Das Dohna-Schlösschen

Peter zu Dohna (1483 – 1553) wurde 1525 Amtshauptmann von Mohrungen und wohnte in der Ordensburg. Amt und Burg Mohrungen war von 1527 bis 1573 und nochmals im 17. Jh. an die Dohnas verpfändet. Der Amtshauptmann Achatius zu Dohna (1533 – 1601), Peters Sohn, erwarb 1561 ein Grundstück unmittelbar an der Stadtmauer zur Seeseite hin und ließ darauf zwei Wohnhäuser errichten, die 1595 unter Fabian zu Dohna (1577– 1631) zum „Schlößchen“ umgebaut wurden. Zum Grundstück gehörte eine Pforte in der Stadtmauer mit Zugbrücke. Diese gewährte zwar den Nutzungsberechtigten das Privileg, Ware unter Umgehung der üblicherweise am Stadttor zu entrichtende Akzise in die Stadt zu bringen. Im Gegenzug waren die Besitzer aber dazu verpflichtet, die Stadtmauer und die Türme in verteidigungsfähigem Zustand zu erhalten.

Ein großer Stadtbrand 1697 zerstörte auch das Schlößchen samt seiner wertvollen Innenausstattung. Insbesondere die 6.500 Bände umfassende Bibliothek ging verloren und das Dohnasche Archiv, das man hier untergebracht hatte, weil es in der Stadt sicherer aufgehoben war als auf dem Land, wurde danach nach Reichertswalde verlegt. Das Gebäude blieb 20 Jahre lang Ruine. Dann erfolgte 1717 – 1719 der stattliche Wiederaufbau unter der Leitung des Baumeisters Johann Caspar Hindersin. Ein dazu gehörendes Kavalierhaus entstand 1725, die beiden Torhäuser wurden 1731 vollendet. Im 18. Jh. wohnten verschiedene Mitglieder der Familie zu Dohna in dem Haus und 1807 versteckte sich hier Marschall Bernadotte vor den Russen.

Lange Zeit Sitz der Amtshauptleute, diente das Schlößchen im 19. und 20. Jh. u. a. dem Landratsamt Mohrungen und als Wohnung seines Landrats. 1928 wurde es von Alexander zu Dohna-Schlobitten an den Kreis verkauft und im 2. Weltkrieg stark zerstört. Die Polen bauten es sorgfältig und historisch getreu 1975 – 1985 wieder auf. Jetzt zeigt man dort eine Gemäldesammlung der Grafen zu Dohna, verschiedene Gegenstände aus Dohnaschem Besitz, das Epitaph von Peter zu Dohna und seiner Frau aus der Mohrunger Kirche[1] sowie eine rd. 50 Gemälde umfassende Porträt-Sammlung des niederländischen Malers Landheer, die dieser der Stadt geschenkt hat. In einigen Räumen stehen wertvolle alte Möbel aus verschiedenen Epochen vom Barock bis zum Jugendstil.. Hauptsächlich aber dient das Schlößchen als Museum für Ermland und Masuren sowie als Herder-Gedenkausstellung.

Im Dohna-Schlößchen befinden sich – gut restauriert – auch zwei Gemälde aus der Werkstatt von Lucas Cranach, die einst im Königsberger Dom hingen: Martin Luther und Herzog Albrecht.[2]


[1] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser, Band II, S. 696 ff
[2] Lorenz Grimoni, Königsberg-Spuren in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2010, S. 48