Bis zum 2. Weltkrieg standen noch 6 Fachwerkhäuser mit Vorlauben aus vermutlich dem 18. Jh. auf dem Marktplatz und ansonsten gab es viele sonstige Bürgerhäuser, die bis zum 18. Jh. errichtet worden waren. Von den Bürgerbauten blieben einige Steinhäuser aus dem 18. bis Anfang 20. Jh. erhalten. Insgesamt sollen noch viele Wohngebäude erhalten und in guter Verfassung sein.
Von der Wehrmauer blieben Teile im Westen als Hauswände erhalten. Es gab das Domnauer und das Mühlentor im Süden, errichtet vor Ende 15. Jh. Das Alle-Tor aus dem 3. Viertel 14. Jh. wurde wohl bereits im 19. Jh. abgebrochen.
Auf dem Lorenzfriedhof steht die 3 m hohe Pyramide aus Sandstein zum Andenken an den am 14. Juni 1807 gefallenen russischen Generalmajor v. Makowsky, Kommandeur des Petersburger Grenadierregiments, aus der 1. Hälfte des 19. Jhs.
Den Anfang der Elektrifizierung Ostpreußens machte 1886 Darkehmen an der Angerapp mit einem kleinen Wasserkraftwerk, das Strom für die Straßenbeleuchtung lieferte. 1890 folgte Königsberg mit einem größeren Wasserkraftwerk, das schon mehrere Stadtteile mit Strom versorgte. Für den rasch ansteigenden Strombedarf baute man Kohlekraftwerke in Hufen, Kossen, Rathshof und bei Liep. Im Land entstanden ab 1900 Wasserkraftwerke in Tilsit, Insterburg, Allenstein und an der Scheschuppe bei Lasdehnen im Kreis Schloßberg sowie an der Pissa in Gumbinnen und im nahen Gerwischkehmen.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Transport der Kohle nach Ostpreußen so teuer, daß Kohlkraftwerke an Bedeutung verloren. Man setzte vielmehr auf Wasserkraft. Stauwerke an der Alle dienten ab 1921 der Stromgewinnung, zusammengefasst im Ostpreußenwerk (OWAG), das man 1923 unter das Dach der VIAG (Vereinigte Industrieunternehmungen AG) stellte. Zur optimalen Nutzung schuf man ein Verbundnetz, das die einzelnen lokalen Stromnetze in Ostpreußen miteinander verband. Wichtigstes Projekt der OWAG waren 1921 – 1924 die Wasserkraftwerke in Friedland und in Groß Wohnsdorff. Das Rückhaltebecken in Friedland, der sog. Reihersee, war ca. 30 km lang und bis zu 500 m breit und das Gefälle betrug teilweise 18 Meter. Es war der größte Tieflandstaudamm Deutschlands. Der Stausee bei Groß Wohnsdorff war auch 20 km lang. Bis zum Beginn des 2. Weltkriegs waren 19 Wasserkraftwerke in Betrieb. Beim Rückzug der Deutschen verminte die Wehrmacht den Reihersee, ein Kommandotrupp der Roten Armee konnte jedoch die Sprengung verhindern. Anschließend beseitigten die Russen die Schäden an den Anlagen und nutzten das Friedländer Werk als Prawdinsker Wasserkraftwerk Nr. 3 bis 1975.[1]
Mit der Lieferung von Atomstrom aus dem Atommeiler in Litauen ab 1967 legte man die Elektrizitätswerke bei Friedland still und schlachtete sie aus. Seit nun Litauen wieder selbständig ist und man für den Stromtransport über Litauen oder Strom aus Litauen viel Geld bezahlen muss und man darüber hinaus – ähnlich den Deutschen – nicht abhängig werden wollte, besann man sich auf die übernommene Technik und reaktivierte das alte Werk. Im Sommer 1999 wurde eine erste Turbine wieder in Gang gesetzt, eine zweite folgte. Dennoch ist man weit davon entfernt, dadurch den Energiebedarf der Provinz auch nur annähernd decken zu können: bei einem Bedarf von 400 – 500 Megawatt leistet die erste Turbine offenbar nur 1,14 Megawatt und die zweite Turbine 6,6 Megawatt!
Am 19. Juni 2004 konnte das neue Deutsch-Russische Kulturhaus „Friedland-Prawdjinsk“ eingeweiht werden. Es ist die zweite Begegnungsstätte für Russen, Russlanddeutsche und Deutsche im Oblast Kaliningrad. Maßgebliche Unterstützung bei der Wiederherstellung der durch Feuer zerstörten alten deutschen Villa erfolgte durch den Bauunternehmer und Bremer Landesgruppenvorsitzenden der LO, Helmut Gutzeit und seine Ehefrau Irmchen.
An dem gut erhaltenen Gebäude der ehemaligen Agnes-Miegel-Mittelschule wurde von russischen Miegel-Freunden eine Gedenktafel mit einem Jugendbildnis der Dichterin angebracht. Die Schule dient heute als Internat.
[1] Wolfgang Kaufmann, Voll unter Strom, PAZ NR. 2/2025 (10. Januar), S. 18