Der Guttstädter Dom

Die dreischiffige Hallenkirche ohne Chor des Kollegiatsstifts am südwestlichen Rand der Altstadt wurde auf dem Platz einer älteren Holzkirche recht großzügig von 1376 – 1389 aus roten Backsteinen gebaut und deshalb volkstümlich auch als Dom bezeichnet. In der Tat war sie der zweitgrößte Kirchenbau des Ermlands und übertraf z. B. den Frauenburger Dom um l m in der Länge und um 5 m in der Breite. Der Westturm kam erst 1496 hinzu. Sein Satteldach zwischen neogotischen Staffelgiebeln wurde 1895 aufgesetzt. Den barocken Dachreiter gestaltete 1719 der Wormditter Baumeister Johann Christoph Reimers und stattete ihn mit einer Uhr aus.

Im Innern wird das Mittelschiff von einem achtteiligen Sterngewölbe, die Seitenschiffe von einem vierzackigen Sterngewölbe nach oben abgeschlossen. Rechts und links des Hauptschiffes stehen jeweils 6 Säulen, die in den christlichen Kirchen seit alters her die 12 Apostel symbolisieren.

Ausstattung:

  • Als eins der wertvollsten Kunstwerke der Kirche wird der Guttstädter Gnadenstuhl angesehen. Hierbei handelt es sich um die Figurengruppe des Dreifaltigkeitsaltars. Zwischen zwei ionischen Säulen thront – in Holz geschnitzt – Gottvater und hält mit ausgestreckten Händen den gekreuzigten Jesus, die Taube über ihm symbolisiert den Hl. Geist. Die Skulptur entstand um 1500 und weist Ähnlichkeiten mit Arbeiten von Veit Stoß oder dessen Werkstatt auf, ohne nachweisbar von daher zu stammen.
  • Der Hochaltar ist ein Werk des Barock von 1748, wobei der Hochaltar von Krakau als Vorbild diente. Gestiftet wurde er von Bischof Adam Stanislaus Grabowski (1741 – 1766). Die monumentalen Engel ganz oben werden dem Danziger Bildhauer Johann Heinrich Meissner zugeschrieben. Auf der rechten Schwinge ist als Märtyrer Bischof Stanislaus von Krakau dargestellt, wie er einen Toten erweckt. Der Märtyrer auf der linken Schwinge mit dem Ruder in der Hand ist der hl. Adalbert, der erste Missionar im Prußenland.
  • Das Triumphkreuz zwischen den Pfeilern vor dem Hochaltar ist ein Werk vom Ende des 17. Jhs. und wurde 1702 an der jetzigen Stelle angebracht.
  • Der älteste Altar der Kirche, der Marien- oder Rosenkranzaltar mit den 12 Aposteln, steht im rechten Seitenschiff. Seine Entstehung wird auf ca. 1430 datiert. Vielleicht gehörte der Aufsatz ganz früher einmal zum Hochaltar oder zum davor stehenden Maturaaltar. Das Zeichen für die Apostel ist stets das Buch. Das Christuskind, das von der Muttergottes gehalten wird, stammt dabei samt Sitzkissen aus dem Barock und ersetzte den verloren gegangenen Gottessohn der Entstehungszeit.
  • Zu diesem Altar gehört ein Leuchter, der 1693 von der Rosenkranzbruderschaft gestiftet wurde
  • Im linken Seitenschiff steht der ebenfalls bedeutende Schreinaltar der Anna Selbdritt von einem einheimischen Künstler 1510, beeinflusst von Veit Stoß, dessen Gehäuse allerdings neogotisch ist. Die spätgotische Holzschnitzerei zeigt die hl. Anna mit dem Christuskind, dem die hl. Jungfrau einen Apfel reicht. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um den zentralen Teil eines ehemaligen Hochaltars. Auf den Flügeln innen Gemälde aus dem Leben Marias und ihrer Eltern, der hl. Anna und dem hl. Joachim sowie den Heiligen Sebastian und Rochus nach Motiven von Albrecht Dürer. Die äußeren Teile der Flügel sind verloren gegangen.
  • Bischof Watzenrode stiftete für die von ihm gegründete Elendenbruderschaft einen Nikolausaltar, der aber 1675 durch einen Josephsaltar ersetzt wurde.
  • Der Muttergottesaltar aus Marmor von 1642 steht am 2. Pfeiler der Südseite. Ein Teil der Figuren stammen aus anderen Altären und wurden später eingefügt.
  • Die verschwenderisch geschmückte Kanzel schnitzte 1693 der Bildhauer Johann Christoph Döbel aus Königsberg als Geschenk des Domdekans Georg Ignatius Teschner an das Stift. Ein Engel trägt den Kanzelkorb und Scharen von Engeln bevölkern den Schalldeckel. Der Eingang zur Kanzel wird flankiert von den Aposteln Petrus und Paulus und die weiteren Figuren an Aufgang und Kanzel stellen Kirchenlehrer des Ostens und des Westens dar, wobei ein selbstbewußter und optimistischer Christus das Zentrum einnimmt.
  • Das Taufbecken befindet sich in einer aufwendig geschnitzten Taufkapelle bzw. Tauflaube, entstanden um 1685, deren Gestaltung man einem Bildhauer wie Isaac Riga zuordnet. Sie wurde gestiftet vom Domdekan Andreas Marquardt (1668 – 1682), Pfarrer in Guttstadt, sowie seinem Bruder Michael Jakob.
  • Das Chorgestühl der Anfangszeit, gestiftet von Bischof Heinrich III. Sorbom (1373 – 1401), wurde 1673 als Stiftung des Domdekan Andreas Marquardt durch eine barocke Ausführung ersetzt. Aus dieser Zeit sind auch die Malereien in den Spiegeln, z. B. das Herz mit dem Erlöser in seinem Innersten oder die sich entfaltende Rose mit dem Marienmonogramm. Die Löwen, einstige Fußbänke, die jetzt als Stufen zum Eintritt in das Chorgestühl dienen, sind die einzigen Originale von 1396. Seit der Aufhebung des Kollegiatsstifts 1810 stehen die “Schwarzen Bänke”, wie der Volksmund sie nannte, nicht mehr an den Pfeilern des Mittelgangs, sondern an der Nord- und Südwand des Kirchenschiffs.
  • Eine marmorne Gedenktafelerinnert an Bischof Andreas Chrysostomus Graf Zaluski (1698 – 1711), der sich gern in Guttstadt aufgehalten hatte und hier starb. Er wurde im Mittelgang begraben.

Im Stiftsmuseum sind besonders hervorzuheben:

  • die Marienklage, eine hölzerne Pietà aus der 2. Hälfte des 15. Jhs,
  • die Skulptur einer Maria mit Kind, entstanden um 1550,
  • wertvolle Altargeräte