Brüsterort

Majak – Brüsterort

Die Küste an der nordwestlichen Spitze des Samlands ist 36 m hoch und gewährt von oben einen schönen Rundblick. Die Spitze, die bis 1945 Brüsterort hieß, nennen die Russen jetzt Kap Taran (zu Deutsch: Kap Rammbock). In Brüsterort sind die Stürme besonders rauh und haben dadurch den Charakter der umgebenden Landschaft in besonderer Weise geprägt.

Von dieser Landschaft schwärmte schon Alexander von Humboldt (14. 9. 1769 – 6. 5. 1859), als er hier 1809 eine stürmische Nacht verbrachte und seinen Eindruck als den schönsten seit seiner Italienreise bezeichnete. Auch wurde die Landschaft am Kap literarisch gewürdigt, z. B. in dem Roman „Das Blinkfeuer von Brüsterort“ von Johannes Richard zur Megede. Der Name des Kaps leitet sich ab von einer Bucht, die sich bis zur Spitze erstreckt und Brusten genannt wurde, und die Landspitze nannte man damals“Orth“.

Ein Steinriff zieht sich hier unter der Wasseroberfläche 4 km lang in die Ostsee hinein. Vor allem in früher Zeit sind viele Schiffe an diesem Kap verunglückt. Zur Ordenszeit bestand wenig Interesse daran, die für die Schifffahrt gefährlichen Klippen mit Warneinrichtungen zu versehen, profitierte man doch nicht schlecht von dem durch Schiffsunfälle anfallenden Strandgut. Es soll sogar vorgekommen sein, dass man in der Kirche betete: „Gott segne unseren Strand“. Erst 1709 wurde als Schutz vor den „Brüsterorter Steingründen“ – noch minimalistisch – zwei nächtlich beleuchtete Warnbaaken für die Schifffahrt aufgestellt. Ab 1804 gab es dann Feuerbaaken und 1846 errichtete man auf dem hohen Kap einen 26 m hohen Leuchtturm mit einem Blinkfeuer, das 59 m üNN leuchtete. Das Feuer war 21 sm weit sichtbar, nach anderer Quelle 52 km weit. Neben dem Leuchtturm entstanden Wohnungen für vier Leuchtturmwärter-Familien sowie eine Gastwirtschaft. 1916 erweiterte man die Anlage um ein Nebelhorn.

Die Firma Stantien & Becker entdeckte auf der Pariser Weltausstellung 1867 einen Tauchapparat. Diese Technik setzten sie bei Brüsterort für die Bernsteingewinnung ein. Zunächst wurden 20 dieser Apparate angeschafft, die mit jeweils vier Mann besetzt waren und am Grund der Ostsee mit einem kleinen Spaten den Bernstein vom Meeresboden lösten und einsammelten. Bis 1870 setzte man 35 Tauchapparate mit einer Besatzung von 140 Tauchern ein und 1876 stellte man dieses Verfahren ein, weil das Vorkommen von Bernstein dafür erschöpft war.

Bereits zu Zeiten der Reichswehr nutzte man ein Geläände bei Brüsterort als Schießplatz. Dieser wurde nach 1933 zu einem großen Flak-Schießplatz ausgebaut. Daneben entstand ein Flugplatz für die Flugzeuge, die die Luftzielsäcke für die Flakübungen transportierten, und während des 2. Weltkriegs waren hier verschiedene Flugzeugführerschulen untergebracht. Die Rote Armee baute den Fliegerhorst nach 1945 zu einem Militärflughafen aus, der für den öffentlichen Zugang gesperrt war.[1]

Das Areal um den Leuchtturm herum ist auch nach der Öffnung des Kaliningrader Gebiets 1991 militärische Sperrzone geblieben. Es gibt einen bewachten und einen unbewachten Zugang in diesen Sektor. Das Land ist in keiner Weise bewirtschaftet, kultiviert, gepflegt.



[1] Hans-Georg Klemm, Erinnerung an vergessene Ort im Samland: Brüsterort, Unser schönes Samland, Sommer 2017, S. 30 ff

Bilder