BartensteinStadt

Geschichte der Stadt Bartoszyce – Bartenstein

Am linken Ufer der Alle (Lyna) an der Grenze zwischen den prußischen Gauen Natangen (links der Alle) und Barten (rechts der Alle) errichteten die Ordensritter bereits 1241 auf einer Anhöhe eine Burg, bestehend aus Blockhäusern, Palisaden und Erdwällen. Ab 1260 wurde diese Wehranlage vier Jahre lang von den prußischen Aufständischen belagert. Dann beschloss die Ordensmannschaft, die Burg heimlich zu verlassen, wovon eine Sage berichtet, und die Burg wurde von den Prußen zerstört.

Man baute sie bald wieder auf, aber 1273 wurde sie noch einmal von den Sudauern niedergebrannt. Dann war der große Aufstand vorbei. Nunmehr errichtete man ein Burg aus Stein und das dauerte von 1274 – 1280. Im 14. und 15. Jh. befand sich hier der Sitz eines Pflegers der Komturei Balga.

Endgültig zerstört wurde die Burg zu Beginn des Städtekrieges (1454 – 1466) und nicht wieder aufgebaut. Auf ihren Fundamenten entstand zur Herzogszeit der Amtssitz des herzoglichen Hauptmanns und 1902 das Kreishaus mit dem Sitz des Landrats, als Bartenstein Verwaltungszentrum des gleichnamigen Kreises wurde. Auch dieses Gebäude hatte keinen langen Bestand, sondern brannte 1945 aus und verschwand.

Die Siedlung Bartenstein entwickelte sich am rechten Ufer der Alle, wurde 1326 erstmals erwähnt und erhielt 1332 unter Hochmeister Luther von Braunschweig (1331 – 1335) das Stadtprivileg. Zwischen Crailsheim und Bad Mergentheim liegt die kleine Gemeinde Bartenstein, die Patenstadt für das ostpreußische Bartenstein ist. Der Name „Bartenstein“ soll sich von der Barte, der fränkischen Streitaxt, ableiten.[3]

Die Siedlung Rosenthal, die sich unterhalb der Burg auf dem linken Flussufer gebildet hatte, wurde noch vor der Stadtgründung auf die rechte Seite der Alle zur Gemeinde Bartenstein verlagert, weil es auf der Burgseite zu unruhig und zu kriegerisch zuging. Ab 1353 erhielt die Stadt unter dem Komtur von Balga, Henning Schindekopf, der 1370 in der Schlacht bei Rudau fiel, eine Wehrmauer.

Im Städtekrieg (1454 – 1466) stand Bartenstein zunächst auf Seiten des Preußischen Bundes und die Bewohner zerstörten 1454 die Ordensburg. 1460 kam es jedoch zu einer Aussöhnung mit den Ordensrittern. Zur Stabilisierung der Finanzlage verpfändete der Orden 1469 den zur Burg gehörenden Wirtschaftshof samt dessen Herrenwiesen an Wend von Eulenburg und 1513 das gesamte Amt Bartenstein an den Ordensbruder Heinrich Reuß von Plauen.

Die Reformation wurde in Bartenstein nicht ohne Widerstand zugelassen, weil sich die geistlichen Führer der Stadt mit Rückendeckung des ermländischen Bischofs Mauritius Ferber (1523 – 1537) zunächst vehement wehrten und dem vom konvertierten Bischof Erhard von Queis (1523 – 1529) beauftragten evangelischen Prediger den Zutritt zur Stadt verweigerten. Der Widerstand hielt sich jedoch nicht lange. Schon 1525 wurden den Reformierten beide Kirchen zur Verfügung gestellt. Eine katholische Kirche entstand erst wieder gegen Ende des 19. Jhs.

Im Zuge der preußischen Verwaltungsreform von 1818 wurde Friedland die Hauptstadt des Kreises, zu dem Bartenstein gehörte. Da sich jedoch Bartenstein zur größten Stadt des Kreises entwickelte, verlegte man 1902 den Landratssitz hierher und nannte den Verwaltungsbezirk fortan folgerichtig ab 1927 „Kreis Bartenstein“. Seit dem Ende des 2. Weltkriegs verläuft die Grenze zwischen Russland und Polen mitten durch diesen Kreis.

Im 19. Jh. zierte ein liberales demokratisches Glanzlicht die Stadtgeschichte. Der als Abgeordnete für die Frankfurter Nationalversammlung gewählte Julius Eugen Constantin Marcus, seit 1840 Conrektor der Mädchenschule in Bartenstein, votierte als einziger ostpreußischer Parlamentarier 1848 für die Abschaffung des Adels.[1]

Die Stadt Bartenstein ist mit einem außerordentlichen Ereignis verbunden: am 24. Januar 1908 morgens um 8 Uhr wurde auf dem Hof des Gerichtsgefängnisses in Bartenstein der Stallknecht und Schweizer Friedrich Strauß vom Scharfrichter Lorenz Schwietz durch das Beil enthauptet. Der Delinquent war vom Schwurgericht in Bartenstein am 15. November 1907 zum Tode verurteilt worden, weil er den Rentner Lappöhn ermordet, beraubt und sein Häuschen zur Verdeckung der Tat in Brand gesteckt hatte. Er musste bis zum Schluss gefesselt bleiben, weil er sich gegen seine Hinrichtung heftig wehrte[2]

Detaillierte Informationen über die Burg Bartenstein findet man bei Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, “Burgen im Deutschordensstaat Preußen – Pomesanien, Oberland, Ermland, Masuren”, Olsztyn 2009, S. 79 – 81


[1] Wulf D. Wagner, Gerdauen I, S. 121
[2] Rebuschat, 4. 9. 2009
[3] Siegfried Studtfeld, Bartenstein – Nachbarliche Erinnerungen, Unser schönes Samland, Herbst 1974, S. 26

Literatur

Heimatkreisbuch Bartenstein/Ostpreußen

Alle-Pregel-Deime-Gebiet

Nachdruck 2005 durch Verein f. Familienforschung in Ost- u. Westpr. (VFFOW)als Sonderschrift Nr. 105. XVIII + 387 S.

Die Beiträge sind inhaltlich breitgestreut, von der Vorgeschichte bis zum 19. Jh., von Sagen über Mundarten bis zur Geografie. Viele Beiträge betreffen die Besitzverfassung der behandelten Haupt- und Kammerämter, Kirchspiele und Städte um 1700. Ferner sind heute nicht mehr vorhandene Urkunden abgedruckt.

Der Kreis Bartenstein/Ostpreußen in Bildern

Z dziejów miasta i okolic

Heimat Bartenstein

10 Jahre Patenschaft 1954 – 1964

Rückblicke und Erinnerungen an vierzigjährige Arbeit bei ostpreußischen Stadtverwaltungen und nach der Vertreibung in der Landsmannschaft Ostpr.