Birkenfeld

Brzeznica – Birkenfeld

Birkenfeld wurde als Dorf in der Wildnis um 1400 gegründet und tat sich schwer, zu einer Siedlung zu werden. Zur Abgeltung von Söldnerdiensten verschrieb Hochmeister Heinrich von Richtenberg 1471 u. a. auch Birkenfeld an den Ritter Georg I. von Schlieben. Eine gewisse Bedeutung erlangte der Ort, als Albrecht II. von Schlieben (gest. 1656), polnischer Oberst, der Birkenfeld als Teil der Besitzung Nordenburg in der brüderlichen Teilung von 1623 übernommen hatte, hier den Familiensitz der Linie von Schlieben-Birkenfeld begründete.

Nach dem Tod von Albrecht II. war seine Witwe Elisabeth, Tochter des Oberburggrafen Hans Truchseß von Wetzhausen auf Langheim, massiven Anfeindungen seitens verschiedener Mitglieder der Familie von Schlieben ausgesetzt, die erst mit einem Friedensvertrag von 1663 endeten. Der Sohn und Erbe Johann Theodor von Schlieben (1638 – 1695), polnischer Oberst, Woiwode von Livland, Starost von Roggenhausen, Erbhauptmann auf Gerdauen und Nordenburg, Erbhauptmann zu Schönberg bei Rosenberg, scheint ein übler Mensch gewesen zu sein, denn er prozessierte selbst gegen seine Ehefrau und drangsalierte seine Nachbarn und Untertanen in einer Weise, dass der Kurfürst ihm die Jurisdiktion auf seinen Gütern entzog.

Bis ins 19. Jh., als der letzte männliche Erbe Carl Eustach Ahasverus Adolf Reichsgraf von Schlieben 1815 mit 23 Jahren der Schwindsucht erlag, blieb Birkenfeld in der Hand der Familie von Schlieben. Es folgten umfangreiche Erbstreitigkeiten, bis sich die Familie von Schlieben 1837 gezwungen sah, die hoch verschuldeten Güter zu verkaufen. Birkenfeld wurde vom Sohn des Domänenpächters auf Wandlacken, Julius Ferdinand Totenhoefer (1813 – 1880) erworben. Er ließ einen neuen Herrensitz im spätklassizistischen Stil errichten oder ein vorhandenes Gutshaus entsprechend umbauen. Dieses Haus wurde im 1. Weltkrieg am 20 September 1914 niedergebrannt, aber schon bald vereinfacht wieder aufgebaut. Die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1922 auf dem Dachfirst brachte man vom Dach des Kuhstalls in Sechserben hierher.

Karl Julius Totenhoefer (1864 – 1929) verfügte die Aufteilung seines Besitzes, der aus Korellen, Sechserben und Birkenfeld bestand, auf seine drei Töchter. Birkenfeld ging an die Tochter Erna (1892 – 1983), die 1913 Martin Koch (1886 – 1955) geheiratet hatte. Die Ehe wurde 1943 geschieden und Erna Koch war so die letzte deutsche Besitzerin von Birkenfeld.

Das Vorwerk Korellen wurde erstmals 1608 im Rahmen eines Tauschgeschäfts urkundlich erwähnt, ist aber wohl schon älter. Damals kam es als Vorwerk zum Gut Birkenfeld der Familie von Schlieben. Vorwerk blieb es auch beim Besitzwechsel 1837 an Julius Ferdinand Totenhoefer. Nach dem 1. Weltkrieg wurde Korellen von Birkenfeld abgetrennt und als selbständiges Gut mit einer Fläche von 579 ha an Anni Totenhoefer, verheiratete Horn (1894 – 1968), vererbt. 1926 wurde das neunachsige Gutshaus errichtet. Am 22. Januar 1945 begab sich der Gutstreck auf die Flucht. Ein Teil des Trecks gelangte bis nach Pommern. Anni Horn schloss sich unterwegs einer Sanitätskompanie an konnte nach Schleswig-Holstein entkommen. Obwohl das Gutshaus im russischen Grenzstreifen zu Polen liegt, hat es überlebt, wird von Soldaten bewohnt und gilt als das besterhaltene Gutshaus im russischen Teil des Kreises Gerdauen. 1992 konnte es die Tochter von Anni Horn noch in Augenschein nehmen.

Das ehemals fast 1.300 ha große Gut Birkenfeld lag bis 1945 an der Straße nach Nordenburg und befindet sich heute unmittelbar an der polnischen Grenze zu Nordostpreußen, die mitten durch den Park verläuft, liegt aber hauptsächlich auf polnischer Seite. Nach 1945 übernahm eine polnische Produktionsgenossenschaft mit dem Schwerpunkt Bullenmast die Birkenfeldschen Güter. Das Herrenhaus nutzte man als Büro und als Wohnhaus für Angestellte. Lt. Wulf D. Wagner erwarb Andrzej Bilip aus Warschau 1996 Birkenfeld, Sechserben, Klimkien und Dombrowken im Kreis Angerburg. Das Gutshaus befindet sich in einem ordentlichen Zustand. Auch den Baumbestand des einst vorbildlichen Parks gibt es noch.

Der Birkenfelder Familienfriedhof befindet sich auf einer Anhöhe ca. 1 km südöstlich von Birkenfeld und hier sind noch einige Grabstellen vorhanden. Der Totenhoefersche Familienfriedhof im Gutswald am Weg nach Bajohren dagegen präsentiert sich in würdiger Verfassung. Hans-Henning Plock hat sich ganz besonders um die Wiederherstellung der Grabanlage bemüht.

Auf dem Weg nach Kalki – Sechserben trifft man auf eine hübsche Brücke aus Gusseisen und Holz, gebaut in den 1930er Jahren.

Details zu Birkenfeld siehe Wulf D. Wagner „Kultur im ländlichen Ostpreußen – Geschichte, Güter und Menschen im Kreis Gerdauen“, Band 1, Husum Verlag 2008, S. 418 – 432

Details zu Korellen a. a. O., Band II, S. 745 – 749

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Jetzt soll ein Pächter das Gut führen und es soll sogar prosperieren. Eigentümer ist die AWRSP (Staatliche Agentur für Landwirtschaftliche Immobilien – Stand 2001).