Balzen

Balcyny – Balzen

Geschichtliches zum Gut Balzen

(Beitrag von Michael Thelen)

Die Entstehung des Gutes geht zurück in die 2. Hälfte des 14. Jhs., als es von einem Ordensritter v. d. Baltz gegründet wurde. Eigentümer im 16. Jh. war die Familie von Kalckstein, im 17. Jh. vermutlich die Familie Finck von Finckenstein.
Im Herbst 1896 übernahm Max E. F. Kramer aus dem benachbarten Haasenberg den Besitz von der Familie Rakow, der es seit der Mitte des 19. Jhs. gehört hatte. Er hat diesen Betrieb in der fast 50jährigen Zeit seines Besitztums von Grund auf erneuert, wovon auch die Giebelfahnen auf den Wirtschaftsgebäuden zeugen, die das jeweilige Erstellungsjahr zeigen. Noch heute zeigen die imposanten Wirtschaftsgebäude einen außerordentlich guten Erhaltungszustand. Um 1900 umfasste der Besitz 420 ha. Das Herrenhaus stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jhs.

Im Jahre 1925 kaufte Max Kramer auch das Nachbargut Leip (Lipowo), das ab 1926 von seinem Sohn H. Kramer bewirtschaftet wurde und 1933 dann in den Besitz dieses Sohnes überging. Max Kramer ist seit Januar 1945 verschollen.

Balzen hatte mit dem ca. 1 km entfernten Vorwerk Marienhof zuletzt eine Größe von 577,81 ha.
Der Acker lag völlig arrondiert um das Gehöft, er war verhältnismäßig eben und schwer, so
dass Weizenanbau erfolgen konnte. Deshalb war Balzen mit dem Nachbargut Klein-Schmückwalde auch eines der wenigen Güter gleicher Betriebsgröße, die keine eigene Brennerei besaßen.
Der Garten war eine besondere Liebhaberei des Besitzers. Er wurde im Laufe der Jahre auf 11
Hektar ausgedehnt, und er bildete mit 3 Teichen, auf denen Schwäne lebten, mit dem aufgestauten Flüßchen Baltz nebst den alten Baumbeständen einen schönen Anblick. Zum Park gehörten auch eine Lehrgärtnerei mit einem Gärtnermeister und zwei Lehrlingen, welche die Gewächshäuser, das Weinrebenhaus und den Obst und Gemüseanbau betrieben.

Sowohl das lebende wie das tote Inventar waren reichlich vorhanden und befanden sich in gutem Zustand. Es gehörten dazu: 46 Ackerpferde und 4 Kutschpferde, ein Bestand von 110 Milchkühen der
Herdbuchzucht, 130 Stück Jungvieh und 45 Kälber. Der Schweinebestand (Deutsches Edelschwein) diente der Mast und dem eigenen Bedarf und betrug einschließlich der Zuchteber, Zuchtsauen, Ferkel und Mastschweine 500 Stück. Ackergeräte und Maschinen standen sehr reichlich zur Verfügung. Sämtliche Einrichtungen, wie eine durch 3 Stockwerke laufende Saatreinigungsanlage, die sich übrigens heute noch in Betrieb befindet, ein großer Lanz-Dreschkasten und Arbeiten wie das Häcksel und Rübenschneiden, Milchseparieren, Wasserpumpen sowie die gesamte Beleuchtung des Betriebes wurde über einen großen Deutzmotor betrieben, bis später ein Anschluß an das Ostpreußenwerk erfolgte. Die Milch wurde direkt auf dem Gut entrahmt und die Sahne an die Molkereigenossenschaft nach Osterode geliefert.
Ein Lanz Bulldog vervollständigte die Anspannung, besonders zur Erntezeit. Die Maschinen und
Ackergeräte wurden fast ausschließlich in der gutseigenen Schmiede und der Stellmacherei repariert.

Ferner gehörten zum Besitz von Leip und Balzen Forst und Jagdreviere, sowie das Gut Dunkelwalde mit 100 ha Wiesen und 50 ha Ackerland.  Max E.F. Kramer erreichte in den Wirren der Flucht schwerkrank ein Krankenhaus und ist seitdem verschollen, ebenso 5 weitere Angehörige der Familie Kramer.

Zum heutigen Zustand des Gutes ist zu bemerken, dass die Gebäude und das übrige Areal in gutem Zustand sind und erfolgreich bewirtschaftet werden. Man befasst sich dort mit Getreideanbau und Schweinezucht. Die oben erwähnte Saatreinigungsanlage ist immer noch fast unverändert in Betrieb. Interessante Details sind auch heute noch zu sehen, zum Beispiel der Sommerstall für die Milchkühe, die, wie damals in Ostpreußen üblich, im Sommer ständig auf der Weide blieben und dort gemolken wurden, während der Winterstall gereinigt und desinfiziert wurde. Das Herrenhaus stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jhs. und ist recht ordentlich erhalten. Ebenso der Wirtschaftstrakt. Vom Park blieben nur Baumgruppen im Bereich des Gutshauses stehen.

Das Anwesen befindet sich heute im Besitz der Ermländisch-Masurischen Universität. Insgesamt ist das Gut Balzen eine unverändert und gut erhalten gebliebene Gutsanlage, die durch ihre imposanten Wirtschaftsgebäude besticht und für jeden Interessierten einen Besuch lohnt, der von Thorn kommend in Richtung Osterode unterwegs ist.