Der Lattana-Bruch

Der Lattana-Bruch

Das erste größere Meliorationsvorhaben in Masuren bestand in der Trockenlegung des Lattana-Bruchs südöstlich von Willenberg. Die Entscheidung traf man 1767, aber die Vorarbeiten zogen sich bis 1794 hin, sodass das Projekt erst Anfang des 19. Jhs. abgeschlossen werden konnte. Es entstanden planmäßig die Orte Lejkowo – Röblau (benannt nach dem an dem Entwässerungsprojekt maßgeblich beteiligten Domänenrat Röblau), Borki – Borkenheide, Latana – Lattana/Groß Heidenau, Ostrowy – Schrötersau und Alt Werder, Oledry – Wagenfeld.

Die Bauernhäuser wurden möglichst dicht neben die Ackerflächen gestellt, um die Bewirtschaftung zu erleichtern, aber dadurch entstanden Ansiedlungen, die nicht dem sonst üblichen geschlossenen Siedlungscharakter entsprachen. Die Neubauern suchte die Domänenverwaltung sorgfältig aus. Sie erhielten die landwirtschaftlichen Flächen sowie Bauholz aus den königlichen Wäldern geschenkt, mussten aber das Wohnhaus, eine Scheune und einen Stall selbst errichten. Mit dem Erfolg der Besiedlung war man allgemein zufrieden.

Neben vielen Weiden wachsen auf sandigem Grund Nadelwälder, durchsetzt mit Birken, Buchen und Eichen und alles unterbrochen von Heideflächen, Seen und sumpfigen Tälern mit kleinen Bächen und Kanälen. Die Gegend ist ein wenig bekannter und besuchter Teil Masurens und war deshalb lange recht benachteiligt. Weil Ackerbau und Viehzucht wegen der nassen Wiesen nur begrenzt möglich war, sammelten und verkauften die Einwohner die reichlich vorkommenden Waldfrüchte wie Fruchtbeeren, Wacholderbeeren und Pilze.

Für Ortskundige: Wenn man von Willenberg über Sedrowo – Sedrowen/ Treudorf und Wólka – Georgsheide nach Trzcianka – Trzianken/Rohrdorf (Umbenennung 1877) fuhr, traf man vor dem Ortseingang 100 m rechts des Weges auf drei Eichen, die einmal als die stärksten Ostpreußens galten und von denen auch die kleinste mit einem Stammumfang von 8,70 m wohl nicht mehr existiert. Die berühmten 3 Rohrdorfer Eichen erwarb der Kreis einst von einer Frau Friederike von Blumenstein und man erzählte sich, dass der Burggraf Georg von Blumenstein unter einer der Eichen begraben sei. Heute findet man von Sedrowen/Treudorf aus keine Wegweiser, Ortsschilder oder Hinweistafeln, um nach Rohrdorf zu kommen, und die Wege durch den Wald sind auch nicht die besten.

Zu den drei Eichen schrieb uns Frau Edeltrud Büttner, geb. Blumenstein: „Per Zufall, oder auch nicht, bin ich auf Ihre Internet-Seite “Der Lattana Bruch” gestoßen. Da mein Vater, Kurt Blumenstein, aus Rohrdorf stammt, wollte ich mir diese Seite einmal anschauen und habe dort mit Verwunderung den Namen meiner Großmutter, “Friederike von Blumenstein”, gelesen. Sogleich habe ich meinen Vater gefragt, ob seine Mutter die 3 Rohrdorfer Eichen, die auf dem Grund der Großeltern standen, verkauft hat. Mein Vater war damals noch ein kleiner Junge und erinnert sich noch gut an den Verkauf. Dies bestätigte mir auch seine 3 Jahre ältere Schwester Erna.“ (14. April 2006) Dem Schreiben fügte sie ein Bild der Friederike von Blumenstein bei, das nebenstehend abgebildet ist. Sie starb am 22.1.1965 in Oberaden/Bergkamen

In Sedrowen/Treudorf gibt es noch ein Vorlaubenhaus. Für die ganze Gegend auffallend sind überhaupt die vielen Holzhäuser.

Das Dorf Rohrdorf entstand 1740 mit dem Namen Trzianken und wurde per 19. 9. 1877 in Rohrdorf umbenannt. Die Besiedlung ging hier nur sehr schleppend voran, denn die wirtschaftlichen Verhältnisse waren wegen der häufigen Überschwemmungen des Omulef recht bescheiden. Erst die Flussregulierung 1934 mit gleichzeitiger Anlage von Entwässerungsgräben brachte spürbare Verbesserungen bei den Ackererträgen.

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