Geschichte von Ilawa – Deutsch Eylau
Auf einer Halbinsel des Geserichsees (jez. Jeziorak) legte der Orden einst einen Hof und eine Mühle an. Daneben gründete 1305 der Christburger Komtur Sieghard von Schwarzburg das kleine Städtchen Dt. Eylau, das man später als die “Perle des Oberlandes” bezeichnete und das zur größten Stadt im Landkreis Rosenberg anwuchs. Die dazugehörige Handfeste von 1317 ist allerdings nicht mehr vorhanden.
Hier, südlich des langgestreckten Geserich-Sees, kreuzten sich verschiedene Handelsrouten, die an dieser Stelle auf einer langen Holzbrücke eine Ausbuchtung des Sees und das Flüsschen Eylenz (Ilawka) überquerten. Das war mit Wegegebühren verbunden und förderte so die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde.
Eine in lateinischer Sprache ausgefertigte weitere Handfeste, unterschrieben von dem Christburger Komtur und späteren Hochmeister Luther von Braunschweig, benannte die Siedlung “Ylavia”, seit 1333 dann Ylaw (= Eylau).
Der Ort unterstand bis 1340/41 einem Pfleger der Komturei Christburg. Danach gehörte er verwaltungsmäßig zur neu gegründeten Komturei Osterode. Heinrich von Plauen, der spätere Verteidiger der Marienburg, war eine Zeit lang Pfleger in Deutsch-Eylau. Der bekannte Ordenschronist Johannes von Posilge war um 1372 Pfarrer in Dt. Eylau.
Die vermutlich einflügelige Burg in der Südostecke der Stadt mit direktem Zugang zur Pfarrkirche entstand im 1. Viertel des 14. Jhs. und war nie besonders bedeutend. Während des Städtekrieges(1454 – 1466) wollten böhmische Söldner als Pfandgläubiger Burg und Stadt an den König von Polen verkaufen, ähnlich der Marienburg. Die Übergabe wurde jedoch hier von den Bürgern unter der Führung von Hauptmann Ulrich von Kinsberg aus Osterode verhindert. Nach dem Frieden von Thorn 1466 blieb Dt. Eylau beim Ordensstaat.
In der nachfolgenden Zeit verfiel das Feste Haus und verschwand spätestens nach dem Stadtbrand von 1706. Die Fundamentreste, die man 1908 ausgrub, waren dabei so spärlich, dass es nicht möglich war, den ursprünglichen Zustand und die Ausmaße zu rekonstruieren.
Hochmeister Albrecht von Brandenburg verpfändete 1522 Stadt und Hof an Paul Fasolt. Nachdem die Schuld eingelöst war, verkaufte Herzog Albrecht Amt, Hof und Stadt samt den zugehörigen Dörfern für 19.000 Mark an den Hauptmann zu Osterode und Liebemühl, Wolf von Kreytzen. Von dessen Familie erwarb den Besitz 1690 Ernst Finck von Finckenstein, der “reiche Schäfer”, und 1784 Karl Ludwig Alexander Graf zu Dohna.
1525 hielt die Reformation Einzug und bereits 1576 verfügte die Stadt über ein eigenes Schulgebäude für die Kirchenschule. 1706 vernichtete ein großer Stadtbrand viele Häuser und verschonte nur die Kirche, nicht aber das ordenszeitliche Rathaus, das dann abgebrochen wurde.
Seit 1719 besaß Dt. Eylau eine Garnison, die zeitweise recht stark war. Die Soldaten waren zunächst in Bürgerquartieren untergebracht und wohnten erst sehr viel später in Kasernen. Vor dem 1. Weltkrieg waren 3.000 Militärpersonen stationiert, was bei einer Einwohnerzahl von 10.000 Personen sehr gewichtig war. Dafür entstand 1898/99 die Artillerie-Baracken-Kaserne und 1901/02 das Offizierskasino – heute das Haus der Kultur. Später gab es noch weitere Kasernen. Die standen nach dem Frieden von Versailles weitgehend leer, denn bis 1932 war die Anzahl der Soldaten auf 700 abgesunken.
Eine kleine jüdische Gemeinde existierte in Deutsch Eylau am Beginn des 18. Jhs. Diese wuchs an bis auf 160 Juden in der Mitte des 19. Jhs. Um 1840 ließ man eine Synagoge in der Magazinstrasse am Rande der Altstadt errichten und verfügte seit 1815 oder 1828 über einen jüdischen Friedhof. Nachdem um 1900 eine Anzahl Juden abwanderten, kamen nach dem 1. Weltkrieg viele polnische Juden in die Stadt. Um 1930 zählte die Gemeinde rd. 100 Mitglieder, von denen jedoch in den nächsten Jahren ein großer Teil die Stadt wieder verließ. Deshalb wurde das Synagogengebäude veräußert, was die Nazis aber nicht daran hinderte, dieses 1938 in Brand zu setzen. Die Inneneinrichtung hatte man nach Zeven in Niedersachsen verlagert, wo die Synagoge aber zur Reichsprogromnacht samt Ausstattung ebenfalls vernichtet wurde. Dem Todeswerk der Nazis fielen offenbar etwa 40 in Deutsch Eylau geborene Juden zum Opfer. Die Reste des jüdischen Friedhofs wurden in den 1970er Jahren eingeebnet.[1]
Der Ort wurde 1873 an das Eisenbahnnetz angebunden. Mit der Verdichtung des Netzes wurde die Stadt ab 1877 ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt, was man heute noch an den umfangreichen Gleisanlagen erkennen kann. Hier kreuzten sich die Linien Danzig-Warschau und Berlin-Insterburg.
Auch die Verbindung mit dem Oberländischen Kanal 1862 brachte wirtschaftliche Belebung, indem man hier einen Umschlaghafen für die großen Getreidetransporte aus Polen einrichtete. Von hier aus wurde das Getreide auf Schiffen nach Elbing gebracht.
Bis 1928 betrieb man von Dt. Eylau aus den Ukelei-Fang im Geserichsee. Millionen dieser kleinen Weißfische wurden im Winter gefangen und geschuppt. Die Schuppen dienten der Herstellung von Perlmutt-Imitationen und von Christbaumschmuck. Der Fisch selbst wurde als billiges Nahrungsmittel nach Russland verkauft. Nach 1928 waren die Japaner auf dem Perlmutt-Sektor jedoch so konkurrenzlos billig, dass dieser Wirtschaftszweig aufgegeben werden musste
Im 2. Weltkrieg wurde der Ort am 20. Januar 1945 geräumt und danach zu 75 % zerstört.
Der Geserich-See (jez. Jeziorak), der sich von Nord nach Süd über 27,5 km durch die Landschaft schlängelt, ist heute der längste See Polens. Der deutsche Name Geserich hat prußische Wurzeln und deutet auf Reiher (prußisch gese) hin. Während man sich bis 1945 als Perle des Oberlandes verstand, strebt man seit 1945 danach, als Zentrum des Segelsports in Westmasuren zu gelten.
Informationen über die Burg in Dt. Eylau findet man bei Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, “Burgen im Deutschordensstaat Preußen – Pomesanien, Oberland, Ermland, Masuren”, Olsztyn 2009, S. 165
[1] Klaus-Dieter Alicke, Osterode und seine jüdischen Mitbürger, Osteroder Zeitung, Dezember 2015, S. 25 ff