanitätsstelle, drei Läden, ein Wirtshaus und in der Nähe eine Mühle. Zwei große Güter grenzten an das Dorf, die jeweils einem der Brüder Bernhard und Alois Loetke gehörten, wobei Bernhard außerdem Eigentümer eines der Läden und des Wirtshauses war. Alois konzentrierte sich auf Ackerbau und Viehzucht.[5]

Beim Einmarsch der Roten Armee in Bäslack spielten sich scheußliche Szenen ab. In einem Feuergefecht zwischen Rotarmisten und deutschen Soldaten fielen viele Kämpfer auf beiden Seiten, aber die Russen behielten die Oberhand. Viele Häuser wurden darauf hin zerstört, etliche Deutsche zur Vergeltung erschossen. Auch der Bürgermeister wurde erschossen, seine Tochter Lore Raschke beging daraufhin Selbstmord (zwei andere Töchter des Bürgermeisters entkamen). Der Metzgermeister des Ortes hing sich auf, nachdem er die mehrfache Vergewaltigung seiner Frau nicht hindern konnte. Im Jahr 2004 wurden die in zwei Massengräbern gefundenen sterblichen Überreste von 128 Personen auf einen Friedhof bei Elk – Lyck überführt.[6]

Während Anfang 1945 noch etwa 700 Einwohner in Bäslack gewohnt haben, hat sich die Zahl bis 2009 auf einige Dutzend reduziert.[7]

Die Burg in Bäslack ist umfassend beschrieben bei Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S.82 – 88


[1] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S. 84; Der Kreis Rastenburg in der Vergangenheit, Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen, 2018
[2] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S.85
[3] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S. 82
[4] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S.88
[5] Edyta Adamczyjm Das ganze Leben voller Arbeit und doch glücklich, Masurische Storchenpost, Jan. 2010, S. 26 f
[6] Edyta Adamczyjm Das ganze Leben voller Arbeit und doch glücklich, Masurische Storchenpost, Jan. 2010, S. 31
[7] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S. 82
[8] Die Herren und Grafen von der Groeben, Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen, S. 19