Auf der ins Weichseltal hineinreichenden Landzunge südlich der jetzigen Schlossanlage befand sich eine Prußische Wehranlage, die von den Ordensrittern erobert und zu einer eigenen Burg ausgebaut worden war. Man wechselte jedoch sehr bald zu dem jetzigen, nördlich gelegenen endgültigen Standort der Burg und bestimmte den Erstbau zum Bischofssitz, dem “Altschlösschen“. Dieser wurde um 1260 in Stein aufgeführt, verfiel aber im 16. Jh. und verschwand durch Abbruch 1539 – 1558. Teile der Kapelle wurden 1586 von Antonius Trost, Ratsverwandter zu Marienwerder, zum südlichen Eingangsportal des Doms zusammengefügt und dadurch gerettet insbesondere auch das prunkvolle Mosaikbild mit dem Martyrium des Hl. Johannes, um 1380 gestiftet von Bischof Johannes I.[1] Die anderen Gebäudeteile der ersten Burg dienten als Steinbruch.
Berühmt bis in unsere Tage sind dagegen die Konventsanlagen des Kapitels von Pomesanien. Mit dem Ensemble von Burg und Dom verfügt Marienwerder über eine bemerkenswerte Anlage aus der Ordenszeit, die in dieser Form einmalig ist: die Kirche und das dazugehörende burgartige Klausurgebäude wurden hintereinander, in einer Längsachse, gebaut und die Baulinie wurde noch dadurch betont, dass man den Danzker – den Abortturm – weit hinaus ins Weichseltal setzte, mit der Burg durch einen langen Gang etwa in der Achsenlinie verbunden. Dieser langgestreckte Komplex auf dem 20 m hohen Uferberg beherrscht weithin auch heute noch das Landschaftsbild in diesem Abschnitt des Weichseltales.
Beim Bau der Kapitelburg in Stein 1320 – 1340 diente die Marienburg teilweise als Vorbild, zumindest was die Größe anbelangt. Ursprünglich war die Anlage vierflügelig. In herzoglicher Zeit war die Burg ab 1529 Sitz des Amtshauptmanns und diente der Unterbringung durchreisender herzoglicher Beamter. Ein besonders schön hergerichteter großer Raum stand ständig für den Herzog oder andere fürstliche Besucher bereit.
Als Marienwerder nach der ersten polnischen Teilung zum Regierungssitz der neuen Provinz Westpreußen erhoben wurde, baute man die schlossartige Anlage 1772 – 1799 um und in die Burg zogen Behörden ein. Von 1822 bis 1834 war hier das Gefängnis untergebracht, für längere Zeit danach das Amtsgericht. Die Nationalsozialisten nutzten den Gebäudekomplex ab 1936 als Reichsführerschule der Hitlerjugend. Durch den letzten Krieg wenig beeinträchtigt, dient die Burg heute als Museum.
Süd- und Ostflügel sowie der südwestliche Turm wurden 1798 unter der fachlichen Leitung des Baumeisters David Gilly abgetragen, wobei man die Ziegel für den klassizistischen Neubau des Oberlandgerichts in der ehem. Marienstraße wiederverwendete. Im Ostflügel war einst die Firmarie – Krankenstation und Altersheim – untergebracht, im Südflügel, dem prunkvollsten Bereich der Bauten, gab es zwei Remter, davon ein Sommerremter.
Der Westflügel mit den Schlafsälen und der Nordflügel mit der Propstei blieben dagegen weitgehend in ihrer originalen Raumeinteilung erhalten. So findet man im Hauptgeschoss verschiedene Säle mit schönen Sterngewölben, die zur Ordenszeit der Repräsentation und als Wohnräume dienten. Unter dem Dach befanden sich Speicherräume und Wehrgänge.
Ein kleinerer Turm mit Verbindungsgang im Norden birgt den Brunnen.
An der Westseite der Burg führt ein langer, gedeckter Gang mit Schießscharten, von fünf mächtigen Bögen mit je 8 m Spannweite getragen – ein Meisterwerk des Brückenbaus im 14. Jh., zum Danzker, der mittelalterlichen Abortanlage über den damaligen Wassern der Weichsel. Dieser Teil der Burg, ursprünglich wichtiger Teil der Verteidigungsanlage, wurde im 19. und 20. Jh. für Gefängniszwecke benutzt.
Weitere Details zur Burg in Marienwerder siehe Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensland Preußen, Olsztyn 2009, S. 186 ff
[1] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensland Preußen, Olsztyn 2009, S. 189