Das Landwehrkreuz auf dem Galtgarben, Bismarckturm

Lange Zeit war der Galtgarben Schauplatz von patriotischen Festen vornehmlich der Königsberger Studenten und ihrer Professoren, die sich auf den Sieg über Napoleon in den Befreiungskriegen bezogen. Bereits am 18. Oktober 1817, dem Tag der Völkerschlacht bei Leipzig, loderte auf der Höhe des Galtgarben ein großes Feuer. In der Folge wurde am 27. September 1818 auf Initiative des Königsberger Kriegs- und Domänenrats Johann George Scheffner auf dem Gipfel des Galtgarben  ein Kreuz aus Eisen auf einem Unterbau von Granit aufgestellt, das dem Gedenken an die Befreiungskriege 1813 – 1815 gegen Napoleon ein Symbol gab, insbesondere an die Schlachten von Belle Alliance = Waterloo und von Leipzig erinnerte und das die Inschrift trug: „Mit Gott für König und Vaterland“. An jedem 18. Oktober und am 18. Juni, dem Tag von Waterloo, traf sich die völkische Jugend Königsbergs hier und feierte das Galtgarbenfest mit vielen Scheiterhaufen, die weit ins Land hineinleuchteten, aber auch nur bis 1848.

Südlich des Denkmals auf halber Höhe befand sich ein leerer Grabhügel, ein „Kenotaphion“, genannt der „Scharnhorsthügel“, errichtet 1818 zum Andenken an die in den Befreiungskriegen gefallenen Helden.

Scheffner selbst wurde am 20. August 1820 in der Nähe des Kreuzes feierlich bestattet. Der bis dahin landeseigene Berg Galtgarben gehörte seit 1772 zum Gut Galtgarben. Als Pflege und Obhut des Scheffner-Grabes und des Kreuzes zu Wünschen übrig ließen, übernahm 1888 die Provinz die Restaurierung der Anlagen und die Fürsorge für die weitere Unterhaltung.[1]

Der in Königsberg geborene Johann George Scheffner (8. 8. 1736 – 16. 8. 1820) war ein interessanter Mensch. Nach dem Besuch des Gymnasiums und einem Jurastudium in Königsberg verließ er während der russischen Besetzung heimlich die ostpreußische Hauptstadt und schloss sich den preußischen Truppen Friedrichs des Großen an, die im siebenjährigen Krieg den wesentlichen Mächten des europäischen Kontinents widerstanden. Nach dem Krieg machte er Karriere in der preußischen Kriegs- und Domänenkammer, avancierte zum Kriegs-. und Domänenrat, schied aber 1775 “ungnädig” aus dem Staatsdienst aus, weil er sich in einem geharnischten Brief an Friedrich II. über die königliche Behandlung der Regierungsbeamten in Marienwerder beschwert hatte. Fortan lebte er als Dichter, Schriftsteller und Gutsbesitzer auf seinen Gütern, seit 1796 auf einem Anwesen in Königsberg, auf dem ab 1809 der Botanische Garten entstehen sollte.

Scheffner war ein enger Vertrauter des Bürgermeisters, Polizeidirektors und Oberkriminalrichters in Königsberg Theodor Gottlieb Hippel (31. 1. 1741 – 23. 4. 1796). Nach dessen Tod erhielt er seine Briefe an diesen zurück. Darin waren viele Stellen von Hippel als lesenswert angestrichen. Diese Partien stellte Scheffner zusammen und veröffentlichte sie neben anderen Beiträgen 1802 unter dem Titel „Gedanken und Meynungen über Manches im Dienst und andere Gegenstände“ bei Nicolovius in Königsberg.[2] Als Bewunderer von Christian Jakob Kraus bewog er diesen, seine Vorlesungen über Staatswirtschaft in einem Buch zu veröffentlichen.[3] Scheffner schrieb Gedichte: “Campagnen-Gedichte” (1761); “Freundschaftliche Poesien eines Soldaten” (1764); “Gedichte im Geschmack des Grécourt” (erschienen anonym 1771 – 1783); “Gedichte und Übersetzer des treuen Schäfers” (1773); “Spätlinge” (1803). Mitarbeiter an der Schrift “Über die Aufhebung der Erbunterthänigkeit in Preußen” von Christian Jacob Kraus. Autobiographie:; “Mein Leben, wie ich, Johann Goerge Scheffner, es selbst beschrieben habe”. Er initiierte die Errichtung des Landwehrkreuzes auf dem Galtgarben und fand dort seine letzte Ruhestätte.[4]

Außerdem stand hier seit 1906 der 22 m hohe Bismarckturm, gebaut aus Ziegeln und Findlingssteinen, die teilweise samländische Gutsbesitzer der Umgebung gespendet und angekarrt hatten. Die Pläne für den quadratischen Turm stammten von dem Königsberger Dombaumeister Richard Dethlefsen (1864 – 1944), später Provinzialkonservator der Provinz Ostpreußen, der aus einem diesbezüglichen Architekten-Wettbewerb als Sieger hervorgegangen war. Der Galtgarben mit dem Bismarckturm und dessen Aussichtsplattform war während der deutschen Zeit das beliebteste Ausflugsziel Ostpreußens. Eine weitere Attraktion war für die Skifreunde im Winter die Ostpreußen-Schanze in Sichtweite des Bismarckturms. In den Endkämpfen des 2. Weltkriegs, bei denen die Deutschen den Galtgarben kurzfristig zurückerobern konnten, wurde der Turm von einer der beiden feindlichen Seiten gesprengt.



[1] Albert Zweck, Samland, Pregel und Frischingstal, S. 8
[2] Manthey, Königsberg, S. 343
[3] Manthey, Königsberg, S. 347
[4] E. B., In der Tradition Walters von der Vogelweide, PAZ Nr. 32/2015 (8. August), S. 11

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