In Osterode wurde Paul Dahlke (25. 1. 1865 – 29. 2. 1928) als Sohn eines Gendarmen und späteren Rechnungsrats als ältestes von fünf Kindern geboren. Durch den beruflich bedingten häufigen Ortswechsel des Vaters absolvierte Paul Dahlke Gymnasien in Osnabrück, Hannover und Frankfurt/M:, wo er am 16. 3. 1883 das Abitur ablegte. Er studierte in Berlin acht Semester Medizin, promivierte nach bestandenem Examen 1887 mit einer Arbeit “Über den Hitzschlag” und führte dann als Sanitätsrat bis 1898 eine erfolgreiche homöopathische Arztpraxis. Auf diesem Gebiet war er durchaus erfolgreich, beschäftigte sich jedoch schon sehr bald mit philosophischen Fragen und gelangte dabei über Schopenhauer hinaus zum Buddhismus. Zum Ende des 19. Jhs. beschäftigten sich mehrere Leute aus unterschiedlichen Gründen mit dem Buddhismus und organisierten sich in verschiedenen Organisationen wie z. B dem Buddhistischen Missionsverein, dem Bund für Buddhistisches Leben und der Neubuddhistischen Bewegung, in der Paul Dahlke bald eine führende Rolle einnahm.[2]
1898 unternahm Dahlke eine erste Reise nach Tahiti und Oweihi in der Südsee und kehrte erst nach einem Jahr wieder nach Deutschland zurück. Während dieser Zeit kam er dem Buddhismus noch näher und entschloss sich daher zu einer zweiten Reise nach Asien. Deshalb reiste er 1900 nach Ceylon und hier trat er offiziell zum Buddhismus über.
Er verfasste Bücher über den Buddhismus, gab 1917 – 1922 die “Neubuddhistische Zeitschrift” heraus und übersetzte wichtige buddhistische Ur-Texte ins Deutsche. Doch allein die literarische Darstellung genügte ihm nicht. Bald schon stieg in ihm die Idee eines “Buddhistischen Hauses” auf, welches ein Treffpunkt sein sollte für solche, die nicht länger mit ihrer überlieferten Religion übereinstimmten und fühlten, dass Materialismus nicht mit menschlicher Würde vereinbar ist. Da er das Mönchsleben im Fernen Osten für einen Europäer zu anstrengend fand, gründete er ein Kloster in Deutschland, zunächst in Wenningstedt auf Sylt. Als sich in der Inflationszeit 1923 die günstige Gelegenheit fand, ein Stück bewaldetes Land von rund 36.500 Quadratmetern in Berlin-Frohnau zu erwerben, realisierte er seinen Traum. Dieses Buddhistische Haus in Berlin wurde zweistöckig im ceylonesischen Stil 1924 von Max Meyer errichtet Zweckmäßigerweise enthalten die Seitenflügel des Hauses die Wohnräume und die Bibliothek. Eine Versammlungshalle wurde nahebei errichtet, wie auch separate Räume für Gäste, die wünschten, für einige Zeit hier zu bleiben, um in Ruhe zu meditieren und um Instruktionen in der Buddha-Lehre zu erhalten. Es ist die älteste buddhistische Stätte Europas und steht unter Denkmalschutz.
Unter den Nationalsozialisten galt die buddhistische Lehre als unerwünscht, das Gebäude verfiel und wurde 1945 geplündert. An seinem 150. Geburtstag – 25. 1. 2015 – enthüllte man in der Burg von Ostróda – Osterode eine Gedenktafel für Paul Dahlke.[1]
Die singhalesische Missionsgesellschaft “German Dharmaduta Society” mit Sitz in Colombo/Sri Lanka, gegründet im Jahr 1952 von Ashoka Weeraratna, erwarb den Besitz von den Erben Dr. Dahlke´s im Jahre 1957 und gestaltete diesen in ein buddhistisches Vihâra um mit hierin wohnenden Mönchen, die von Sri Lanka und anderen Ländern entsandt werden. Damit zog hier wieder Leben ein Es ist nun ein Zentrum für die Ausbreitung des Theravâda-Buddhismus in Europa. Zu Meditation, Kontemplation und Studium steht das Haus mit Bibliothek und Garten täglich offen. Eine lange, steile Treppe – die Zahl der Stufen und Absätze steht in Beziehung zur buddhistischen Lehre – führt zum Haus hinauf. Allerdings lastete man der Dharmaduta Society gravierende Unregelmäßigkeiten in der Betriebsführung an, sodass die Deutsche Buddhistische Union als Dachverband der Buddhistischen Bewegung sich veranlasst sah, die Society von der offiziellen Repräsentanz des Buddhismus in der Bundesrepublik auszuschließen.[3]