Die Gemeinde verfügt noch heute über den zweitgrößten Marktplatz der Niederung. Mitten drauf steht die Säule der Marktuhr und am Rande stehen teilweise erhaltene, teils verfallende Wohnhäusern.
Eine erste Kirche aus der Mitte des 16. Jhs. riss man bereits 1576 zugunsten eines Neubaus aus Holz, jedoch mit Dachsteinen, wieder ab. An ihrer Stelle entstand 1659 – 1661 ebenfalls wieder einer Holzkirche, wobei alle diese Kirchen offenbar nicht sehr solide gebaut warn. Für 1702 ist in den Annalen vermerkt, dass das Wort Gottes nur noch unter höchster Lebensgefahr verkündet werden konnte.[1] Erst unter Mitwirkung von Joachim Ludwig Schultheiß von Unfriedt entstand 1704 – 1708 ein massiver Saalbau. Die Bauaufsicht lag bei Paul Jagewaqldt aus Trumpeiten. Anbau des Turms 1881 – 1884 aus Stein anstelle des bisherigen Glockienturms aus Holz. Er trug vier Glocken und erhielt eine Turmuhr. Die Kirche brannte wegen Fahrlässigkeit eines Klempners bei Lötarbeiten an einer neuen Dachrinne am 27. Mai 1904 vollständig aus. Die Wiederherstellung der Kirche dauerte bis 1906, erhielt dabei ihre heute noch sichtbare Gestalt und verfügte dann über 760 Sitzplätze und weitere 240 Stehplätze..[2]
1945 nicht zerstört, 1947 funktionierte in der Kirche sogar noch die Orgel. Dann benutzte man denKirchenraum als Lagerhalle, der Kirchturm wurde zum Wasserturm. In den 1980er Jahren stürzte das Kirchendach ein und so blieb vorerst der Zustand. Erst als 1992 das Gebäude der orthodoxen Gemeinde übergeben wurde, setzte man ein Notdach auf das Langschiff. Trotzdem blieb die Nutzung danach aus. An der Südseite wurde eine Lagerhalle angefügt. Die Sakristei im Osten soll noch benutzbar sein, aber die Ausstattung insgesamt ist natürlich vernichtet. Der Turm macht noch einen soliden Eindruck.
Seit 2010 gehört die Kirche zur Russisch Orthodoxen Gemeinde und es werden Reparaturarbeiten durchgeführt.
Gegenüber der Kirche befindet sich die Ruine der evangelischen Kirchenschule, Kantorschulegenannt, die nach dem Krieg wohl als Lagerhalle benutzt worden war. Um 1850 besuchten etwa 250 Kinder diese 4-klassige Anstalt. Um 1900 mussten bereits etwa 350 Schüler unterrichtet werden und nach dem 1. Weltkrieg waren es noch mehr. Um die damit verbundenen Raumprobleme und Provisorien endgültig zu beseitigen, baute man 1929 die Hindenburgschule mit 16 Klassenräumen und Turnhalle für 650 Schüler. 1944 waren es dann 800 Schüler. Letzter Rektor war Erich Kroll.[3] Die Hindenburgschule gibt es heute noch.
In den Räumen der Volksschule waren auch die Gewerbliche Berufsschule (letzter Leiter Gewerbeoberlehrer Walter Nagel) und die Haushaltungsschule (letzte Leiterin Sophie Frühling) untergebracht. Daneben gab es seit 1920 eine Höhere Knaben- und Mädchenschule (Mittelschule), hervorgegangen aus einer höheren Privatschule für Knaben sowie einer höheren Privatschule für Mädchen, um einen zu frühen Umzug auf das Gymnasium in Tilsit zu ersparen. Der Unterricht führte bis zur Obertertia (heute 9. Klasse).
Nachdem der Neubau der Hindenburgschule bezogen werden konnte, nutzte man das Gebäude der Kantorschule für Gemeindezwecke mit Konfirmanden- u. Gesellschaftsräumen der Kirche, nach 1933 beanspruchte die NSDAP die Räumlichkeiten. Diese Angaben machte freundlicherweise Herr Siegfried Teubler, ehemals ehrenamtlicher Bildarchivar der Kreisgemeinschaft Elchniederung e.V.
Die folgenden Anmerkungen machte Siegfried Teubler:
Im Haus der heutigen Gemeindeadministration mit Krankenstation, einst mit der Adresse „Markt 1“, befand sich vor dem Krieg die Post und vor 1929 das Hotel Niederunger Hof.
Zum Bild „Häuserzeile zum Markt hin 2006“: Am Markt 7 a bis 5. Gebäude 7 a. Kfm. Walter Scheer, Gaststätte und im Hof Pferdeausspann.
Zum Bild „Marktplatz vor dem Krieg“: Am Markt 11. v.re. n. li., Haus Wittrin, Cafe-Konditorei-Bäckerei. Blick in die Bankstr. 1. Volksbank. Am Markt 12. Alte Reichspost – u. Goldschmied Perhuhn. Am Markt 13. Kreissparkasse.
Zum Bild „Marktplatz 1998 – Eckhaus seitdem abgeräumt“: Am Markt 11. Haus Cafe Wittrin, davor Kandelaber mit Marktuhr.
Zum Bild „Tischlerei in deutscher Zeit“: Hafenstr. 4. Tischlerei Bansemehr.
Den Zustand der Stadt im Jahr 2015 sehen Sie hier. (Martin Kunst, GenWiki – Kaukehmen)