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Burg und Kirche in Rhein

Die Burg war zunächst als Sitz eines Pflegers der Komturei Balga gedacht. In der Ordenszeit war Rhein auch Sitz des Fischeramtes und gebot über etliche Boote zur Versorgung anderer Ordenssitze. In der Zeit um 1390 nahm Fürstin Anna, Frau des litauischen Fürsten Witold, Aufenthalt in der Burg, während ihr Mann in liatuische Herrschaftskämpfe verwickelt war. Die Burg erhob man 1393 anstelle von Barten zum Sitz einer eigenständigen Komturei. Erster Komtur war Friedrich von Wallenrode, Bruder des Hochmeisters Konrad von Wallenrode. Er starb 1396 an der Tollwut. Sein Nachfolger Johann von Schönfeld amtierte bis 1397. Dann wurde die Komturei schon wieder aufgelöst, allerdings von vorübergehend. 1418 amtiert in Rhein erneut ein Komtur – bis 1422, und noch einmal von 1477 bis 1525.

Danach bis 1752 residierten in der Burg die Amtshauptleute. In dieser herzoglichen Zeit war Rhein Sitz des Jägermeisters, der die Aufsicht über die Jagd- und Forstwirtschaft im gesamten Herzogtum Preußen hatte. Im 17. Jh. baute man die Burg aus und gab ihr dann erst die dreiflügelige Form durch Anbau des Südwestflügels mit der Tordurchfahrt. Der vierte Flügel entstand 1883.[1]

In der Zeit der schwedisch-polnischen Kriege 1655- 1660 fiel Rhein in die Hände der Tataren. Siedlung und Burg brannte die Soldateska nieder, wer nicht in Gefangenschaft geriet, floh oder wurde ermordet. Der Rheiner Lehrer und Pfarrer Thomas Molitor (1616 – 1682) dichtete dazu das Lied “Über den Einfall der Tataren”, das zu einem bekannten masurischen Lied wurde.[2]

1793 gelangte die Burg in Privatbesitz, 1853 in den Besitz der Notariatsverwaltung von Gumbinnen, die hier eine Strafanstalt für 500 Inhaftierte einrichtete. Somit nutzte man von 1854 – 1911 die Gebäude als Gefängnis, dabei in den ersten beiden Jahren als Filiale von Insterburg. 1881 fiel die Burg einem Brand zum Opfer. Beim Wiederaufbau gab es größere bauliche Veränderungen.

In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, den sie unbeschadet überstand, nutzte man die Burganlage als Bibliothek, Museum, Wanderheim sowie als Behörden- und Lagerhaus. Im Jahr 2001 kaufte ein Privatmann die Burg und verwandelte sie in ein modernes Hotel mit 4 Sternen. Der Hotelier zählt seine Herberge zu den größten Burghotels der Welt.[3]

Im Südostflügel, der die Kapelle und den Kapitelsaal enthielt, sind im Keller und im Erdgeschoß etliche Räume mit ordenszeitlichen Gewölben erhalten. Der runde Treppenturm an der Hofseite stammt aus der Herzogszeit des 16. Jhs. Eine gründliche Renovierung mit Umbauten im Stil des Barock erfolgte 1613/14. In der Mitte des 17. Jhs. entstand der südwestliche Flügel mit der Tordurchfahrt, der 1881 zur Hälfte abbrannte, als der für die Inhaftierten eingerichtete Nordwestflügel samt besonderem Kirchensaal vollständig dem Feuer zum Opfer fiel. Beide Flügel wurden modern wieder aufgebaut. Die neugotische Fassade gab man der Burg nach 1853. Weitere Informationen über die Burg in Rhein findet man bei Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, “Burgen im Deutschordensstaat Preußen – Pomesanien, Oberland, Ermland, Masuren”, Olsztyn 2009, S. 386 – 394

An die einstige Pfarrkirche, die 1604 geweiht worden war und 1940 mit vielen Ausstattungsstücken aus dem 16. bis 18. Jh. abbrannte, erinnert nur noch der Turm ohne Haube.

Mitten auf dem Friedhof auf der Hügelkuppe nahe der Burg steht ein achteckiger Turm, der einst zu einer Windmühle gehörte.


[1]Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Die Burgen im Deutschordenssaat Preußen, Olsztyn 2009, S. 386 f

[2] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Die Burgen im Deutschordenssaat Preußen, Olsztyn 2009, S. 393

[3] Allensteiner Nachrichten, 24. 9. 2008