Bosemb

Boze – Bosemb/Bussen

1822 kam das Kirchspiel Bosemb (Bussen) zum Kirchspiel Seehesten, behielt aber die Kapelle für seine Gottesdienste. Das hiesige Gut gehörte im 18. Jh. längere Zeit der Familie Suchodolski. Um 1840 entwarf Joseph Peter Lenné einen Plan für die gesamte Gutsanlage, der jedoch nie verwirklicht wurde. Dafür realisierte man einen Entwurf von Johann Larass aus dem Jahr 1880.

Um 1885 erbte der Rittmeister und spätere Reichstagsabgeordnete Ferdinand Rogalla von Bieberstein aus Baranowen das Rittergut Bosemb von der Familie von Suchodoletz und behielt es bis zum Verkauf an die Ostpr. Siedlungsgesellchaft im Jahr 1920 (Quelle: Kuno Rogalla von Bieberstein).

Das Gut verfügte damals über 800 ha Land und ein Vorwerk. Zur Gutswirtschaft gehörten außerdem eine Molkerei, eine Mühle, eine Ziegelei und ein Sägewerk. Dazu betrieb man die Zucht von Vollblutpferden und Herdbuchrindern. Einige der Wirtschaftsgebäude haben die Zeiten überstanden, ebenso die Schmiede und das Verwalterhaus mit Arkadenvorbau.

Das klassizistische Gutshaus von 1848 hat ebenfalls überlebt, wurde kürzlich gründlich renoviert und beherbergt heute eine Schule. Dagegen wurden die prächtigen Bäume in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg gefällt. Nur der Teich vor der großen, überdachten Terrasse des Gutshauses erinnert an die alte Konzeption.

Am 16. 7. 1938 änderte man den Ortsnamen von Bosemb in Bussen.

In Bosemb wurde Udo Lattek (16. 1. 1935 – 1. 2. 2015) geboren. Über ihn schrieb Silvio Frimel in sport1:  Er gilt als der erfolgreichste Vereinstrainer der Welt. Hier ein Überblick: Als Spieler stand er in Diensten von SSV Marienheide, VfL Osnabrück, Bayer Leverkusen und VfR Wipperfürth, wo er auch erste Trainererfahrungen sammelte. Von 1965 bis 1970 fungierte Udo Lattek beim Deutschen Fußball-Bund als Assistenztrainer von Helmut Schön.

Seine Laufbahn als erfolgreichster deutscher Vereinstrainer startete er 1970 bei Bayern München. Dort arbeitete er bis 1975 – und gewann in dieser Zeit drei Meistertitel, einmal den DFB-Pokal sowie den Europapokal der Landesmeister.

Anschließend löste er 1975 Hennes Weisweiler als Trainer von Borussia Mönchengladbach ab. Und auch mit den Westdeutschen gewann er zweimal die Meisterschaft sowie den UEFA-Cup. 1979 wechselte Udo Lattek zu Borussia Dortmund, 1981 folgte er dem Ruf des FC Barcelona. Mit den Katalanen gewann er den Europapokal der Pokalsieger.

Zur Saison 1983/1984 kehrte Udo Lattek zurück an die Isar und setzte sein erfolgreiches Engagement beim FC Bayern fort. 1987 wechselte er als Technischer Direktor in seine Heimat zum 1. FC Köln. Nachdem er 1988 seinen Rücktritt aus dem Fußballgeschäft bekanntgab, entschloss er sich 1992, noch einmal an die Seitenlinie zurückzukehren. Bis 1993 trainierte Udo Lattek den FC Schalke 04.

Seine Erfolgsbilanz: Acht Mal Deutscher Meister (1972, 1973, 1974, 1976, 1977, 1985, 1986, 1988), drei Mal DFB-Pokalsieger (1971, 1984, 1986), Europapokal der Landesmeister (1974), Europapokal der Pokalsieger (1983) und UEFA-Pokal (1979).

Nach der Flucht aus Ostpreußen wohnte Udo Lattek in Münster, wo er zur Schule ging. Anschließend studierte er und wurde Gymnasiallehrer. Über die Leichtathletik fand er dann zum Fußball, wo er weniger als Spieler reüssierte, sondern mehr als Führungskraft. Mit 31 Jahren nahm er als Assistent von Helmut Schön an der Weltmeisterschaft 1966 in England teil und danach Begann sein Aufstieg zum Trainer.[1].Zu seinen Hobbys zählt Udo Lattek neben Lesen, Tennisspielen und Fahrradfahren besonders seine Familie. Seit 1993 gehörte er zum DSF-Team.



[1] Manuell Ruoff, Ostpreußischer Vertriebener mit Liebe zum Fußball, PAZ Nr. 2/2015 (10. Januar), S. 11