Bernsteinmuseen und Sammlungen

Das Königsberger Bernstein-Museum gründete 1899 der Königsberger Professor R. Klebs im Geologisch-Paläontoligischen Instituts der Universitäts in der Langen Reihe 4. Nur ein kleiner Teil der 120.000 Stücke umfassenden Sammlung konnte im 2. Weltkrieg gerettet werden. 11.000 besonders interessante Stücke mit 6000 Inklusen wurden durch die Bemühungen des Königsberger Professors Dr. Karl Andrée, seit 1915 Leiter des Königsberger Geologischen Instituts, in 10 großen und 2 kleinen Kisten verpackt und an die Universität Göttingen geschickt, mit der das Institut gute Beziehungen unterhielt. Die Göttinger lagerten die Koffer kriegsbedingt im Kalischacht des Salzbergwerks Volpriehausen im Solling ein. Nur ein kleiner Teil der Sammlung wurde von den Engländern entnommen, bevor der Schacht zerstört wurde. Seit 1958 befindet sich dieser Teil der alten Bernsteinsammlung somit im Geologisch-Paläontologischen Institut in Göttingen, ein anderer Teil der Königsberger Sammlung im Schloss von Polangenin Litauen. Die Sammlung in Göttingen umfasst 2.450 Rohbernsteine, 1.131 bearbeitete Stücke und rd. 12.000 Inklusen, deren Restaurierung 1966 großenteils die Stiftung Volkswagenwerk finanziert hatte.[2]

1972 übergab man den Kaliningrader Museen den Dohnaturm für Ausstellungen und 1979 wurtde dort das Kaliningrader Bernstein-Museum eröffnet. Hier befinden sich über 7000 Exponate. Gezeigt werden Rohbernstein, Bernstein-Inklusen und eine ganze Reihe von Kunstwerken aus Bernstein, meist aus Moskauer Beständen. Außerdem gibt es im Dohnaturm eine Verkaufsausstellung von Gegenständen aus Bernstein – Ketten, Ringe, Anhänger, Behälter etc.

Eine Neuerwerbung des Kaliningrader Bernsteinmuseums ist die “Königsberger Madonna”, ein Werk des Königsberger Künstlers Alfred Schlegge aus einem massiven Stück weißen Bernsteins, das er in den 1940er Jahren nach Beendigung des 2. Weltkriegs bearbeitet hatte. Als Vorbild soll ihm dabei die Mondsichelmadonna aus Juditten gedient haben. Das Kunstwerk wurde auf einer 2021 eröffneten Ausstellung “Ostpreußisches Gold” in Kaliningrad gezeigt.[3]

Ebenfalls 1899 wurde die Bernstein-Manufaktur in einem neuen Haus in Königsberg ins Leben gerufen. Hier produzierte man Bernstein-Schmuck und -gebrauchsgegenstände für den allgemeinen Konsumbereich, aber auch künstlerisch bedeutendere Gegenstände. 1929 übernahm die Preussag die Manufaktur als Haupteigner. Das Gebäude hat sich bis heute erhalten und soll jetzt dem Bernsteinmuseum übereignet werden. Zu diesem Anlass plant man, in einem 16 qm großen Raum der Manufaktur eine Kopie des Bernsteinzimmers zu installieren, wie König Friedrich I. in Preußen es in Auftrag gegeben hatte. Man rechnet dafür mit Kosten von 2,5 Millionen Euro.[1]

Die kostbare Preussag- Sammlung lagerte 25 Jahre in der Türkei. Europas wertvollste komplett erhaltene Bernsteinsammlung, die lange Zeit als verschollen galt und später beschädigt wieder aufgefunden wurde, erstrahlt jetzt im neuen Glanz. Die Preußische Bergwerks- und Hütten AG hat ihre 1944 abhanden gekommene kostbare Sammlung aus Bernstein restaurieren lassen. Prunkstück ist eine 6o Pfund schwere, 1,20 Meter lange und einen Meter hohe Danziger Kogge, ferner ein Relief von “Mariä Verkündigung”, ein Schachbrett Friedrichs des Großen, eine Schreibgarnitur Augusts des Starken, eine Figur des sitzenden Bachus, eine 50 cm lange und 30 cm hohe Bernsteinschatulle und eine Truhe mit ost- und westpreußischen Wappen. Die Preussag, der von 1926 bis Kriegsende die deutsche Bernsteinmaufaktur gehörte, schürfte das Bernstein im Samland. Für den ostpreußischen Schmuckstein zahlte man schon im lten Rom Höchstpreise. Eine Renaissance erlebte diese Bernsteinzeit während des Dritten Reiches, als man die Sammlung der Preussag. überall in Europa zeigte, zuletzt in Istanbul.

Dann verschwand sie. Erst heimatvertriebene Ostpreußen, die früher in Palmnicken gearbeitet hatten, gaben Jahre später Hinweise auf die verschwundenen Schätze. Es verging jedoch noch etliche Zeit, bis man genau wusste, wo sie lagen und sieben weitere Jahre, um die Sammlung freizubekommen.

Für 25.000 DM Lagergebühr schickte man der Preussag schließlich 28 Kisten in einem versiegelten Waggon nach Hannover. Die Sammlung war zwar komplett, aber viele Stücke beschädigt. Der Rumpf der Prunk-Kogge hatte Beulen, eines der silberbeschlagenen Segel fehlte. Nach langem Suchen wurde endlich ein Fachmann gefunden, der das einzigartige Stück reparierte. Was mit der Ausstellung in Zukunft geschehen soll, darüber ist noch nichts bekannt.[4]

Das Stuttgarter Naturkundemuseum am Löwentor verfügt über eine Sammlung von schätzungsweise 15.000 Bernsteinstücken, aber nur solche von wissenschaftlichem Wert. Immerhin zählt sich diese Sammlung zu den bedeutendsten der Welt.[5]


[1] Jurij Tschernyschew, Rettet Bernsteinzimmer Manufaktur? inOprbl. Nr. 33/11 vom 20.August 2011
[2] E. Neumann-R. von Meding, Zeugnisse Königsberger Bernsteins in Paris und Göttingen, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2010, S. 64; siehe auch Dr. S. Ritzkowski, Das Schicksal der Bernsteinsammlung der Albertus-Universität, Königsberger Bürgerbrief 1977, S. 8/9; Dr. R. Pawel, Nur Teile der Königsberger Bernsteinsammlung wurden gerettet, Unser schönes Samland, Winter 1978, S. 48 f
[3] Königsberger Express Nr. 10/21, abgedruckt im Königsberger Bürgerbrief, Winter 2021, S. 87
[4] Aus „Der Westpreuße“ von 1965, kolportiert im Ostpreußenforum von Christa Mühleisen am 27. 12. 2005
[5] Stuttgarter Nachrichten, 25. 1. 2009